AW: Wie denn? Was denn? Wo sind die Freiburger? - Teil 10
Rennbericht Hobbyrennen Wyhl, 10.7.11
Morgens um 5:55 wach, von Plattfuss geträumt

und siehe da: HR tatsächlich nur noch 4 bar statt wie am Vortag mit 9 aufgepumpt. Strange, also statt gemütlichem Frühstück am Tisch noch schnell kauend Schlauchwechsel. Natürlich Leberwursttoast mit Petersilie, wie immer vor wichtigem Radeln

. Auf dem Hinweg fällt mir siedendheiss ein, dass ich vergessen habe, die Mantelinnenseite wie sonst üblich nach Spitzem abzusuchen, aber es ging zum Glück gut.
Wetter morgens noch schön, später bedeckt bei 20°C & leichtem Westwind, um 7:00 gemütlich ~33km nach Wyhl rausgerollt, mit einem 30er und 119 Puls das Warmfahren schon mal erledigt gehabt. Diesmal etwas weniger Starter als die 40 vom letzten Jahr, nur ca. 25 Starter in zwei AK (Trennlinie Bj. 70, haben sich wahrscheinlich vom angekündigten angeblichen Regen kirre machen lassen, der dann aber erst gegen Mittag kam), darunter auch mehrere unrasierte Hobbybeine so wie meine.
30km – 47:10 – Schnitt 38,7 km/h – HF 155/177 – TF 97/126 – Max 52km/h – ~ 9./10. Gesamtplatz
Das topfebene Rundstreckenrennen (links rum gefahren, 6 Kurven, ein Randstein direkt nach dem Ziel zum Überspringen, 13HM auf 30km in 20 Runden á 1,5km) war diesmal deutlich langsamer: 38,8 war am Ende der Schnitt, und der Höhepunkt des Bummelns war 29,6 bei einem 132er Puls :spinner: . Am Anfang war es anderthalb Runden lang mit 43-47 etwas flotter, aber dann dümpelte alles so mit 38-39 rum, was sich im Feld wirklich locker fährt (Puls max. ~150). Keiner wollte so richtig führen, die Cracks haben sich geschont und wir Hobby-Testoten wollten uns noch nicht totfahren; ein paar kleinere Attacken wurden direkt im Keim nach ein paar hundert Metern erstickt. War immer und von Anfang an im vorderen Drittel zu finden, was aber nix heisst, da es keine Ausreisser gab. Irgendwann mal wurde es mir zu bunt und nach der peinlichen 30er Runde habe ich vor der Ziellinie mal eine kurze Attacke lanciert, nur um den Zuschauern dort ein bisschen Speed zu bieten.
Nach der Hälfte des Rennens büxte ein (unrasierter) junger Fahrer mit schlechtsitzendem
Helm und fragwürdigem auberginefarbenem Outfit in Zeitfahrmanier aus, und ich dachte mir: fahr das Loch zu und zu zweit ziehen wir das dann bis zum Ende schon irgendwie durch. Ich hätte mein Testo zügeln, auf meinen Instinkt hören und die Tatsache, dass das Feld eher ruhig blieb, ernst nehmen sollen. Bin also hinter ihm hergeheizt und kam aber nur schwer ran, er war schnell. So fand ich mich irgendwann zwischen ihm und dem Feld mit jeweils ca. 15-20m Abstand, also was tun? Nach 4 harten Kilometern (2,5 Runden) hatte ich ihn endlich erreicht und was passierte? In dem Moment ging ihm der Saft aus

, so ein Shiet. Nix mit zu zweit weiter, das Feld hatte uns ruckzuck wieder eingeholt, und zum Glück kamen dann wieder zwei ruhigere Runden zum Erholen. Ein weiterer unrasierter älterer Fahrer mit unglaublich miesem Outfit (altes löchriges lila Flattertrikot, verkrumpfelte schiefe Startnummer, Schaltzug übelst aufgespleisst, schwarz-öliges Ritzelpaket, miese Schuhe etc.) wuselte laufend an der Spitze rum und machte es mir sehr schwer, mich von ihm fernzuhalten. Was alle anderen auch wollten, denn der Typ roch nach Trouble und Sturz, fuhr aber ziemlich schnell. Irgendwann mal im letzten Renndrittel tauchte er neben mir auf und verkündete aufgeregt und atemlos, dass wir ein Loch gerissen hätten und jetzt weg sein könnten. Ich schaute mich um und tatsächlich war da ein kleines Loch von vielleicht 8 Metern oder so. Also Herz rasch entschlossen in die Hand genommen, wieder meinen Instinkt ignoriert und zur vermeintlichen belgischen Duokreiselflucht angetreten: nach nicht mal 200 Metern hinter mir sagt der Typ vor dem anstehenden Wechsel auf einmal, dass er nicht mehr könne. Erst dachte ich, dass er mich versäckelt hatte (offenbar Freund von der jungen Aubergine), aber es war „wieder sein erstes Rennen nach 15 Jahren“, wie ich hinterher erfuhr.
Ich kehre entnervt zu meinem ursprünglichen Plan zurück, nicht wie letztes Jahr mein Glück im Sprint auf den letzten 200 Metern zu versuchen (bin einfach kein Sprinter), sondern direkt am Anfang der letzten Runde vor der fiesen Kurvenkombi, durch die man höchstens zu zweit nebeneinander fahren kann, alleine anzugreifen; ohne irgendwelche Hirpels, die dann doch schlappmachen

. In der vorletzten Runde bin ich kurz unaufmerksam und auf einmal ~10.er, also schiebe ich mich in dieser Runde wieder in Richtung erster Platz vor, was zum Glück gelingt: voller Antritt auf der Ziellinie und ich bin wie geplant als erster in den Kurven und trete auf Teufel komm raus, kurz vor Sprintintensität. Ist schwer einzuschätzen, wie lange das durchzuhalten sein wird, aber die Würfel sind nun gefallen, jetzt gilt´s. Komme tatsächlich auch ein gutes Stück weg von Feld, schätze mal 20, 25 Meter: schwer zu sagen. Habe hinterher erfahren, dass es direkt hinter mir in der fiesen Kurvenkombi fast einen Massensturz mit ca. 8 Fahrern gegeben hätte, die sich aber wohl – leider :devil: :floet: - wieder sortieren konnten.
So, und jetzt begehe ich zwei kleinere Fehler, die sich in Folge rächen sollen. Auf der drittletzten Geraden sehe ich mich anfangs einmal um und habe immer noch besagten Vorsprung. Mein Herz klopft wie wild, ich reisse bei Tempo 47 fast meinen Unterlenker ab und versäume dadurch, mich in der Mitte der Geraden vor der vorletzten Kurve noch mal umzusehen. Fehler 1! Dadurch merke ich nicht, dass ein Fahrer sich links von mir nähert und innen an mir vorbei in die vorletzte Linkskurve gehen kann: Fehler 2! Ich MUSS natürlich erstens sehen, dass einer kommt und zweitens die Innenlinie fahrend zumachen und ihn nach aussen zwingen. So brüllt er „INNEN!“ (ich muss ihm Platz machen, da er neben mir fährt), reisst ein Loch für mehrere andere Fahrer, die hinter ihm her auch innen durchfahren und so mich nach aussen in die Kurve zwingen, was bei dem Tempo kein wirklicher Schleck ist :wut: . Und so werde ich 400 Meter vor dem Ziel von mehreren Fahrern überholt, die mich nicht mehr nach innen lassen, logisch; komme aussen in die letzte Kurve und habe dann 8-9 Fahrer vor mir, die es auf der Zeilgeraden die letzten 200m unter sich aussprinten. Wir kommen zwar gemeinsam ins Ziel, aber ich eben wenige Sekunden später. Interessant ist, dass ich mMn. nach unter den ersten 10.Gesamtplätzen stehen müsste, weil ich extra noch mal das Tempo erhöht habe, um einen Fahrer rechts vor mir noch abzufangen, was mir auch gelang. Aber die Wertungen wurden dieses Jahr nur bis Platz 8 je AK aufgenommen und da erschien ich nicht auf der Liste. Finde ich schade und verstehe es auch nicht, aber letztlich spielt es keine Rolle. Sie benutzen bei den Hobbyfahrern auch die vorhandenen Zielkameras nicht. :ka:
Auf dem Podium standen in beiden AK nur Fahrer, die keine bis sehr wenig Führungsarbeit geleistet haben und clever abgewartet haben, wie sich wir Unrasierten und Ungeduldigen da vorne abrackerten, um dann frisch in den Endkampf zu gehen. Es hat trotz allem Spass gemacht, wieder was gelernt und es lief auch gar nicht schlecht; hatte z.B. keinen Einbruch wie letztes Jahr mal kurz in der Mitte. Dennoch schade, es wäre mehr drin gewesen: ich habe auf die falschen Pferde/Fahrer gesetzt und war selber auch eines/r.
Fazit:
1) Nervig, weil im Schnitt zu langsam! Unter 40 fehlt eindeutig das Rennadrenalin. Also entweder irgendwie mit Teamkollegen oder Zufallspartnern kreiseln oder länger alleine schnell fahren trainieren. Oder Lizenz fahren und zwar nicht gewinnen, aber wenigstens schnell unterwegs und hinterher müde sein

.
2) Listen to your heart: unrasierte Beine und liebloses Material gewinnen keine Rennen! Wer viele Runden lang bis ins Ziel alleine im Wind ein Rennen dominieren kann, hat viel ernsthaft trainiert und kümmert sich entsprechend um sein Erscheinungsbild. Wenigstens ein bisschen.

3) Mehr und öfter umsehen, vor allem am Schluss und in entscheidenden Rennsituationen!
4) Fahrlinie sorgfältig wählen und innen zumachen!
5) Pokerface wahren und nicht zu nett sein!
6) Letztes Mal waren es 40 statt ~25 Starter und alle wurden am Schluss gelistet, was eindeutig mehr Spass macht als hinterher so gar nicht aufzutauchen.
7) Zwischensprints & Zielfotos á la Kriterium täten dem Rennen gut. Wird zu lahm so.
Habe mich danach noch in Bötzingen mit PT getroffen und bin mit ihr im einsetzenden warmen Regen rum gefahren. Musste noch einiges an Testo loswerden und habe ausserdem PT´s Ohr abgekaut:
Es kamen so zu den schon gefahrenen 2,5h und 80km mit Texaspass-Vogelsang-Mengen-BZ-Schönberg von Ebringen-Katzental links nochmal
82km - 3:05 - 1050 Hm dazu, und dann war endlich gut. Der Regen hat dann irgendwie auch noch gut gepasst und war gar nicht nervig. Habe nicht mal die Regenjacke angezogen, nass war ich eh.
