Hier ist die Studie von Jim Martin, aus der die Empfehlung Kurbellänge gleich Beinlänge*0,2 erarbeitet wurde.
Man beachte freilich, dass die Autoren zu dem Ergebnis kommen, "use of the standard 170-mm length cranks should not substantially compromise maximum power in most adults."
Die Effekte der Kurbelllängen auf die Max-Leistung betrug nämlich max. 4%, dabei wurden allerdings Kurbellängen zwischen 120 und 220mm untersucht. Anders gesagt: Man muss extreme Variationen an der Kurbellänge vornehmen, um überhaupt nachweisbare Effekte zu erzielen. Daher ist davon auszugehen, dass Effekte aus der Veränderung handelsüblicher Kurbellängen sehr gering ist.
https://www.researchgate.net/public...er_Crank_length_pedaling_rate_and_pedal_speed
Jo, ich kenn die Studien vermutlich alle, man liest sich ja so einiges durch, bevor man viel Geld ausgibt..
Trotzdem wird m.E. vieles darin nicht berücksichtigt. Ich spreche immer von großen Menschen, wohl gemerkt.
Zum Beispiel berichten alle (Großen), die zu groß wechseln, (ich damals von 172,5 auf 180) erst von einer Art Muskelkater.. als ob ungewohnte Muskelbereiche beansprucht und eingesetzt werden; wo waren die vorher, lagen die dumm rum, hatten die nichts zu tun? Egal, jetzt werden sie trainiert und genutzt. Aber nicht von jetzt auf sofort.
Umkehrt merkt man übrigens nicht solch einen Effekt, außer, dass man das Gefühl hat, man trippelt wie eine Nähmaschine ineffektiv auf der Stelle rum. Ich merkte das mal beim Fahren mit einer kürzeren Kurbel recht stark an meinen immer gleichen Intervallen, da war auf 20 Minuten mit 20 Watt weniger Schluss. Das sind 5-6%, in FTP ausgedrückt würde ich dafür töten!
Die Frage ist, bei solch einer Studie, hatten die Probanden die Möglichkeit, sich ein paar Wochen/Monate an eine neue Länge zu gewöhnen, um eine bessere Effektivität überhaupt entwickeln und nutzen zu können? An welche Kurbellänge waren sie vorher gewöhnt, waren es überhaupt Radsportler? Hat man jeden Probanden ein halbes Jahr mit jeweils 165, 170, 172.5, 175, 177.5 und 180 fahren lassen, unter gleichen Trainingsbedingungen, und das dann ausgewertet? Natürlich sowohl Sprint als auch Marathonfahrten? Wohl kaum. Es wäre dann ja eh nicht mehr valide vergleichbar, es gäbe viel zu viele Unwägbarkeiten.
Wenn man jemand Kleines auf einen zu großen Rahmen mit korrekter Sitzhöhe schnallt, wird er sicherlich beim FTP-Test keine messbaren Unterschiede treten. Wohl wird er sich aber auf Dauer unwohl fühlen (teils, ohne dass es ihm bewusst ist), wenn er viele Ausfahrten, Wochen, Monate damit unterwegs ist.
Ich vergleiche Kurbellängen auch gern mit Treppenstufen. Große Leute nehmen, wenn es schnell gehen soll, gern 2 auf einmal, und sind damit auch (erstmal) schneller, als wenn sie jede einzeln tippeln müssten. Natürlich muss man sich das überlegen, wenn man einen ganzen Wolkenkratzer durchs Treppenhaus hoch muss. Dann kann man vielleicht besser wieder kleinere Stufen nehmen. Oder welche, die individuell seiner Beinlänge entsprechen? Vielleicht bekommt er auch davon erst einmal Muskelkater am nächsten Tag.. aber am Ende wird es nicht die schlechteste Lösung gewesen sein, verglichen mit der genormten Treppenstufe für alle, ob Kinder, kleine Asiaten oder Basketballspieler.
Aber eines ist sicher.. es ist etwas zu kompliziert und langwierig, um es mit simplen Kurzzeit-Studien mal eben an irgendwelchen Probanden zu checken.
Ich kann nur von den Großen berichten, die lange Kurbeln probiert haben, und die möchten sie alle nicht mehr missen.