• Hallo Gast, wir suchen den Renner der Woche 🚴 - vielleicht hast du ein passendes Rennrad in deiner Garage? Alle Infos

Waroschitz Innsbruck Rennrad 40er/50er Jahre?

Mr._Tonzy_Linder

Aktives Mitglied
Registriert
15 März 2010
Beiträge
907
Reaktionspunkte
1.226
Ort
Pößneck
Als kleine vorweihnachtliche Überraschung kam gestern ein Paket mit einem Rennrad an, dass ich mir in Österreich gekauft hatte.
Der Kaufanreiz für mich waren zunächst nur die Diamant-Aluminiumkurbeln und -Flügelmuttern aus den 30er Jahren; mehr war auf den Bildern auch nicht wirklich zu erkennen. Beim Auspacken fielen mir aber das geringe Gewicht (9,2kg) und die hochwertig wirkende Verarbeitung des Rahmens auf.
Darum wollte ich den - aus meiner Sicht - "Beifang" hier einmal vorstellen und schauen, ob sich dazu noch etwas spannendes ergibt.

Einige Fotos vom Rad und dessen Details habe ich hochgeladen:
http://fotos.rennrad-news.de/s/17313

Folgende Dinge sind mir aufgefallen oder habe ich schon näher recherchiert:

Die hintere Universal-Bremse ist direkt an den Rahmen montiert bzw. "integriert". Ich habe keine vergleichbare Lösung im Netz finden können, aber die Ausführung wirkt professionell.


Das Abziehbild am Sitzrohr wurde zweimal übereinander aufgebracht. Beide Klebungen sind eher mäßig gemacht. Die vollständige Beschriftung lautete wohl "Radsport Waroschitz Innsbruck". Hans Waroschitz war vor dem WK2 selbst Radrennfahrer und danach wohl ein wichtiger Radsportfunktionär in Österreich (http://www.innsbrucker-schwalben.at/index.php?option=com_content&view=article&id=6&Itemid=5)
Unter dem Tretlager findet sich die Rahmennummer 73W . Ob das "W" möglicherweise für "Waroschitz" steht oder nur Zufall ist?
Der Rahmen, dessen Muffen und vor allem der Übergang der Sitzstreben zu den auffälligen Ausfallenden wirken sehr filigran und sauber verarbeitet. Die Sattelmuffe hat vorn eine kleine Kerbe; ein Merkmal von dem mir mal jemand gesagt hat, dass es auf Paupitz hindeuten würde, aber das kann ich mir hier kaum vorstellen.

Der rotbraune Lack ist sicher nicht original. Ob es die gold-metallic-Schicht darunter ist, weiß ich nicht.
Die Gabel ist sehr wahrscheinlich nicht die originale, denn sie wirkt wesentlich grobschlächtiger als der Rahmen und passt nur dank mehrerer Unterlegscheiben in den Steuersatz.


Da mein Spezialgebiet ganz klar die mittel- und ostdeutsche Fahrradindustrie ist, möchte ich mal ganz allgemein in die Runde fragen, was euch noch zu dem Rad einfällt.
Hat Waroschitz selbst Rahmen gefertigt oder zugekauft oder hier vielleicht nur neu lackiert?
Von wann könnte der Rahmen sein?
Von wann sind die Komponenten? Welche könnten original sein?
Was bedeutet die verschnörkelte Beschriftung auf dem AVA-Vorbau?

Ansonsten habe ich jeweils zu den Fotos im Album noch ein paar Anmerkungen geschrieben, die hier zu weit führen würden.
 

Anzeige

Re: Waroschitz Innsbruck Rennrad 40er/50er Jahre?
Interessantes Teil. Bin gespannt, ob sich die Geschichte des Radels zusammentragen läßt!
 
Die hintere Bremse ist nicht vollkommen ungewöhnlich, das hatte ich an meinem Gloria (ca. 1937) auch, dem Hörensagen nach häufiger.

Charles Pelissier hat unter seinem Namen auch Räder angeboten, höchstwahrscheinlich irgendwo eingekauft.
Und da ich ein solches besitze:



...möchte ich nur mal generelles Interesse bekunden, solltest Du (wider Erwarten) den Vorbau mal abgeben wollen...:rolleyes:
 
OK, dann geier ich auch mal. Super schicker und interessanter Rahmen. Würd ein mein Beuteschema passen :D

Wenn der also um die RH 58 (also ab 56 m-m bis 58 m-m würde ich nicht nein sagen) hat und Du den irgendwann abgeben wollen würdest, dann würde ich dem guten Stück gerne eie neue Heimstadt bieten ... auch ohne Alukurbel und Flügelmuttern
 
Die Gabel würde ich auch als nachträgliche Ergänzung ansehen. Die paßt auch zeitlich nicht so ganz.

Die hintere Universal-Bremse ist direkt an den Rahmen montiert bzw. "integriert". Ich habe keine vergleichbare Lösung im Netz finden können, aber die Ausführung wirkt professionell.

Ne, ne, das gab es ab den 30er Jahren z.B. bei Gloria (La Garibaldina Extra Corsa in der Serie), bei Frejus (in der Serie), bei Lygie, bei Taurus, bei Preziosi, bei Ganna, bei Bianchi mindestens an deren Teamrädern. Dann haben das in den 70ern Toni Marastoni und einige andere kleine, teilweise unbeachtete und unbekannte Rahmenbauer wieder aufgegriffen. Ich glaube, ich habe sogar schon ein Galmozzi mit dieser Lösung gesehen - meines aus den 40ern für Cambio Corsa hat es aber nicht. In D hat es Altinger auch so gelöst - zumindest beim Tandem von Tobi. Und es gibt ein Molteni Mercky, welches entweder von Ugo de Rosa oder Ernesto Colnago für einen Rekordversuch für Eddy Merckx gebaut wurde, das hat diese Form der Bremsbefestigung ebenfalls.

Im Grunde genommen ist das zumindest aus Gewichtsgründen mit der Inbusbefestigung und Titanschrauben nicht mehr gewichtstechnsich günstiger.
 
Vielen Dank für eure Erläuterungen zu dem Rad.
Wenn die Lösung der Hinterradbremse so verbreitet war, taugt's natürlich nicht wirklich zur Herstelleridentifizierung. Aber zumindest hätten sich selbst große Hersteller wie Diamant mal eine Scheibe davon abschneiden können, denn der einfach durchgebohrte Steg ohne Verstärkungshülse am Modell 67 wirkt dagegen nur wie Pfusch.

Und ich freue mich, dass ihr das Rad offenbar auch mehr als Teilespender, denn als bewahrenswerten Schatz anseht ;)
Welche Teile ich dann letztlich abgebe, muss ich mir noch überlegen, aber ich merke mir eure Anmeldungen schonmal vor. Rahmenhöhe messe ich nach den Feiertagen mal.
Gibt's für die Schaltgruppe einen Markt? Ich hätte die spontan in eine Güteklasse verortet, die man in dem Zustand ohne schlechtes Gewissen in die thermische Endbehandlung geben kann.

Wie sieht es eigentlich mit den Muffen und Ausfallenden aus? Sind die etwas industriell hergestelltes und allgemein verarbeitetes wie Nervex oder etwas spezifisches vom entsprechenden Rahmenbauer?
 
Die Ausfallenden habe ich so noch nie gesehen, die gelungenen Muffen dagegen schon häufiger, die entsprechen den Vorlieben/Moden der Zeit, französisch würde ich sagen.
 
…, französisch würde ich sagen.

War mein erster Gedanke auch. Die Gabel erinnert vom Gabelkopf und den großen Ösen für die Schutblechstrebenbefastigung (ohne dem topfförmigen Gegenhalter) an Peugeot. Vielleicht lässt sich ja anhand des Gabelschaftgewindes das Herkunftland bestimmen.

Grüße

Klaus
 
Zurück
Oben Unten