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Streßverarbeitung

  • Ersteller Ersteller lula
  • Erstellt am Erstellt am
Für mich ist das ein wertvoller nicht-technischer Thread im Forum. Es gehört viel Mut und Offenheit dazu, hier eigene Ausnahmesituationen zu beschreiben und sich der Meinung anderer zu stellen, die sich besser oder schlechter in diese Situation hinein versetzen können. Neben dem Umgang mit dem eigenen (fremden) Zustand setzt das Reagieren auf die gutgemeinten Tipps der Gemeinde ein gesundes Urteilsvermögen voraus, welches ich an dieser Stelle eventuell nicht mehr hätte.
Meine Wahrnehmung ist, dass die von lula beschriebene Symptomatik in dieser oder anderer Form im Kreise beruflich und privat sehr aktiver Menschen häufiger auftritt. Ich glaube, dass unter den Mitgliedern/Lesern dieses Forums viele solcher (aktiver) Menschen sind und einige Beiträge bestätigen dies.

Für mich stellt es sich schwierig dar, von Ferne und aus Laiensicht Empfehlungen für das Verhalten in einer von vielen inneren und äußeren Faktoren geprägten komplexen Situation zu geben. Ich möchte dennoch versuchen, ein paar Gedanken niederzuschreiben, die mir zu diesem Thema wichtig sind und Dir, lula eventuell helfen können.
Ich hatte das Glück, in einer bestimmten (für mich nicht kritischen aber wichtigen) Lebenssituation Menschen kennen zu lernen, die mir den Spiegel zur Selbstreflexion gehalten und mir so einige wertvolle und tiefgehende Erkenntnisse ermöglicht haben. Diese Erkenntnisse haben mir vor allem bei der Beantwortung folgender Fragen geholfen:
1. Wie bin ich?
2. Warum bin ich so?
3. Ist es für mich ok, so zu sein?
4. Wie fühle ich mich, wenn ich Dinge anders tue als bisher?
5. Wie nehme ich die Reaktionen meiner Umwelt wahr?
Ohne dies jetzt detaillier ausführen zu wollen kann ich sagen, dass ich von der Prägung der eigenen Verhaltensmuster in früher Kindheit ziemlich überzeugt bin. Ich habe bei näherem Hinsehen (mit professioneller Hilfe) die Auslöser für wichtige Weichenstellungen des eigenen Verhaltens gefunden. Eines Verhaltens, das in der Kindheit geprägt bis heute in bestimmten Situationen wie ein Film, wie ein festes Schema abläuft. Dieses Verhalten –in all seinen Facetten- macht (gemeinsam mit der genetisch geprägten Komponente meines Charakters) meine gesamte Persönlichkeit aus. Es ist eine Basis eine sichere Hülle für das Überleben. Es kann aber auch zu einem Korsett werden, zu einer Beengung:
Warum muss ich immer alles so perfekt machen? Warum halte ich mich für so unersetzlich? Warum nerven mich immer alle? Warum muss ich 7x in der Woche trainieren?
Das Thema heißt „Persönliche Freiheit“. Das ist die Fähigkeit, Dinge tun zu können, aber nicht zu müssen. Das ist die Gabe, zusätzlich zu den eigenen festen Mustern optionale Handlungsalternativen zu haben.
Der Weg dahin ist weit und beginnt mit dem ersten schwierigen Schritt der Selbsterkenntnis. Ich empfehle hier professionelle Hilfe. Es lohnt sich. Es fühlt sich fantastisch an, den eigenen Rahmen, den man jetzt deutlicher spürt, um ein paar Millimeter zu dehnen. Etwas anders zu machen als es ‚selbstverständlich’ (was ist das eigentlich?) ist. Zu sehen, wie das Umfeld - auch nicht mehr meinem Reflexionsmuster entsprechend- darauf reagiert.
Erste erstaunliche Erkenntnis für mich war: Keiner nervt mich außer ich. Genervt sein war/ist mein Reaktionsmuster auf ein äußeres Ereignis. Ein alternatives Schema wäre Gelassenheit. Oder Erstaunen. Oder interessiertes Nachfragen.
Stück für Stück kann es gelingen, so viele Handlungsalternativen in bestimmten Situationen zu haben, dass krankmachende Muster nicht mehr automatisch ablaufen müssen. Zugegeben, bis zu den 8 Jahren Urlaub von paule66 ist es ein weiter Weg, die meisten Menschen werden ihren persönlichen (Wohlfühl-)Rahmen nicht soweit dehnen können/wollen. Ich persönlich bevorzuge auch ein bestimmtes Maß an Bestätigung und Persönlichkeitsentwicklung in einem stabilen beruflichen Umfeld, die über alles geliebte Familie, ein wenig Fitness (da kommt RR fahren drin vor) und das billige Haus am Stadtrand. Für andere mag es der Dauereinsatz im tropischen Regenwald sein oder Dauerurlaub auf Malle. Warum nicht.

@lula: Deine Beiträge stellen Dich als einen offenen Menschen mit hohem Problembewusstsein und dem Wunsch nach Erkenntnis und Veränderung krankmachenden Verhaltens dar. Dieses Verhalten liegt in Dir. Nur Du kannst es ändern. Es gibt Profis (im besten Sinne des Wortes), die Dich dabei nachhaltig unterstützen können. Es ist ein intensiver Weg (lang oder steil oder beides). Aber er beginnt ganz einfach: Mit dem ersten Schritt.
 
Hallo,
ich hatte (auch?) eine längere Sinn- und Lebenskrise. Ich glaube zwar nicht, dass es da wirklich einen Geheimtip gibt, sondern eher dass jeder da seinen Weg finden muss. Folgendes hat sich bei mir positiv ausgewirkt:
Therapie, Yoga als Ausgleich gerade zum Radfahren, Tarot, machen-wozu-ich-Lust-hab.

Letzteres war für mich als "kopfgesteuerten" und wohl auch extravertiertem - also vom Urteil anderer beeinflussbarem - Menschen besonders schwierig. Z.B. habe ich mir dieses Jahr das erste Mal ein Rad-Trainingslager "erlaubt", statt hier durch den Matsch zu radeln oder einen Cyclocrosser gekauft, einfach weil mir das Teil gefällt und eben nicht nach rationalen Maßstäben...
 
Ich hab keine Sinn- und Lebenskrise sondern einfach zu viel Streß gehabt.
Desweiteren bin ich auch der Meinung dass es jetzt nicht krankhaft war, das ich so viel gearbeitet habe. Ich muß einfach zusehen, dass ich meine Kohle verdiene. Blöd war die Aufteilung mit 7 Tagen die Woche, geb ich zu. Sobald der Körper sich nicht deutlich meldet, denkt man jedoch der Weg den man eingeschlagen hat sei gerade mal etwas holprig wird ja aber auch mal besser.
Ich habe gelernt,es wird besser irgendwann, aber es heißt nicht das der Körper auch so lange durchhält. Wenn es erst zu spät ist, dann erst macht man sich leidergottes Gedanken über andere Wege. Ich hoffe arbeitstechnisch kann ich meine Pläne umsetzen, damit sich auch etwas bessern kann. Naja, warten wirs ab. Geht ja erst Montag wieder los :o So long! Danke für eure lieben Tips und Erfahrungen die ihr mir anvertraut habt. Ich werde einiges davon beherzigen und ich bin mir sicher es gibt noch eine Menge anderer junger Leute die von diesem Thread irgendwie profitieren können. Es sind wirklich erschreckend viele die schonmal einen Burn Out hatten. Es wird mental ein harter Weg. Aber diese Erfahrung hat mich auch ein Stück weit egoistischer gemacht und lässt mich mit wacheren Augen und hellhörigeren ohren durchs Leben gehen (fahren:) . Ich kann nur jedem raten: Leute hört auf euren Körper!
 
paule66 schrieb:
Sport ist die beste Streßbewältigung und Kompensation für den Körper, aber das machst du ja schon. Natürlich in Maßen, wenn du dir beim Sport auch noch Stress machst, kann das womöglich kontraproduktiv sein.
Ansonsten hab ich da nicht viel Mitleid mit dir. Ich kenne genug Leute, die vor mir im Büro sind, lange nach mir gehen und den ganzen Tag herumrennen wie unter Strom, nebenher dann noch ein Haus bauen o.ä., am Wochenende Familienstressprogramm zelebrieren und nie länger als 5h schlafen.
Das Problem ist, daß vielen Leuten nicht klar zu sein scheint, daß sie sterblich sind. Mit keinem Geld der Welt kannst du dir auch nur 1h Lebenszeit dazukaufen.
Arbeiten bis zum Umfallen, damit du dann mit einem teuren Auto oder dergleichen angeben kannst? Ich hab noch keinen getroffen, der keine andere Wahl gehabt hätte, darum kann ich nur sagen: setz deine Prioritäten!


Naja, ich hab bei meinem Sport mal so ein Langzeit-EKG mitgehabt. Bei der Auswertung war mein Doc. ganz bestürzt über die Werte und meinte, ich solle meinen Sport aufgeben, weil Blutdruck und Puls viel zu hoch wären.
Dabei mach ich doch auch nur das da: http://www.rennrad-news.de/fotos/showphoto.php/photo/9093/cat/500/ppuser/4519

Was den Streß angeht: Bishher hatte ich noch keinen Streß aus Überarbeitung. Bei mir rührt das alles eher aus Versagensängsten her und zeigt sich so, daß an meinen Händen die Haut großflächig Blasen wirft und man sie dann abziehen kann, wie andere Leute einen Handschuh ausziehen.
Inzw. geht es etwas besser. Ändern kann ich kurzfristig an meiner Situation nicht. Ich hoffe, daß ich zumindest noch 3 Jahre mit dem Streß umgehen kann. Danach sollte es besser werden.
 
lula schrieb:
So, an alle Berufstätigen unter uns:
Wie verarbeitet ihr Berufsstress am Besten? Stress ist ja bekanntlich ein beachtlicher Störfaktor in Sachen Training und führt auch zu körperlichen/gesundheitlichen Einschränkungen. Ich habe momentan zwei Jobs und habe teilweise sieben Tage die Woche durchgearbeitet. Die letzten Wochen habe ich mich in beiden Jobs ewig aufgeregt und Donnerstag bin ich dann zusammengeklappt. Jetzt hab ich die Notbremse gezogen und bis Mittwoch frei. Fahre nur noch Rad, esse und versuche irgendwie zu entspannen und den Streß im Kopf unter Kontrolle zu bekommen. Ich merke jedoch sobald ich mich aufrege, habe ich ein Stechen in der Brust (so Beklemmung irgendwie)und mein Kreislauf schwächelt... Habe versucht mir jeglichen Terminstress vom Leibe zu halten etc... Jobmäßig wird sich auch was ändern in Zukunft. So dass ich mindestens 2 Tage ausspannen kann. Bloß irgendwie komme ich nicht zum entspannen..ich bin innerlich total aufgewühlt und bezweifle dass ich bis Mittwoch wieder fit bin. Kennt ihr das? Und was macht ihr so zur Entspannung? (Jetzt kommt bitte nicht mit kiffen oder Alk ;) )


So long chris
Hi Chris,
ohne gelesen zu haben was der Rest der Gemeinde für Tips gibt kann ich nur feststellen:
Typisch weibliches Problem.
Sorry, wenn ich das jetzt so hart ausspreche, ist meine Erfahrung. Könnte Dir jetzt viele dämliche Tips geben, sage aber nur:
Keep Cool.
Laß die Scheiße im Job nicht so sehr heran, bewahre Distanz zu dem, was im Büro oder der Halle, halt im Job so abgeht. Es geht schließlich primär um Dich. Oder lebst Du um zu arbeiten? Ich arbeite um zu leben........
Hast doch sicherlich private Interessen die Dir wichtiger sind als Dein Job?!? Widme denen Deine Energie!:jumping:
Da kommt sicherlich mehr Freude auf, als wenn Dein Chef Dir sagt: Das hast Du aber gut gemacht!
Oder stehst Du auf Deinen Chef?:rolleyes:
Genieß den Abend, denk an die Tour morgen........................
mst
 
mst schrieb:
...
Sorry, wenn ich das jetzt so hart ausspreche, ist meine Erfahrung. Könnte Dir jetzt viele dämliche Tips geben, sage aber nur:
Keep Cool.
Laß die Scheiße im Job nicht so sehr heran, bewahre Distanz zu dem, was im Büro oder der Halle, halt im Job so abgeht. Es geht schließlich primär um Dich. Oder lebst Du um zu arbeiten? Ich arbeite um zu leben........
...

Naja, das sagt sich so leicht, aber wenn du an der Uni bei einer Prüfung im 3. Versuch bist und es heißt "Entweder wird es jetzt was oder ich fliege zwangsweise von der Uni..", dann kommt das halt.

In meinem Alter brauche ich an eine Lehre nicht mehr zu denken, da würde mich eh niemand nehmen. Gottseidank stehe ich z.Z. nirgends im 3. Versuch. An der Uni haben wir ja nicht umsonst im Schnitt jeden Monat einen, der eine Runde Uni-Schach spielt. Der Zug leutet jedes Mal "Springer H8-H1", also H-Gebäude, 8. Stock... Fenster auf ...
 
cbk schrieb:
Naja, das sagt sich so leicht, aber

wenn du an der Uni bei einer Prüfung im 3. Versuch bist und es heißt "Entweder wird es jetzt was oder ich fliege zwangsweise von der Uni..", dann kommt das halt.


Das ist ein sehr unangenehmes Gefühl.


Kleiner Tipp:

Wenn du dir die Klausur angesehen hast, und merkst das du es nicht schaffst, kannst du laut "AAAAAHHHHHHHHH" schreien, und dann in Ohnmacht fallen.

Soetwas gab es bei uns schonmal.
 
Kapitalist schrieb:
Das ist ein sehr unangenehmes Gefühl.


Kleiner Tipp:

Wenn du dir die Klausur angesehen hast, und merkst das du es nicht schaffst, kannst du laut "AAAAAHHHHHHHHH" schreien, und dann in Ohnmacht fallen.

Soetwas gab es bei uns schonmal.

Na, ich bin ja durchgekommen, hab dann auch im 3. Versuch 117 von 120 Punkten und damit die beste Klausur der 700 Studenten, die geschrieben haben, geholt. Aber das Gefühl vorher war schon etwas... naja... Streß pur.
 
Lula, Fakt ist: Du bist dir inzwischen(!) dessen bewusst, das deine Lebenssituation nicht optimal ist. Fakt ist aber auch, dass du weder bewusst bzw. willentlich, noch rechtzeitig, sondern zu spät und dann auch noch nicht willentlich, die suboptimale Situation beendet hast. Du hast sie quasi vorbewusst beendet, dein Körper hat für dich entschieden, was das beste für dich war. Ergo: Du warst willentlich nicht dazu in der Lage, ein für dich gutes, gesundes und freies Leben zu organisieren (Bitte nicht persönlich nehmen, ist gut gemeint!). Bis zum Zusammenbruch bist du entweder fahrlässig mit dir umgegangen oder du agierst nach Verhaltensmustern, die dir verborgen sind und dir nicht gut tun! Also musst du bei dir aufräumen, Klarheit schaffen.

Selbstkompetenz zeichnet sich ja, wie du sicher weißt, unter anderem dadurch aus, dass man mit sich selbst flexibel umgehen kann.

Zwei Ebenen.

1. Flexibilität innerhalb einer Situation. Einfacher Fragekomplex als gestalterische Hilfe:
- Was ist das eigentliche Ziel der gerade zu bewältigenden Situation?
- Was will ich in diesem Augenblick wirklich? (A)
- Sind beide Punkte Deckungsgleich? Öfter als man denkt ist das nicht der Fall, besonders dann, wenn mehrere Personen beteiligt sind (Vermischung von Sachebene und persönlicher Ebene).
- Wie kann das Ziel am Besten erreicht werden? Komplex wird es ebenfalls, wenn mehrere Personen beteiligt sind: Gegenseitige Beeinflussung, gemeinsame Gestaltung etc.

2. Flexibilität innerhalb meiner Selbstreflektion allgemein:
- Warum tue ich das, was ich tue? (Es geht nicht um „Ich brauche Geld“)
- Warum will ich das was ich will?
- Weiß ich wirklich was gut für mich ist? Das ist die allgemeine Version von A2. Hier wird es schwierig, aber auch interessant. Extremste Form: Psychotherapie (Dies ist nicht als Rat zu einer solchen gemeint!). Stress ist hausgemacht.

Ich fand den Vorschlag von b-r-m übrigens sehr gut!
 
Die beste Streßbewältigung ist, wenn das Vario schrille Töne von sich gibt. Oder etwa nicht, cbk? :)
 
Der Bart, bevor ich das Bild oben gemacht habe, das war Vario Anschlag, also bei mir irgendwas über 8m/s. :D
Aber ziemlich easy, weil großer Durchmesser. Das ist halt die Provence, starten, Expressaufzug und gut is.;)

Und so OT find ich das gar nicht, nach einem tollen Flug hast du absolut abgeschaltet. Da ist der Bürostress ruck-zuck und restlos vergessen.;)
 
Da hab ich abgeschaltet?

Naja, ich bin wohl noch nicht lange genug dabei. Bin mal mit so einem Langzeit EKG geflogen. Puls und Blutdruck waren da extrem hoch und bei Start und Landung katastrophal. ;)

Mein Doc meinte schon, ich solle es wieder drangeben. :(

Spinner. :p

@paule: Sie haben Post. ;)
 
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