Hallo, ich bin wieder da!
Der Besuch aus England ist abgeflogen und ich bin wieder frei, zu tun und zu lassen was ich will - Spurenbeseitigung inklusive.
Zur L'Eroica:
Mein Giovani hängt noch ungeputzt und staubig am Haken, so wie ich es am Montag, 11.10. hingehängt habe.
Ich hatte keinerlei technische Problem, weder mit den
Bremsen - es ging höllisch bergab, evtl. Vollbremsung wegen bergabschiebenden Zeitgenossen fast unmöglich, weil blockierende Räder in dem Schotter (Querstellen wg des flußbettartigen Wegzustands nicht möglich) unweigerlich zum Sturz führen - noch mit der Schaltung (
Shimano 600 arabesque, friction), noch mit den
Reifen (
Schwalbe Marathon, 28 mm).
Soweit - so gut!
Allerdings würde ich die strade bianchi freiwillig nicht fahren. Das macht wenig Spaß. Die Steigungen und Gefälle sind beachtlich, bergauf ab 8% etwa bin ich gewandert. Das war etwa 3 - 4 mal der Fall. Die geteerten Straßen sind kein Problem - jedenfalls nicht auf der 38 km-Runde, die ich in brutto 2,5 Std gefahren bin.
Und das ist der nächste Punkt: Alle Bekannten aus den Freds sind mindestens 75 km gefahren - und das war mir zuviel - ist für mich schon hier auf unseren Strassen grenzwertig. Daher bin ich quasi allein gefahren und das macht keinen Spaß. Um dich rum fast nur Italiener - nix englisch - und andere aus aller Herren Länder, Deutsche: Nicht auszumachen.
Und natürlich: Voll, voll, voll. Allerschönste Räder in Massen, man kann sie gar nicht würdigen. Es ging mir wie dem kleinen Prinz mit dem Rosenfeld. Jedes Einzelne eine Schönheit, aber in der Masse - aussichtslos und viele einfach in einem miserablen Zustand - Fahrmaschinen, nicht Pretiosen.
Gios, Masi, Tommaselli, Cinelli, Chesini, schöne Peugeot usw. gaben sich ein Stelldichein - aber wie gesagt, wenn ich einen darauf ansprach, konnte er weder deutsch noch englisch.
Im Blick auf Bianchi bin ich desillusioniert. Ein Bianchi steht / stand noch auf meiner Wunschliste. Aber das ist dort unten das Herkules o.ä. Italiens. Sehr unterschiedliche Qualitäten, ganz wenig Gutes. Das ist mit Gios ganz anders. Die waren meist auch gepflegt und mit guten Komponenten ausgestattet.
Der Teilemarkt ist beeindruckend gut sortiert, aber teuer! Campa Deltas, die ich evtl. für 250 - 300 Euro abgeben würde, sollten 550 Euro kosten! Sicher gibt es auch Schnäppchen oder Teile, die man sonst halt nicht bekommt und für die man deshalb (fast) jeden Preis zahlt, aber dann muss man sich durch Mauern von Menschen schieben und sich radebrechend verständigen.
Fazit:
Das Chianti ist schön, aber bergig, es gibt schöne alte Städtchen, tolles Essen (u.a. bifstecca fiorentino = 1,5 kg Steak incl. Knochen) und guten Wein.
Es gibt Menschen, die fahren gerne im Pulk, fahren gerne auf Straßen jeder Qualität und jeder Länge, zählen Höhenmeter und geradelte Kilometerfahren fürs Fahrtenbuch, fahren gerne mit dem Auto 1000 km hin- und 1000 km zurück und zahlen für die Übernachtung x mal 80 bis 130 Euro oder zelten auf dem Sportplatz.
Nichts dagegen. - Ich gehöre nicht zu diesen Menschen.
Ich war jetzt einmal dort und weiß jetzt, dass das nicht meine Veranstaltung ist. Zuviel Leute, zu schlechte Straßenstücke, zuviel Aufwand angesichts des erreichbaren Genusses. Für diesen Aufwand würde ich lieber nach Pau ins Vorland der Pyrennäen fahren oder nach Malle und dort genüßlich radeln.
Ausnahme: Panchons Vorschlag - in einer Clique von mehr oder weniger Bekannten dorthin fahren. So wie wir es hier in den SF Ausfahrten machen. Da würde ich - wenn es sonst passt - mitmachen und mit denen "meine" L'Eroica auf der Straße und danach erleben.
Soviel von mir als 1. Tat nach dem Besuch.
Ich hoffe, es ärgert niemanden, dass ich nicht nur begeistert berichte und ich will niemandem eine völlig andere Erlebniswelt bestreiten.