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Schutzwirkung von Helmen

ReiterDerApokalypse

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Weil diese Diskussion den eigentlich interessanten Faden <Allgemeine Verkehrsdiskussion> wie fast zu erwarten gesprengt hat, hier der Thread für alle, die das weiter diskutieren wollen. Vielleicht öffnet @arno¹ dann den anderen Thread wieder.
Zum Einstieg auch mal meine 2 Cents (ich fahre mit Helm, halte aber nichts von einer Pflicht) zu dem Thema, das meiner Meinung nach von zahlreichen Fehlannahmen sowohl von Befürwortern als auch Gegnern des Helms dominiert wird.

1. persönliches Erleben und persönliche Erwartungen sind kein Beleg
2. Korrelation ist nicht zwingend Kausalität
3. persönlicher Nutzen bedeutet nicht zwingend gesellschaftlicher Nutzen.

Was sagt die Studienlage?

Die ist aus meiner Sicht insgesamt sehr dünn. Es gibt zahlreiche Studien, die einen Nutzen des Helms nahelegen - allerdings haben eigentlich alle methodische Fehler, der häufigste Kritikpunkt ist zu Recht eine insgesamt zu geringe Fallgröße. Oft berücksichtigen die Analysen auch andere mögliche Einfluss-Faktoren auf aufgezeichnete Verletzungen zu wenig oder gar nicht, eine typische Fehlerquelle, wenn man versucht, den Nutzen einer Maßnahme nachzuweisen. Anders ist das übrigens, weil der Vergleich oft bemüht wird, bei Gurten im Auto - deren Nutzen ist klar nachgewiesen.

Das Gleiche gilt allerdings für die jeweilige Kritik an den vorliegenden Studien: da werden dann in der Regel alle anderen Korrelationen überbetont bzw. Korrelationen herangezogen, für die es selbst kaum tatsächliche Belege gibt. Das gilt besonders für das oft genutzte Argumente "mit Helm nimmt man größeres Risiko" und "Autofahrer gehen mit behelmten Radfahrern weniger rücksichtslos um". Zurückgeführt wird das meist auf Beobachtungsstudien oder Umfragen, die deutlich von subjektiven Einstellungen geprägt sind.

Aus meiner Sicht:

Nimmt man die komplette Studienlage und schaut genau hin, ergibt sich ein persönlicher Nutzen des Helms. Insbesondere bei selbstverschuldeten leichteren Unfällen ohne Unfallgegner oder solchen Kontakten, die nur leichte Crashs nach sich zogen. Will man zwischen Trage-Situationen unterscheiden, was ja viele Radler machen, wäre es m.E. sinniger den Helm im alltäglichen Verkehr (beim Fahren zum Bäcker) zu tragen, als auf der schnellen Rennradrunde, die meisten machen es eher anders rum.

Klarer ist die Studienlage zum Nutzen einer Helmpflicht: es spricht eigentlich alles dagegen, vor allem, weil eine Helmpflicht die Zahl der Radfahrer verringern würde.*

Die m.E. besten Diskussionsgrundlagen zum Thema:**

https://vm.baden-wuerttemberg.de/fi...rheitspotentiale_Fahrradhelme_Langfassung.pdf

https://www.udv.de/resource/blob/78...n-zur-schutzwirkung-des-fahrradhelms-data.pdf

https://www.zukunft-mobilitaet.net/116906/analyse/wirksamkeit-radhelm-studie-thompson-rivara-kritik/


* auch als klarer Gegner einer Pflicht wäre es für mich aber interessant, das noch mal aktuell mit neuen Studien zu erheben. Denn gefühlt scheinen Menschen ängstlicher zu werden, eventuell könnte das auch hier etwas verändern.

** als Nebenaspekt ergibt sich aus den Erhebungen übrigens auch interessantes zum eher geringen Nutzen von Radinfrastruktur, siehe Punkte Alleinunfälle.
 
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ich würde ohne helm wahrscheinlich seit 3 jahren tot sein. zumindest gehe ich (auch ohne vergleichsstudien) davon aus, da der helm beim aufprall in mehrere teile gebrochen ist. der unfall kam völlig unerwartet, keine chance auf irgendeine raktion.
ich persönlich finde es sehr leichtsinnig von radfahrern, auf den einzigen teil, der sie wirklich schützt, zu verzichten. es gibt genug knochen und körperteile, die man schutzlos der physik preisgeben muss. aber jeder, wie er glaubt.
zumt thema studien vielleicht noch: es gibt zumindest immer wieder meldungen von verkehrsklubs, ärzten usw, die auf die stark gestiegene zahl an (schweren) kopfverletzungen hinweisen, seit es e-scooter gibt. die fahren meist ohne helme.
 
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Was erwartetest Du von dem Thema?

Kann doch jeder Fahrer selber entscheiden…

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ich würde ohne helm wahrscheinlich seit 3 jahren tot sein. zumindest gehe ich (auch ohne vergleichsstudien) davon aus, da der helm beim aufprall in mehrere teile gebrochen ist. der unfall kam völlig unerwartet, keine chance auf irgendeine raktion.
ich persönlich finde es sehr leichtsinnig von radfahrern, auf den einzigen teil, der sie wirklich schützt, zu verzichten. es gibt genug knochen und körperteile, die man schutzlos der physik preisgeben muss. aber jeder, wie er glaubt.
zumt thema studien vielleicht noch: es gibt zumindest immer wieder meldungen von verkehrsklubs, ärzten usw, die auf die stark gestiegene zahl an (schweren) kopfverletzungen hinweisen, seit es e-scooter gibt. die fahren meist ohne helme.

Siehe Punkt 1. - ist ein schönes Beispiel. ;)

Dito auch für Punkt 2. Denn mehr Menschen, die verunfallen, bedingen mehr Verletzungen. Mehr zeigt sich da auch im Scooter-Beispiel erst Mal nicht.
 
Was erwartetest Du von dem Thema?

Kann doch jeder Fahrer selber entscheiden…

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Ich erwarte gar nichts, hoffe aber auf eine möglichst sachliche, an einem Ort konzentrierte Diskussion, die sich mit den Argumenten der jeweils anderen Seite beschäftigt und sie zumindest mal liest und versucht zu verstehen.

Die plakative Werbekampagne hilft da übrigens nicht weiter, weil sie nur sehr bedingt von Fakten gestützt wird. ;)

Und ja, jeder soll das natürlich selbst entscheiden, niemand sagt etwas anderes.
 
Siehe Punkt 1. - ist ein schönes Beispiel. ;)

Dito auch für Punkt 2. Denn mehr Menschen, die verunfallen, bedingen mehr Verletzungen. Mehr zeigt sich da auch im Scooter-Beispiel erst Mal nicht.
Das ist falsch! Mehr Menschen, die OHNE Helm verunglücken, bedingen mehr Verletzungen. Ich habe noch nie jemanden auf einen E-Scooter mit Helm gesehen.
 
Ich erwarte gar nichts, hoffe aber auf eine möglichst sachliche, an einem Ort konzentrierte Diskussion, die sich mit den Argumenten der jeweils anderen Seite beschäftigt und sie zumindest mal liest und versucht zu verstehen.

...

Und ja, jeder soll das natürlich selbst entscheiden, niemand sagt etwas anderes.
Dann kann das Thema geschlossen werden. Studien zweifelst Du an, da zu geringe Umfänge, persönliche Erfahrungen zählen nicht...
Trotzdem - für mich zählt das: Vor 4 Jahren wurde mein Canyon Ultimate bei einem Zusammenstoß mit 3 Motorädern zerstört: Vorderrad total verbogen und Felge gerissen, Oberrohr gebrochen, Gabel gebrochen.
Bei mir war es nur eine Radiusfraktur, aber am Helm war die Schale verbeult. Keine Ahnung was ohne Helm gewesen wäre, will ich auch gar nicht wissen.
Ach ja: Das Wetter ist super, die Zeit kann man also zum Fahren sinnvoller nutzen als für solche Pseudo-Diskussionen....
 
Dann kann das Thema geschlossen werden. Studien zweifelst Du an, da zu geringe Umfänge, persönliche Erfahrungen zählen nicht...
leider ist das Thema scheinbar nicht rational diskutierbar. Fängt ja schon mit der tendenziellen Auswahl der Quellen im Eingangspost an.
Tatsächlich ist die Frage nach dem Nutzen/Schaden einer Helmpflicht, abgesehen von grundsätzlich Wertvorstellungen, extrem komplex. Und wenn die Debatte dann noch ideologisch vergiftetet ist, werden kaum neue Erkenntnisse generiert, sondern man bestätigt seine Vorurteile.
Ist in diesem Beispiel zum Glück harmlos. Helmpflicht kommt so oder so nicht.

Wenn man ernsthaft machen wollte, würde man mit sowas anfangen:
https://www.cochranelibrary.com/cdsr/doi/10.1002/14651858.CD005401.pub3/abstractoder
https://academic.oup.com/ije/article/46/1/278/2617198
 
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Für mich ist die Schutzwirkung eines Helms geklärt, seit mein damaliger Mitbewohner (Mountainbiker) mal mit einem walnußgroßen Loch im Helm von einer Ausfahrt wiederkam. In einer Abfahrt gestürzt, auf einen Stein geprallt. Wie das ohne Helm ausgegangen wäre, kann sich jeder ausrechnen.

Helmpflicht ist was anderes. Würde ich für Kinder befürworten (z.B. bis 16 Jahre), danach greift das Prinzip Selbstverantwortung.
 
Im Wald sollte nun wieder die Helmpflicht anfangen 🍂🌰



Ich bin für hier im Ort schlichtweg zu faul, um den Helm anzuziehen, nach dem Motto: ach, die paar hundert Meter...
 
Helmpflicht kommt so oder so nicht.
Da wäre ich mir nicht so sicher.
Hab auf der gestrigen, gemütlichen Sonntagsrunde mal gedanklich strichliste geführt.
Von 21 begegneten Sportfahrern (RR, MTB) hatte 1 keinen auf.
Bei den Senioren, zu 98% elektrisch, waren es von ca 40 genau 3!
(die einen Helm aufhatten)
Bei uns steht jede Woche etwas von verunglückten Senioren in der Regionalzeitung.
 
Ich erwarte gar nichts, hoffe aber auf eine möglichst sachliche, an einem Ort konzentrierte Diskussion, die sich mit den Argumenten der jeweils anderen Seite beschäftigt und sie zumindest mal liest und versucht zu verstehen.

Die plakative Werbekampagne hilft da übrigens nicht weiter, weil sie nur sehr bedingt von Fakten gestützt wird. ;)

Und ja, jeder soll das natürlich selbst entscheiden, niemand sagt etwas anderes.

Da gibt es aber nicht viel zu verstehen, weil man ja die Argumente kennt. Toleranz hilft auch hier…

Werbekampagne ist nur ein Beispiel.
 
Zwei mal gestürzt! Beides mal mit dem MTB und beides mal total bescheuert! Beides mal auf den Kopf. Einmal mit Helm und einmal ohne. Ich kann dir sagen, niemals wieder ohne. Beim Sturz ohne wollte ich den Helm nicht mitnehmen weil wir nur von A nach B gefahren sind und ich den 250 Euro Helm nicht am Bike lassen wollte. O-Ton Freudin - dein Kopf sah aus wie aus einem Cartoon. So eine Beule hatte ich noch nie gesehen.
Die Ärze sprachen von nem Wunder das mir da nichts schlimmeres passiert ist. Konnte niemand so richtig glauben als ausm CRT kam.

Beim Sturz mit dem Helm auf dem Trail, hatte ich 3h Kopfschmerzen und das wars.

Da kann man Studien anbringen wie man will. Es gehört einfach ein Helm auf den Kopf.
 
Was immer wieder absolut nervtötend ist: a) Missionierung sowie b) Helmnutzung und Helmpflicht werden in einen Topf geworfen.

Anekdotisch "ohne Helm längst Tod" Berichtende sind pro Helmpflicht, weil sie ohne Helm längst tot wären und sich deshalb wünschen, dass alle nur noch und jederzeit mit Helm fahren dürfen, weil der potentielle Tod ja hinter jeder Ecke also auch bei der kurzen Fahrt zum Bäcker lauert. Es reicht nicht, anderen die Nutzung zu empfehlen oder es mit sich selbst auszumachen, halt einen zu tragen, nein, der Rest muss zur Nutzung gleich verdonnert ähm verpflichtet werden.

Leider ist der Helmthread aus dem TF nicht archiviert, dann könnten wir das Archiv hier verlinken und den Thread gleich schließen, insofern ahne ich, dass wir hier in Kürze 200 Seiten uralte Argumente und Gegenargumente gespickt mit reichlich Emotionen lesen können werden.

Jedenfalls solange Arno ein paar Emotionen zulassen sollte. :D
 
Das ist falsch! Mehr Menschen, die OHNE Helm verunglücken, bedingen mehr Verletzungen. Ich habe noch nie jemanden auf einen E-Scooter mit Helm gesehen.
Immer wieder interessant, dass Behauptungen aufgestellt werden, für die dann aber keinerlei Belege kommen. Die These unterfütterst Du wie?
 
Für mich ist die Schutzwirkung eines Helms geklärt, seit mein damaliger Mitbewohner (Mountainbiker) mal mit einem walnußgroßen Loch im Helm von einer Ausfahrt wiederkam. In einer Abfahrt gestürzt, auf einen Stein geprallt. Wie das ohne Helm ausgegangen wäre, kann sich jeder ausrechnen.

Helmpflicht ist was anderes. Würde ich für Kinder befürworten (z.B. bis 16 Jahre), danach greift das Prinzip Selbstverantwortung.
Die von Angst zerfressenen Deutschen lieben es einfach, wenn jemand anderes für sie entscheidet. Und für alle anderen gleich mit. "Selbstverantwortung" ist out! Nicht ohne Grund taucht nach wenigen Beiträgen der Begriff "Helmpflicht" auf, obwohl nach "Schutzwirkung" gefragt war. Das Leben besteht aus Risiken. Es ist darüber hinaus endlich. Wer maximale Risikominimierung will, verläßt das Haus am besten nur zum Zwecke des täglichen Einkaufs. Dann aber mit Helm selbstverständlich. Damit der Taubenschiss das Haar nicht krümmt.
 
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