Wie ich gesehen habe, dürfen sich auch Männer hier äußern. Ich würde gerne mit folgenden Hinweisen zur sachlichen Diskussion beitragen:
1.) Die Wahrnehmung der TE im Eingangspost, um die Aussparung des Sattels herum erhöhe sich der Druck, ist nachvollziehbar und lässt sich auch gut begründen. Es gab mal einen sehr guten Artikel in der TOUR, der die die Wirkung von Satteln insbesondere mit Aussparungen erläuterte: Die Bedeutung der Breite der Gesäßknochen und die Notwendigkeit, die Abstände auszumessen und daran orientiert, die Sattelbreite zu wählen, wurde bereits angesprochen.
Im Hinblick auf die Aussparungen ist folgender Sachverhalt bedeutsam: Eine breitere Sattelaussparung entlastet zwar den dann nicht mehr aufliegenden Gesäß- und Genitalbereich, bei ansonsten unveränderten Sattelmaßen v.a. Sattelbreite, erhöht sich jedoch der Druck für/auf den restlichen aufliegenden Gesäß-/Genitalbereich, da dieser Bereich kleiner geworden ist, aber das zu verteilende Gewicht unverändert ist.
Hinzu kommt, dass der Satteldruck umso abrupter und massiver um die Sattelaussparung herum ansteigt, je steiler der Übergang zur Sattelfläche ist. Um die Aussparung herum kann der Druck daher überdurchschnittlich hoch und unangenehm sein. Die
SQLAB-
Sattel versuchen, dies durch sanften Anstieg zur Seite nach vorne und hinten sowie durch die Stufe zu kompensieren. (Ich kenne einige Frauen, die darauf schwören).
2.) Hier wurde auch von Bikefitting gesprochen: Dazu ist zu sagen, dass Bikefitter meines Wissens zwei idealtyptische Vorgehensweisen haben: Die einen haben eine bestimmte Vorstellung (Theorie) wie der Körper ideal (ergonomisch) auf dem Rad positioniert ist und richten daran das Fitting aus. Und die anderen gehen vom subjektiven Gefühl des/der Einzelnen aus und inwieweit diese bereits versucht haben, optimale Ergebnisse zu erzielen. Man kann dies sehr schön nachhören bei dem Podcast bei
Biketourglobal BTG Podcast S2/F117, bei der Protagonist (Langdistanzfahrer) massive
Sattel("Arsch-")probleme hatte und verschiedene Bikefitter ausprobierte. Geholfen hatte ihm dann das Bikefitting eines Physiotherapeuten, nachdem der an Theorie orientierte gar nicht hilfreich war.
Für die zweite Variante spricht imho, dass die meisten Menschen im Laufe der Zeit Asymmetrien im Skelett und der Körperhaltung entwickelten, unterschiedliche auch altersabhängig Dehnung und ein subjektives Schmerzempfinden an verschiedenen Körperbereichen haben. Aber das ist meine persönliche Meinung.
3.) Wenn ich nichts überlesen habe, dann wurde die Federsattelstütze noch nicht als Lösungsmöglichkeit erwähnt. Die Federsattelstütze ist normalerweise eher hilfreich, wenn man Rückenprobleme hat. Als ich auf der Rolle (Rockerplate mit Federelementen und seitlicher Neigung) fuhr ist mir allerdings aufgefallen, dass sich der
Sattel, auf dem ich sonst mehr als 10 Stunden fahren kann, nach einer Stunde anfühlte, als sei er aus reinem Stahl, egal wie ich die
Sattel- und Sitzposition ausrichtete und weshalb ich eine Radpause machen musse. Als ich dann eine Federsattelstütze montierte, konnte ich schon deutlich länger fahren, wie auch eine Federsattelstütze insgesamt das Radfahren deutlich angenehmer macht.
Bevor man ein teures Bikefitting zahlt und insbesondere, wenn man ansonsten eigentlich gut auf dem Rad sitzt, könnte sich auch eine solche Federsattelstütze anbieten, wobei ich zur Parallellogrammsattelstütze rate. Meiner Wahrnehmung nach ist eine Federsattelstütze nicht nur für den Rücken, sondern auch für den Sitzkomfort ein wahrer Segen.
Ich selbst habe übrigens etliche Sättel und Sitzvarianten ausprobiert, bis ich die für mich geeignete Kombination fand und seit dem fahre ich nur dieses Sattelmodell, obwohl es seit mehr als 10 Jahren nicht mehr hergestellt wird.
Insofern glaube ich, dass man um das Ausprobieren vieler verschiedener Sattelmodelle in Kombination mit verschiedenen Sitzpositionen, an die man sich herantrastet, nicht herum kommt. Ich wusste aber z. b. nicht, dass der
Sattel idealerweise vorne gerinfügig nach unten zeigen sollte, so dass bei der längsaufliegenden Wasserwaage die Luftblase nur geringfügig den markierten Bereich in der Mitte verlässt.