AW: Richtige Sitzposition?
Also nach den Bildern zu urteilen hast Du großartige Hebel bei Schuhgröße 46 (?) und stehst bereits auf der 'Steve Hogg- Position', Steve ist ein hervorragender australischer Biomechaniker, der propagiert, das Großzehengrundgelenk ca. 1 cm vor die Pedalachse zu positionieren (s.d.
www.cyclefit.com bzw. seine Veröffentlichungen auf CN). Man muß dazu sagen, daß er obwohl keine Meßinstrumente zur Verfügung, schon ganz schön weit gekommen ist. Mir persönlich gefällt die Position deshalb (noch) nicht, weil
1. Vorbau und Kurbeln (im Verhältnis zur Schuhgröße) zu kurz,
2. Deine ewig langen Oberschenkel einfach nicht optimal eingesetzt werden können (heutige Radfahrer sind einfach erheblich größer, als die um die Wende des 20.Jhdts.
Das bereitet abgesehen vom geringen Spaßfaktor vor allem am Berg und mit der großen Scheibe das von Dir geschilderte Ungemach und verhindert obendrein die Entfaltung Deines natürlichen Potentials.
Längere Kurbeln sind mit dieser traditionellen Fußposition aufgrund des immer ungünstiger werden Verhältnisses von Druck- zu Totphase nicht zu empfehlen, der
Sattel muß so weit raus, weil sonst zu viel Belastung auf die vergleichsweise zu schwachen Oberschenkelpartien um das Knie herum kommt (deshalb ziehen auch viele Profis den
Sattel für Bergetappen weiter heraus).
Meine Lösung, statt dessen die Pedalplatten deutlich nach hinten in die bio-mxc² Region (Mittelfuß) zu verlegen, beruht auf folgenden Prämissen:
a) das verringert die Sitzhöhe und verbessert wirkungsvoll Gesamtsschwerpunkt und Aerodynamik
b) optimiert die Kraftauschöpfung aus den wirklich leistungsfähigen (großen) Partien des Oberschenkels und Gesäßes, anstatt Knie und Wade über die Maßen zu strapazieren,
c) optimiert den Wirkunsgrad, weil der Fuß erstmals länger in der Druck- als in der Totphase kreist.
Merke: 1cm
vor der Pedalachse ist nicht schlecht, verbessert die Motorik aber nicht durchgreifend, weil die Muskelschleifen von Wade und Oberschenkel nicht konsequent entkoppelt werden. Das führt dazu, daß die Wade immer wieder 'dazwischenfunkt', während es eigentlich darum ginge, ökonomisch zu arbeiten. Periphere Muskelgruppen zu Ausdauerleistungen heranzuziehen ist dagegen wenig sinnvoll, belastet das doch die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung und greift auf im Gesamtkonzert wesentlich zu kleine und im Verhältnis leistungsschwächere Muskelgruppen zurück (mach mal Liegestützen auf den Fingerspitzen anstatt auf den Handballen, dann weist Du, was ich meine).
Daß der Profi diesen Mißstand mit Erhöhung der Frequenz zu beantworten versucht, ist keine Lösung, sondern ein Notbehelf, schließlich gibt ihm sein Schuhsponsor keine anderen Treter.
Wenn Du skeptisch bist, dreh' den Versuch einfach um und schieb' die Platten mal so weit nach vorne wie möglich. Das Ergebnis ist ebenso gratis wie negativ: Hochradposition und Zehenspitzentritt gehen plötzlich mit spürbarem Leistungsabfall einher. Einzig der Antritt fühlt sich 'kraftvoller' an, verpufft aber bereits nach 50m im hohen Säureaufkommen.
Mein Tip: Durchhalten. In ein paar Jahren wird die korrekte Bestimmung der Tretkraft und damit Ermittlung der individuellen Position ein Muß in jedem gut sortierten Radshop sein und der Radsportbegeisterte seine Effizienz auf dem Prüfstand-Monitor selbst sehen können. Bis dahin gibt es halt Maß- und Leichtschuhe, mit denen man nicht nur Erhebliches an Gewicht spart und gleichzeitig Komfort gewinnt, sondern die biomechanisch richtige Position auch schon gratis ausprobieren kann.