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Restauration eines Chesini Renners

AW: Restauration eines Chesini Renners

... ich bin mal forsch, übertreibe ausdrücklich etwas und sage ... pulverst Du das Chesinni dann schmeißt Du mindestens 400 EUR weg ... eher mehr ... Restwert des Chesinis nach dem Pulvern unter Sammlern vielleicht noch EUR 50 bis 80.

Beim Koga hast Du durch das Pulvern unter Sammlern gute EUR 200 an Wert verloren ... Restwert heute ebenfalls EUR 50 ... vorher zw. EUR 50 und EUR 250 je nach wirklichem Zustand ... derart poliert und gewartet mit Originallack wären evtl. eben jene EUR 250 drin gewesen.

Ich bin eher in der Auto und Motorrad Restaurationswelt daheim und dort ist ja bekanntermaßen eine "better than new" Restauration gang und gäbe und ohne diese wäre in Pebble Beach oder anderswo kein Blumentopf zu gewinnen.
Interessant, daß man da in der Rennrad Szene wohl ganz anders dazu steht.
Aber die Gummis an den Bremshebeln darf ich schon erneuern, oder? ;)
 
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Jahaha nein,

bei der Pebble Beach und Concours D'Elegance Fraktion... ;)

Aber selbst dort würde bei der Jury der nachweislich in allen Teilen noch originale und "nur" in auf Werksauslieferungszustand gewienerte Wagen den um eine Fahrgestellnummer herum neu aufgebaute Kiste den Rang ablaufen, selbst wenn diese "better than new" wäre... :cool:

orchinooole Grüße

Martin
 
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Aber selbst dort würde bei der Jury der nachweislich in allen Teilen noch originale und "nur" in auf Werksauslieferungszustand gewienerte Wagen den um eine Fahrgestellnummer herum neu aufgebaute Kiste den Rang ablaufen, selbst wenn diese "better than new" wäre... :cool:

... ähm ... auf allen normalen Oldtimerveranstaltungen zählt selbst ein originaler 2er Zustand deutlich mehr als ein überrestauriertes Statussymbol in Hochglanz ...

... das ärgert die Yuppies mit Ihren Neuwagen-like aufgemöbelten Nitribit-Benzen oder die E-Type-oder Triumph-Fahrer mit nicht welligen Seitenflanken immer sehr ... ;)

Und diese gehypten Promiveranstaltungen sind eh nur dazu da, das Kaufinteresse für den Concours-Gewinner zu schüren ... das machen die Amis dann zwei oder dreimal und danach taucht das Fahrzueg dann bei Christies auf ... der Kaufpreis liegt dann auchmalschnell gut einfach oberhalb des normalen Marktpreises ... Dank der Pokale ...

... aber gefahren wurde das gute Stück natürlich nie ... schade drum ... sehr schade sogar.

@ wokke

... so ein Baby-Renner wie der 635CSi hat was ... :cool:
 
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Aber die Gummis an den Bremshebeln darf ich schon erneuern, oder?

och weeste, da kannste einfach ein bißchen rotes Textilband rumwickeln, dann ist das noch für viele tausend km gut. Wenn Du die Felgenaufkleber runtermachst und die Felgen antikisierst, bleiben sie zwar immer noch zu hoch, aber es fällt nicht mehr so auf, nur für die Plastikscheibe, da bleibt der Hammer:D :duck:
 
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...selbst dem Schmutz an den Muffen ... kommt die Aufgabe zu, die Glaubwürdigkeit der Rades zu vergrößern. Hier würde ich keinesfalls putzen

Jungs, wenn ihr immer so maßlos übertreibt, dann erzwingt das Widerspruch.
Das ist ein Fahrrad, also ein Gebrauchsgegenstand, kein Kunstobjekt. Auch Chesini war Rahmenlöter, kein Maler, was man auch an der etwas uninspirierten Farbe sieht. Sein "Kunstwerk" ist das Geröhr, der Lack eine funktionale Schutzschicht. Wo führt das hin, wenn man ein Rad von Anfang der 80er nicht mal mehr putzen darf und selbst dem Dreck einen erhaltenswerten Kunststatus andichtet? Am besten ich belasse auch das verhärtete Fett in den Lagern, weil das ja "original" ist.
Tut man dies, beraubt man das Rad tatsächlich seines Wertes und zwar komplett. Dieser war nämlich niemals schnöder finanzieller Art, leitete sich auch nicht von einer Funktion als Kunstobjekt ab, sondern bezog sich auf dessen Gebrauchstauglichkeit als Fahrrad. Das sollte mbMn auch so bleiben. Dazu gehört unter Umständen dann auch das Neulackieren, so der alte Lack seine Funktionen Schutz und optisches Finish nicht mehr zu erfüllen vermag.

Hier scheint mir der Lack allerdings tatsächlich erhaltenswert, ganz im Gegensatz zum Dreck. Pulvern eines solchen Rahmens ist ein NoGo, du würdest dich später ärgern. Ich würde das Rad auseinandernehmen, alle Teile intensivst putzen, polieren wo dies original auch so war. Rostige, nicht stimmige oder funktional beeinträchtigte Teile adäquat ersetzen. Dann alles wieder zusammensetzen. Und dann: Fahren!

kunstbanausigen Gruß, uglyripper

PS.: Auch gepulvert wäre dieser Rahmen mehr wert als 50-80€, denn auch Pulver lässt sich wieder entfernen ;) .
 
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Sehe ich genauso. Auch mit dem Polieren der Alu-Teile hätte ich hier kein Problem. Man darf durchaus sehen, dass man an dem Radl dran war, finde ich.
Es gibt ein paar Räder, wo ich mich auch den Flammbergschen Maximalforderungen anschließen könnte, aber das sind wirklich seltene Einzelstücke.
 
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@ uglyripper

... drum schrub ich ja, daß ich (absichtlich) ein wenig übertreiben würde ...

... aber der Hardcore-Sammler und Originalitätsfanatiker sieht das einfach so ...

... es gibt ja auch Leute, bei denen ist "fitting parts" ein absolutes MUSS ...

... habe ich bei einem Auto aus 1962 mal versucht ... die Restauration habe ich nach vier Jahren Suche nach Teilen, in denen ich es nur geschafft habe die Bremszylinder, Bremstrommeln, Bremshalter, Kotflügelkeder, Achsschenkel und ein paar Kleinteile des Innenraumes zusammenzusammeln, eingestellt ... ok, das Fahrzeug war aus der sog. Viermontas-Serie nach Produkteinführung ... in dieser "Serie" wurde noch ca. alle 14 Tage ein Detail geändert ... das ist also die Zeitspanne, bei der gerade die Vorserie zur Maschineneinstellung abgeschlossen ist und die Serienproduktion wirklich richtig anläuft.

Aber danach habe ich mir geschworen, daß ich diesem Fetisch "fitting parts" nicht mehr nachjagen will ...

Originalität hört also für mich ach irgendwo auf ... und zwar dort, wo man praktischen Gesichtspunkten und Sicherheitsaspekten folgen muß. Beim Radl wären das für mich Sattel, Sattelstütze, Vorbau, Lenker und Schaltung ... ein noch so originales Radl mit einer Schaltung, die ich nicht bedienen kann oder die nicht funktioniert ist ein Stehzeug und kein Radl ... gleiches gilt, wenn ich nicht drauf sitzen könnte.

Aber der Originallack ist, vor Allem, wenn er noch so annähernd einwandfrei erhalten ist, wie bei diesem Chesini, mehr als erhaltungswürdig. Und ein gepulvertes Chesini würde ich mir nicht kaufen wollen ... egal wie das nachher aussieht. Selbst ein gepulvertes Koga wäre nicht mein Fall ...

Nur weiletwas ungepflegt erscheint, muß man ja nicht unbedingt gleich zur Radikalkur greifen ... im vorliegenden Fall reicht garantiert ein behutsames aber gründliche Reinigen, Abtupfen und Polieren ...

... so gefallen mir Räder dann auch irgendwie am Besten ... mit sichtbarer Geschichte. :bier:
 
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Jungs, wenn ihr immer so maßlos übertreibt, dann erzwingt das Widerspruch.
Das ist ein Fahrrad, also ein Gebrauchsgegenstand, kein Kunstobjekt. Auch Chesini war Rahmenlöter, kein Maler, was man auch an der etwas uninspirierten Farbe sieht. Sein "Kunstwerk" ist das Geröhr, der Lack eine funktionale Schutzschicht. Wo führt das hin, wenn man ein Rad von Anfang der 80er nicht mal mehr putzen darf und selbst dem Dreck einen erhaltenswerten Kunststatus andichtet? Am besten ich belasse auch das verhärtete Fett in den Lagern, weil das ja "original" ist. Tut man dies, beraubt man das Rad tatsächlich seines Wertes und zwar komplett. Dieser war nämlich niemals schnöder finanzieller Art, leitete sich auch nicht von einer Funktion als Kunstobjekt ab, sondern bezog sich auf dessen Gebrauchstauglichkeit als Fahrrad. Das sollte mbMn auch so bleiben. Dazu gehört unter Umständen dann auch das Neulackieren, so der alte Lack seine Funktionen Schutz und optisches Finish nicht mehr zu erfüllen vermag.

Hier scheint mir der Lack allerdings tatsächlich erhaltenswert, ganz im Gegensatz zum Dreck. Pulvern eines solchen Rahmens ist ein NoGo, du würdest dich später ärgern. Ich würde das Rad auseinandernehmen, alle Teile intensivst putzen, polieren wo dies original auch so war. Rostige, nicht stimmige oder funktional beeinträchtigte Teile adäquat ersetzen. Dann alles wieder zusammensetzen. Und dann: Fahren!

kunstbanausigen Gruß, uglyripper

Ich habe nicht geschrieben, daß man das Rad nicht fahrtüchtig halten sollte oder gar mit schlecht gefetteten Lagern fahren, denn diese Wartungsarbeiten wurden zu jeder Zeit von den Fahrern ausgeführt. Ich habe aber den Verdacht, daß Du mit dem von Dir formulierten Anforderung, ein jedes Rad habe ein Gebrauchsgegenstand zu sein, versuchst, Dir eine Freikarte für unnötige Neulackierungen zurechtzulegen. Lack wurde von bedeutenden wie auch unbedeutenden Rahmenbauern durchaus nicht nur als Schutzschicht angesehen, sonst hätte man auf jede Form farblicher Absetzungen und Transferbilder verzichtet. Neben der werblichen Funktion der Wiedererkennung hatten Lacke, Markengravuren und Transferbilder auch die Aufgabe, die Identifikation des Besitzers mit der Marke zu ermöglichen, Lack und Transfer waren also keinesfalls nur unbedeutende Verpackung des eigentlichen Rades, sondern Bestandteil, womit ihnen die gleiche Sorgfalt angedeihen muß, sie zu erhalten.

Für ein wirklich unbedeutendes Rad (ja, ich habe die Urteilskraft, diese als unbedeutend einzuschätzen), sagen wir, für ein beliebiges Motobécane oder ein Peugeot aus "Carbolite 103" aus den 80er Jahren, mag es vielleicht keine große Rolle spielen, ob es seinen Originiallack behält (schade ist es trotzdem), denn über den Status von Gebrauchsräder werden diese Gefährte nie hinauskommen, aber für wirklich technisch bedeutende Räder (das Chinesini ist keines) oder schöne Expemplare einfacher Räder (das Chinesini ist ein solches) ist es von Entscheidung, denn entfernt man den Originallack, nimmt man nachfolgenden Generationen die Möglichkeit, den guten Gebrautzustand zu sehen, den man mit Chromsicherung, Farbsicherung und Wachsung innen und außen durchaus erhalten könnte. Alle Spuren der Vergangenheit werden mit einer Neulackierung getilgt, das so präsentierte Rad hat bis auf die metallene Struktur keine Verbindung mehr zu seinem Erbauer, vielmehr ist es nur noch die Neuinterpretation seines Besitzers, der es unwürdig behandelte.

Räder werden heute sehr leichtfertig entlackt und pulverbeschichtet, in den meisten Fällen geschieht dies völlig unnötig. Ich bin mir schon jetzt sicher, daß auch dieses entlackt werden wird - eigentlich ist jedes weitere Wort vergeblich.

PS.: Auch gepulvert wäre dieser Rahmen mehr wert als 50-80€, denn auch Pulver lässt sich wieder entfernen ;) .

Ein eher schlechtes post scriptum, den zum einen läßt sich eine Pulverbeschichtung nur sehr schwer wieder entfernen, zum anderen verführt es mich zu der Bemerkung, daß man zwar den Originallack sehr leicht entfernen, ihn aber niemals wieder aufbringen kann. Es handelt sich um eine irreversible Beschädigung, die den Täter in meinen Augen als einen fachunkundigen, entweder leichtfertig oder gewissenlos handelnden Vandalen brandmarkt.

Ich kann mich daran erinnern, daß Du mir einmal in einer Antwort den Vergleich eines Fahrrades mir einer Häuserfassade präsentiertest, die man auch regelmäßig neu tünchen müßte. Wo ich gerade dabei bin, will ich, bevor Du es mir erneut auftischst, dies auch mit abhandeln: Eine Häuserfassade ist über das ganze Jahr allen Witterungsbedingungen ausgesetzt und kann nicht ins Warme gefahren und gewachst werden. Frostschäden daran sind unvermeidlich und würden sich in viel stärkerem Maße substanzzerstörend auswirken, als bei einem Fahrrad. Dazu kommt, daß die Fassade eines Hauses weit mehr durch allgemeinen ästhetischen Empfinden der Bewohner einer Stadt beurteilt wird und vielleicht auch repräsentative Zwecke erfüllen, sich in das Stadtbild einfügen muß. Auch aus diesem Grunde werden Häuser regelmäßig neu gestrichen. Bei einem fahrrad muß man nun überlegen, ob es wirklich nur ein Gebrauchsrad ist - in diesem Falle ist es wirklich einerlei, solle s sich irgendein Berliner Kurier in leuchtgrün anmalen und es mit Turnschuhen gegen die wand fahren - oder ob es eine einmaliges rad von historischer Bedeutung ist - in diesem Falle wäre es wünschenswert, wenn es in Hände käme, die versuchen es mit der Originallackierung und allen Transferbildern zu erhalten, denn diese sind - wie ich zuvor bereits ausführte, Bestandteil des Ganzen. Der interessierte Betrachter hat das Recht, alles zu sehen, auch die Spuren des Alters. Daß man die darüberhinaus die Räder auch funktionstüchtig erhalten kann, steht ohne Zweifel. So würde man ein historisches Tasteninstrument in einen dafür errichteten Museum auch immer spielfertig erhalten, es aber niemals abbeizen und neu lackieren.

Es gibt ein paar Räder, wo ich mich auch den Flammbergschen Maximalforderungen anschließen könnte, aber das sind wirklich seltene Einzelstücke.

Um genau solche Räder geht es mir, solche Räder sammle ich. Bei einigen meiner Räder weiß ich, wer die Transferbilder aufgebracht hat, ich weiß, daß es statt Wasseraufschiebebilder sogenannte Varnish-Transfers waren - eine heute kaum noch verwendete Technik, die allenfalls noch im Klavierbau Anwendung findet.

Als Beispiel hier Jack Taylor, wie er ein solches Varnish-Transferbild aufbringt.

jack2.jpg


Würde ich dieses Transferbild zerstören, das er mit großer Sorgfalt aufgebracht hat, würde ich seine Arbeit unnötig tilgen. Ich verbinde sehr viel mit der Firma Taylor, habe mittlerweile zwei dieser mittlerweile äußerst seltenen Räder (von 1936 bis 2001 stellten die 3 Brüder etwa 8.700 Räder her). Ich würde niemals auch nur einen Gedanken an eine Neulackierung verschwenden, nicht nur, weil ich damit den erheblichen Wert tilgen würde (allenfalls irgendein Amerikaner würde Applaus klatschen), sondern weil ich auch die Handlinierungen aus den Händen eines der Taylor-Brüder löschen würde.

Bei anderen Rädern kamen besondere Lacke zur Anwendung, die es heute schlicht nicht mehr gibt und die von modernen Lacken in ihrer Anmutung nicht annähernd nachempfunden werden können.

Beiträge wie der von Uglyripper wirken auf fachunkundige Neubesitzer wie Dammbrüche, nach denen die sich überlegen, ob sie nicht doch ihren Tatendrang mit einer Pulverbeschichtung kanalisieren dürfen, wo Räder, die sich doch alle als Gebrauchsgegenständen bewähren müssen, eben wie die unbedeutendsten Vertreter ihrer Art, also Toilettenhäuschen oder Gartengeräte, rein zweckmäßig behandelt werden dürfen.

Man kann ein Rad auch dann gebrauchen, wenn man auf eine Neulackierung verzichtet. Nichts spricht dagegen, die Lager zu fetten oder den Lack mit Konservierungswachs zu behandeln.
 
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flammberg:

Ich weiss deine Einstellung zu schaetzen und teile sie auch oft. Ich finde sie auch sehr passend fuer die Art von Raedern, wie du sie sammelst, aber nicht unbedingt fuer Rennraeder der 50er-80er.
Und - der Umgang und die Geschichte eines Rades kann aber auch ganz anders aussehen, als kaufen, pflegen und gebrauchen.

Ich habe hier ein Rad, dass sich mein Vater zu Rennzwecken hat bauen lassen. Der Rahmen stand jahrzehntelang in der feuchten Garage und wurde fuer meine Jugendrennerei wiederbelebt. Nicht histrorisch korrekt, sondern neu lackiert in meiner Wunschfarbe und mit aktuellen Teilen. Damit war das Rad fuer mich zu der Zeit ein "Neuwertiges Rennrad" und kein Oldtimer, denn ich wollte Rennen fahren und nicht Klassikerausfahrten. Nach meinem damaligen Verstaendnis wurde der Rahmen damit nicht entwertet, sondern geadelt (dass er trotz seines Alters gut genug war).

Nachdem ich ihm entwachsen war, bekam er abermals einen neuen Lack und wurde das Zweitrad meines Vaters. Mittlerweile ist er erneut andersfarbig (gepulvert - was ich heute nicht mehr tun wuerde) und ist das Schoenwetterrad meiner Frau. Ein Rahmen aus den 60ern mit Teilen aus den 80er und Laufraedern aus den 90ernm heute gern gefahren.

An diesem Rad kann man nicht ablesen, wie es einmal original aussah. Aber man kann eine Geschichte dazu erzaehlen, ueber 3 Familenmitglieder, 2 Generationen, in Renn-, im Alltags- und im Gelegenheitseinsatz. Vielleicht mehr Geschichte, als ein wirklich seltenes Stueck, das ein paar Jahre nach seiner Herstellung auf irgendeinem Speicher vergessen und kuerzlich wiedergefunden und behutsam gesaeubert wurde.

Zur Pflege und zum Umgang mit Rennraedern.
In Amateurrennfahrerkreisen wurden Raeder gepflegt und gewartet, aber auf den Originallack wurden m.E. wenig gegeben. Liebhaberei gab's da wenig, da wurden Schaltungen und Tretlager getauscht, gestauchte Gabeln ersetzt und oft genug 3 Raeder und 4 Mann auf und in einen Kleinwagen gequetscht. Was Rennfahrer wirklich behutsam behandelt haben waren gute Laufradsaetze und Reifen. Mehr als heute wurde drauf geachtet im Training irgendeinen Schund zu fahren um exzellentes Material fuer's Rennen zu schonen.

Durchaus auch ueblich, dass man einen gebrauchten Rahmen erstand und einfach ueberlackierte, Muffen nachmalte oder fremde Kleber anbrachte um ihn zu personifizieren. Wer damals einen Rennrahmen neu kaufte tat dies vermutlich in dem Bewusstsein, dass dieser Rahmen fuer die naechsten 2 bis 3 Saisons halten werde.

Nichts desto trotz macht der von mir geschilderte eher ruede Umgang mit Rennern der 50er-80er den Originalzustand umso begehrenswerter - da stimme ich voll mit dir ueberein. Sei es, weil es umso erstaunlicher ist, wenn so ein Renner noch fast wie neu darsteht oder weil seine Macken und Blessuren ein Rennfahrerleben erzaehlen.

Deine Betrachtungsweise scheint mir passender fuer z.B. exklusive Reiseraeder oder Alltagsraeder, die vermutlich in dem Bewusstsein, dass sie eine Anschaffung fuer's Leben darstellen gehegt und gepflegt wurden.

Der Vergleich mit einem Fluegel passt dann auch mehr zu einem Herse oder zu einem Rad aus der Zeit, als Raeder nur was fuer ganz Betuchte waren.

Zum Chesini und zum Koga:
Ich werde kein Rad mehr pulvern. Das war eine Budget-Loesung, weil ich keinen ordentlichen und zugleich guenstigen Lackierer gefunden habe und eine ordentliche und nicht guenstige Lackierung den Wert der Raeder deutlich ueberstiegen haette (ist auch so Liebhaberei geworden). Originallack war bei meinen Gepulverten schon lang nicht mehr drauf.
Trotzdem - das sieht nie aus wie lackiert, auch wenn's bei mir echt gut geworden ist.
Auf Fotos im Web sieht das immer besser aus, aber ich denke auch, dass der Originallack des Chesini erhaltenswert ist.
 
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Moin Flammberg,

Eigentlich sind wir gar nicht so weit voneinander entfernt, ich respektiere deine Ansichten, teile sie bis zu einem gewissen Punkt. Leider scheint dies umgekehrt nicht der Fall zu sein. So werden dann subjektive Einzelmeinungen zum scheinbar unumstößlichen Dogma erhoben.
Zum Anfang - ich benötige keine "Freikarte für (unnötige) Neulackierungen". Ob eine solche "nötig" und/oder angebracht ist, entscheide ich bei meinen eigenen Rädern höchstselbst, niemand sonst.
Zudem teile ich deine Verteufelung einer Neulackierung nur sehr bedingt. Ich würde sogar darauf wetten, dass Du eine gut gemachte Lackierung, und dazu gehört bei weitem mehr, als das Rad zum Autolackierer zu schleppen und einen RAL-Farbton auszusuchen, nach ein paar Jahren der Nutzung nicht mehr von einem originalen Lack unterscheiden könntest. Lackieren ist kein Hexenwerk und auch heute kann man - entsprechende Sorgfalt vorausgesetzt - Ergebnisse erzielen, die mit den damaligen identisch sind. Gleiches gilt auch für in jedweder Form aufgebrachte Verzierungen.
Selbstverständlich gibt es Räder, bei denen dies aus verschiedenen Gründen schwierig wird, hier muss man also um so genauer Abwägen, was getan werden kann.
Des weiteren muss ich der Ansicht, eine Wachsschicht könne die Schutzfunktion eines intakten Lackes ersetzen, zum wiederholten Male widersprechen. Das mag für Räder gelten, die 3x im Jahr Sonntags oder einmal zur Eroica aus dem trockenen Keller geholt werden, aber für eine Nutzung bis hin zum Alltagseinsatz sind solche Methoden weder gedacht noch geeignet. (trotzdem sind alle meine Räder behutsam gewachst)
Grundsätzlich geht es also um den Punkt, "ob es ein einmaliges rad von historischer Bedeutung ist", und diesen Status würde ich ganz persönlich 99% der hier gezeigten Räder absprechen. So auch dem Chesini.
Insofern ist der von dir vertretene, durchaus interessante Ansatz, mbMn hier nicht angebracht. Es geht in diesem Falle also nicht um die vermeintlichen Ansprüche "nachfolgender Generationen" oder eines "interessierten Betrachters", sondern um die tatsächlichen Ansprüche eines Besitzers und potenziellen Nutzers.

Gruß, uglyripper

PS.: Der letzte Satz deines Postings zeigt leider deutlich, dass du eigentlich keine Lust hast auch andere Ansichten wenigstens mal zu durchdenken oder auch nur zu respektieren. Hättest Du mein(e) Posting(s) aufmerksam gelesen, hättest du festgestellt, dass ich eine Pulverung eines klassischen Rahmens komplett ablehne (gerade bei diesem Chesini wäre dies beinahe ein Sakrileg) und tatsächlich unnötige oder 0815-Lackierungen ebenso. Die von dir unterstellten "Dammbrüche" spielen sich also höchstens in deiner Vorstellung ab.
 
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Bei aller Liebe zu alten Rennrädern und aller Einigkeit der Forumisti diesen Chesini keinesfalls seines originalen Lackes zu berauben, sollten wir hier aber schon die Kirche im Dorf lassen. Es geht hier um alte Fahrräder und nicht um Meisterwerke barocker Malerei o.ä.
Produkte aus handwerklicher bis industrieller Fertigung, gebaut zum Zwecke der Fortbewegung, deren Hersteller meist wirtschaftliche Zwecke verfolgten und meist wenig Interesse an ihren Produkten zeigten sobald sie verkauft waren. Von den meisten (nicht allen) Herstellern werde wir hier belächelt wenn wir uns um Neulackierungen der alten Kisten streiten, nur wenige Hersteller (meist Engländer) bieten Neulackierung im Hause an. Gerade die englischen Rahmenbauer hatten den Renngebrauch und die damit einhergehenden "Schäden" ihrer Rahmen im Sinn und empfanden es keineswegs als Sakrileg wenn sei einen "ihrer" Rahmen nach einigen Jahren zur Neulackierung zurück bekamen. Originale "Resprays" sind bei englischen Sammlern keineswegs ehrenrührig, die Teilnehmer unseres O'gauer Treffens am vergangenen Wochenende konnten genau dies bei einem 56er Hetchins eines englischen Sammlers bewundern.
Ich glaube auch nicht dass diese Hersteller ihre Produkte als unbedingt erhaltenswertes Kulturgut das folgenden Generationen möglichst original erhalten werden muss, betrachteten.
Wir sollten daher hier den Ball flach halten, letzlich wird keiner von uns seine Räder mitnehmen können, wenn er mal von dieser Welt scheidet.
wokke kann mit seinem Rad machen was er will, es bleibt seiner Entscheidung überlassen ob er jetzt den Rahmen putzt und die Teile poliert und auffrischt, so wie ich das machen würde. Ich denke er wird seine richtigen Schlüsse aus dieser Diskussion ziehen.
Letztlich haben wir hier auch schon Beispiele von gelungenen "Neuinterpretationen" alter Renner gesehen die durchaus etwas für die Nachwelt dokumentieren, nämlich die Wertschätzung dieser veralteten Maschinen in einer Zeit kritiklosen Konsums. Auch dies kann zur Geschichte eine Rades gehören und wenn sich der Besitzer daran erfreut - umso besser.
Uglyripper hat das durchaus richtig erkannt.
 
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....aber für wirklich technisch bedeutende Räder (das Chinesini ist keines) oder schöne Expemplare einfacher Räder (das Chinesini ist ein solches)
CHINESINI - sind das chinesische Plagiate ? :D

Räder werden heute sehr leichtfertig entlackt und pulverbeschichtet, in den meisten Fällen geschieht dies völlig unnötig. Ich bin mir schon jetzt sicher, daß auch dieses entlackt werden wird - eigentlich ist jedes weitere Wort vergeblich.
Wieso bist Du Dir da so sicher? Ich habe noch vier BMW Coupes stehen, die meiner Zuwendung bedürfen incl. Neulackierung und bin deswegen keineswegs megascharf auf ein weiteres Prokjekt. Mein Rad bleibt vorerst so wie es ist und ich werde mich lediglich nach neuen Gummis für die Bremshebel umschauen, denn die alten sind einfach eklig.



Ein eher schlechtes post scriptum, den zum einen läßt sich eine Pulverbeschichtung nur sehr schwer wieder entfernen, ....

Sorry aber das ist Blödsinn. Man muß nur wissen wie und ein DIY Job ist es weder bei Lack noch bei Pulver, wenn es ordentlich (=komplett) gemacht werden soll.

Gruß
Wolf
 
AW: Restauration eines Chesini Renners

Hallo Wolf,

ich habe auch mit alten Motorräder und Autos zu tun.
Und da ist es schon so, daß, je nach Fabrikat, eine gute Restaurieung einem patinierten Originalzustand vorgezogen wird.
Und den Wert ganz deutlich erhöht.
Aber das ist nicht vergleichbar mit alten Rädern.
Aus den Meinungen der Einzelnen würde ich mir das rausziehen
was mir wichtig erscheint.

Denn verkaufen willst Du das Rad ja nicht so schnell.
Es soll Dir Spaß machen.
Das ist das Wichtigste.

Gruß
blacky908
 
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