AW: Rennradtreff Hannover - Teil 2
EZF in Lehrte Samstag 11.09.2010 mit ein paar persönlichen Gedanken
Am 09.11. hatte ich mich zu obigem EZF angemeldet. Einen Schnitt sollte ich noch angeben, wegen der der Startreihenfolge (die langsamen zuerst). Hmh…Das die Strecke nicht ohne ist wusste ich ja schon (180° Kurve, 2 mal Brücke und 90° Kurven)...in jedem Fall ist die Strecke "langsamer" als die des inoffiziellen EZF…..
Also kurze Rechnung:
38km/h beim inoffiziellen EZF unter Trainingsbedingungen + 1km/h wegen der kürzeren Strecke - 2km/h wegen der anspruchsvolleren Strecke + 1 km/h wegen des Wettkampfadrenalins.....ergibt

38 km/h.
Samstag 11.09.; Sonnenschein, mäßiger Wind und angenehme Temperatur für „kurz-kurz“. Angezogen wurde natürlich das hautenge RRT-Hannover Trikot in Größe L.
Startnummernausgabe im Lehrter Freibad war für 12:00Uhr bis 13:00Uhr angesagt.
Hier lief alles sehr familiär und unkompliziert ab, eine Unterschrift gegen eine Startnummer, das wars.
Die Nummer 10 war also meine Nummer…Was den Druck dann doch ein klein wenig erhöht hat.
Nach dem 3. dritten Toilettengang habe ich dann Mr.Gee entdeckt. Das war irgendwie gar nicht so einfach, ohne
Helm und Rennrad-Brille sehen die alle so anders aus ;-)
Um 13:00Uhr wurde dann gemeinsam im geschlossenen Verband in die Feldmark zum Start geradelt.
Ein klein wenig neidisch wurde dabei auf das Material so mancher Fahrer geschielt….wie geil hört sich bitte schön so ein Scheibenrad an?! Da wachsen läppische 20km/h zu mindestens 40Km/h akustischen.
Der Start war für 14:00Uhr angesetzt, somit war noch die Möglichkeit gegeben uns warm zu fahren als wir so um 13:20 angekommen sind.
Also wurden noch mal 2 Runden unter die Räder genommen.
Zum Glück hat es keiner gesehen… gleich auf meiner ersten Aufwärm-Runde habe ich mich doch fast auf die Schnauze gelegt als ich noch mal schauen wollte wo genau der beste Bremspunkt für die 180° Kurve nach der Brücke war….dieser wurde dann wohl leicht verpasst und so wurde mit blockierendem Hinterrad in die Kurve reingeslidet , wobei mir die Absperrung gefährlich nahe kam….
14:05 Uhr war ich wieder am Start-Punkt, die ersten Fahrer sind bereits gestartet.
Im Startbereich hat sich dann ein weiteres Phantom für mich enttarnt, ich konnte endlich mal den HeinerK. kennenlernen. Mit meiner Startnummer musste ich relativ spät starten also noch einmal die Start-Ziellinie hoch und runter, bloß nicht kalt werden.
Dann war es soweit die 14 Stand schon auf der Start-Rampe…13…12…11
Noch 30 Sekunden, Rad hoch auf die Rampe, einklicken…Achtung noch 5 Sekunden-4-3-2-1-LOS!
Eine viertel Pedalumdrehung, Rampe runter 2 Gänge hoch schalten aufstehen Speed aufnehmen und dann Unterlenker….44km/h bei Seitenwind von rechts und der bis zum Ende des Rennens andauernde Dialog meiner beiden Ichs begann:
„Bleib locker, nicht am Anfang überreißen Du hast schon einen Puls von über 180 und das nach gerade einmal 300 Metern“
„Quatsch nicht, Beine fühlen sich doch super an, der Hohe Puls kommt von der Aufregung und vom Koffein, es tut nichts weh und vielleicht schaffst Du ja doch den geliebten 40er Schnitt…“
So ging es auf die erste 90° Kurve zu, runter auf 30km/h und wieder beschleunigen, Gegenwind, mit 40km/h und einem Puls von 186 ging es weiter.
„Überreiß es nicht….dies ist die schwere Gegenwindpassage Du kannst auf der Gegengerade wieder aufholen“
„Na gut, Du hast ja recht..….“
Leicht raus genommen bis auf 37/38km/h und da hörte ich auf einmal dieses Wummern….roarrrrrrr…und …zosch war die Nummer 9 an mir vorbei…
„Alter was war das denn, der ist 30 Sekunden später los und Du bist nicht einmal 2km gefahren, da wirst DU schon abgesägt…das hast Du jetzt von deiner Übereißen-Angst“
„Bleib cool, den holen wir uns wieder, wir fahren schön gleichmäßig weiter…da! Da vorne! Die mit den 50er –Nummern kannst Du abnaschen“
So ging es auf die Rückenwindpassage….50km/h, Puls 185
„Los ein paar Watt mehr bitte, Du wolltest hier mind. 55 fahren…denk an den 40er“
„Vergiss es, dann sind wir nächste Runde platt…“
So ging es zum ersten Mal auf die Brücke, Bremspunkt getroffen in die 180° Kurve, das S und auf der Seitenwindpassage weiter.
„So 2 Mal noch“
„Siehst Du war gar nicht schlimm…“
90°rechts die Brücke hoch
„Na, kannst Du die 35 km/h halten…“
„Ja kann ich…“
Oben angekommen kam mir der Gegenwind sehr stark vor, Puls 194.
Wieder ein paar höhere Nummern überholt und Runde Nummer 1,5 war beendet. Auf der Rückenwindpassage waren aber nur noch 49km/h drin.
Und wieder die Brücke hoch,
bremsen und weiter, 2. Brücke…
„Ne, vergiss es diesmal keine 35“
„Denk daran Schmerz ist Schwäche die den Körper verlässt“
„Boah bin ich schwach….viel mehr als 30 gehen nicht…“
Gegenwindpassage…36km/h, Puls 180 erster Tiefpunkt.
„Ich glaube wir haben doch überrissen…ich kann nicht mehr…“
„Reiß Dich zusammen, einen Schluck aus der Pulle und dann will ich wieder die 38 sehen….und schau da vorne ist die Nummer 12….
Ahhhh wie Ihn doch eigentlich liebe diesen Laktat-Schmerz verknüpft mit aktutem Sauerstoffmange im Hirn.
Je länger ich so fahre desto niedriger wird natürlich das Niveau des Dialogs …also ab hier nur noch eine geschönte Wiedergabe
Auf der Rückenwindpassage tauchte die 13 auf, noch eine Runde.
„Los pack Ihn Dir, der ist fertig…“
„Ich bin auch fertig…außerdem geht es nicht ums Packen sondern um unsere Zeit“
„Los! Schnapp Ihn! Stand up and fight!“
Geschnappt und mit Wut und Hass wegen des Schmerzes die Brücke hochgedrückt…
„Du machst mich nicht platt kleines Brückchen, Du nicht..!
So, das letzte mal die „Gegenwind-Brücke.
„Was ist los Du Lusche sehe ich da gerade 25km/h auf Deinem Tacho?“
„Ich will nicht mehr, ich habe Durst, ich kann nicht mehr, mir tut alles weh….“
„Dieser kleiner Gegenwindhuppel? Hör mal auf zu heulen! Nimm doch noch den letzten Schluck….gut, genau! Und jetzt hoch mit dem Arsch, ich will Dich die Brücke hochsprinten sehen“
„Aber es tut so weh…keine Power mehr…“
„ Eine ¾ Runde noch, das letzte Mal diese Brücke, nur noch einmal gegen den Wind, dann ist es geschafft“
„Scheiß Schinderei, keinen Bock mehr, warum mach ich hier überhaupt mit?“
„Einmal noch, ein letztes Mal *innerlich-Schrei“*“
….und da war sie geschafft
„siehste he! Da haste Deine beschissene 30!“
„geht doch und jetzt zeig mal das Du kämpfen kannst….“
So ging es tief im Unterlenker hängend auf die letzte Gegenwindpassage, das letzte Mal in den Seitenwind….und auf die Rückenwindpassage.
„Noch 1km….los, jetzt glotzen se gleich alle….zeig noch mal was, das ist Dein letztes Rennen….gogogoooo“
Da ist das Ziel….“Aaaaarrrgh!!!!!!“ Das war kein gedanklicher Schrei, der war echt….Das Tier musste raus
…..Tschüß bis zum nächsten Rennen, ich freu mich drauf.
War das hammer-geil! Meine Zeit wusste ich noch nicht, meinen Schnitt auch nicht, egal! Am ganzen Körper zitternd bin ich abgestiegen mit dem überwältigendem tollen Gefühl, wirklich alles gegeben zu haben und den inneren Schweinehund mal ordentlich eine auf die Goschen gehauen zu haben.
Und hier der emotionslose Bericht in Zahlen, Daten Fakten:
Platz 8; Zeit 30:41; Schnitt 39,11 km/h; Hf max 194; Hf Mittel 184; Trittfrequenzmittel 108
P.S.
Den „9er“, der mich ziemlich am Anfang überholt hatte habe ich nie wieder gesehen…der hat glaube ich sogar den dritten gemacht.
So ein langer Bericht für so ein kurzes unwichtiges Rennen?
Ja! Es hat mir einfach so richtig viel Spaß gemacht und wärend des Schreibens kann man das Geschehene noch mal so schön entspannt revue passieren lassen.
EZF sind so schonungslos ehrlich.
Nur Du, Dein Renner, die Zeit und der Schmerz….
Herrlich! Davon brauch ich nächstes Jahr mehr!!!!
Grüße Prox
@Condal

mit Ü-30 ist man doch zu alt für StudiVZ da braucht es schon diese Plattform hier
