AW: Lokomotive Rotes Ritzel
Danke an Tivo für den schönen Bericht!
Mein Bimmelbammel sah gänzlich anders wie geplant aus...
Am Start (6:03 Uhr) verlor ich meine Gefährten und die Lokomotiven, da ich weit vorne stand und der Rest weit hinten. Also dachte ich 'locker mit den anderen rollen' und am ersten KP auf die anderen gemütlich warten. Leider hieß vorne starten -> Tempo ab dem ersten Meter.
Mit nem 32er Schnitt kam ich bei der Mineralwasserfabrik an und legte erstmal überschüssige Funktionsunterwäsche ab. Man war mir heiß. Ich wartete 12min, ehe ich fröstelnd die Weiterfahrt alleine antrat.
Zur Ebersburg hatte ich mit 39-25 wenig Spielraum zum locker treten. Jede Umdrehung wurde im Kopf gefeiert und in den Beinen verteufelt. Einen Vorteil hatte das ganze, ich wurde fast von niemandem überholt
Bergab ging es voll ab, entweder meine 20er Grandprix rollen extrem gut oder mein dicker körpereigener Vorbau erhöht den Hangabtrieb maximal - es war so schnell, daß mein Tacho regelmäßig den Dienst quitierte. Ab Tempo 60-65km/h war Schluß und das war oft...
Am Schwedenwall wartete ich dann nochmal 10min. Bevor mir auch dort zu kalt wurde, kamen Gip und P&S an KP2. Sie berichteten mir von bereits zerbröselnden Gruppen und ich zog es ob der Kälte vor mich in die Abfahrt zu stürzen. Volles Rohr nach Bayern runter!
Dann begann das übliche Spiel auf der breiten, leicht abfallenden Straße in Richtung Osten. Es bilden sich Gruppen von 10-30 Leuten, ein bis zwei Opferlämmer fahren vorne und der Rest klampt an bis der Arzt kommt. Ich hing zwischen zwei Gruppen, die hinten zu langsam, an die vorne war alleine kein rankommen möglich. Warten bis der nächste Zug kommt, dranhängen und weiter.
Nachdem ich in der Abfahrt Ortsausgang Neustädtles noch einige Meter zwischen mich und die Gruppe bringen konnte, erwischten die Heizer mich dann auf dem Weg nach Sands. Allerdings war nicht nur für mich das Tempo zu hoch, am Anstieg nach Sands sammelte ich einige Abgeplatzte wieder ein.
In Fladungen am KP3 spürte ich merklich, daß die zurückliegenden Bolzerkilometer völlig schwachsinnig waren und jede Menge Körner kosteten. Ich war platt!
Zudem war mein Magen nicht auf Zufuhr aus und ich würgte mehr schlecht als recht ne Waffel und ein Riegel rein. Da kamen Gip & PS, kurz darauf Nic und Lorenzo. Trotz Ballern ohne Ende hatten sie ihren Rückstand zu mir aufgefahren. Ob ich in Bimbach überhaupt ankommen sollte?
Beim Blick auf drei Wurstbrötchen in Lorenzos Händen, beschloss ich vor meinem Magen aufzubrechen und fuhr alleine voraus. Doch im Anstieg zum Schwarzen Moor begann mein persönliches Wunder. Langsam rollte ich mich wieder ein und nach und nach lief es besser. Die Übersetzung passte einfach zu den Steigungsprozenten und der von schräg hinten wehende Wind tat sein übriges. Auf der Hochrhönstraße blies er von hinten und ne 4 stand vorne auf dem Tacho, Wahnsinn! Ich kenne den Abschnitt auch anders...
Die Abfahrt nach Hilders war dann allerdings von fiesem Kantenwind und Böen geprägt. Um ein Haar hätte ich bei geschätzen 75km/h (der Tachoausfall...) eine Abflug im wahrsten Sinne des Wortes gemacht. Unbeschadet kam ich dann doch noch in Hilders an, den letzten Kilometer vorher nahm ich etwas raus, um mich zu erholen.
"Und dann gibts auf die Fresse!" Ja, sehr richtig die Analyse, treffender kann man es kaum umschreiben. Es will einfach nicht aufhören, hinter jeder Biegung geht es weiter hoch. Kurz vor der Erschöpfung war ich endlich oben. Auf dem Rest nach Kaltensundheim hieß es Tempo halten und Konzentration bei den windigen Abfahrten mit Highspeed.
An der Warmverpflegung an KP4 (Schlag 12Uhr Mittag) zog ich Thüringer Kuchenspezialitäten den Nudeln vor. Man war der lecker, drei Stücke hoben meinen Zuckerspiegel wieder an und nach Getränkezufuhr und auffüllen der Flaschen ging es weiter.
Im letzten Jahr wäre ich von Diedorf hoch nach Andenhausen, bzw. Knottenhof fast geschmolzen in der Sonne. Entsprechend hatte ich mich zuvor leicht geschont. Und zu meiner Überraschung lief es noch immer, Kurbel um Kurbel nach oben. Die Abfahrten gewohnt schnell rauschte ich durch Tann wieder in den Wartburgkreis rein. Kurz darauf war ich auch schon in Spahl an der Getränkestation.
Die Herren motivierten mit Aussagen wie "Jungs, ihr seid immer noch über 25km/h Schnitt, auf weiter geht's!" Mein Kopf wollte, meine Beine benötigten an den Wellen auf dem Weg zu KP5 in Margarethenhaun etwas Überzeugungskraft. Eine Welle hatte ich nicht mehr im Kopf, die letzte vor dem letzten Verpflegungspunkt. Ein kurzes Zucken im Oberschenkel, aber der Krampf konnte gerade noch umgangen werden.
An der Verpflegung tankte ich nur kurz nach, haute mir nen Gel rein und weiter. Der Blick auf die Uhr verriet, dass mein Ziel vor 15Uhr anzukommen noch drinn war. 23 Kilometer noch bis Bimbach...
Kurz vor Fulda wurde es nochmal hektisch, die große Heizergruppe von (vor) Fladungen überholte mich. Mittlerweile höchstens noch 10-15 Mann stark, erschöpft und dem entsprechend unkonzentriert. Der Stadtverkehr von Petersberg und Fulda, Baustellen, Kreisverkehr und Ampeln - fast hätte es noch gescheppert. Ich nahm raus und ließ die Spinner ziehen.
Auf dem Restweg überholte ich dann auch tatsächlich wieder ein paar Abgeplatzte. Zufrieden und erschöpft rollte ich um 14:50 Uhr durch das "Ziel". Schnitt 26,33km/h...