Schnellspanner hat Tullio Campagnolo erfunden - in den 40'ern.
Die gab´s in anderer Ausführung, Anmutung und mit leicht unterschiedlicher Funktion schon vor Tullio Campagnolo.
In den 10er Jahren wurde z.B. eine Art Klick-Arretier-Mechanismus in die hinteren Ausfallenden geschraubt und durch dessen "bewegliche Teile" - das sind kleine Quadrate mit Führungsnut und Loch passend für die Achse - die Achse geschoben und verschraubt. Dann konnte man das Hinterrad ohne
Werkzeug durch Lösen der Arretierung entnehmen. Von so einem Teil sollte ich mal ein Foto machen und hier einstellen.
In den 20er Jahren wurden entsprechende Halter in die hinteren Ausfallenden geschraubt und bereits Hohlachsen bei den Naben verwandt. Durch die Hohlachse wurde dann mit einer langen Schraube das Hinterrad fixiert und man konnte das Hinterrad durch Lösen und Herausziehen dieser extra Langen Flügelschraube werkzeuglos entnehmen. Auch hiervon muß ich mal bei Gelegenheit Bilder machen.
Dann gab es seit spätestens den 20er Jahren die Hebelschrauben, welche sowohl vorne als auch hinten einen schnellen und werkzeuglosen Wechsel der Laufräder ermöglichten. Die Hebelschrauben sollte man nicht mit Flügelschrauben verwechseln. Die Flügelschauben waren nämlich zuerst nur eine Abwandlung für den Consuer Markt, während die Hebelschrauben wohl dem Umfeld der Berufsfahrer - also den damaligen Profis - entspringen. Die Berufsfahrer wechselten dann erst in den 40ern und 50ern auf Flügelschrauben, da anscheinend die Verletzungsgefahr im Peloton bei den Hebelschrauben deutlich höher war als bei den Flügelschrauben.
In den 30ern kam imho der Schnellspanner von Simplex, den
@101.20 hier schon einmal vorgestellt hat. Der hatte eine Hebelschraube auf der einen Seite und sicherte das Rad per Drehbewegung. Das ist der erste Schnellspanner, den es sowohl für hinten als auch vorne gegeben hat.
Und es gab sicher noch mehr Lösungen, welche ich und andere bislang noch nicht entdeckt oder für die Internetgemeinde beschrieben haben oder von der Internetgemeinde als wichtig und berichtbar befunden wurden.
Erst in den 40ern kam dann Tulliio mit einer nur als Schnellspanner nutzbaren Abwandlung all dieser frühen Erfindungen, welche zugegeben das ganze Thema super elegant und komod handhabbar machte. Dieser war aber ein Abfallprodukt der Cambio Corsa Schaltung, mit der er bereits seit den frühen 30ern experimentiert haben muß. Bei der Beschäftigung mit der Cambio Corsa bin ich nämlich über viele Indizien gestolpert, daß die Cambio Corsa deutlich früher entstanden ist, als gemeinhin berichtet. Auch in Gaiole wurden vor einige Jahren Radln mit verschiedenen Funktionsweisen der Cambio Corsa gezeigt, welche aus den frühen bis Ende der 30er stammten. Und die Cambio Corsa kann ohne einen Schnellspanner, mit einer dem heute bekannten Schnellspanner entsprechenden Funktionsweise nicht werkeln. Der einzige Unterschied ist die Länge des Hebels, welcher bei der Cambio Corsa sehr lang und beim heutigen Schnellspanner sehr kurz sein muß.
Übrigens läßt sich kein Patent für einen Schellspanner finden, welches Tullio zugeschrieben werden kann; nur Verbesserungen oder Teillösungen.
PS.:
Sehe gerade
@101.20 war schneller und hat einen der entsprechenden Artikel bereits verlinkt
PPS.:
Und es finden sich heute immer mehr Berichte, daß Tullio sowohl die Cambio Corsa als auch die Gran Sport aka Parallelogramm-Schaltung nicht erfunden sondern nur abgekupfert hat. Da gab es so eine kleine ital. Manufaktur Cingi oder so ähnlich, welche mit vielen Teilen deutlich vor Tullio herauskam, sich aber am Markt nie hat richtig durchsetzen können, da Tullio mit der Firma seiner Eltern, die Flugzeug-Aluminium herstellte und verarbeitete, ganz einfach immer einen deutlich höheren Output produzieren konnte und den Kleinen vom Markt verdrängte. Zudem konnte er sich ob der besseren und haltbareren Werkstoffe (Flugzeugaluminium), welche den Anderen nicht zugänglich war, durchsetzen.