AW: Leichte Klassiker - Limitiertes Fahrergewicht?
Mal unterscheiden: Geht es um a) Belastungsgrenzen des Materials oder b) Fahreigenschaften?
zu a): ältere Stahlrahmen wird ein schwerer Fahrer wohl kaum durch seine Präsenz im
Sattel an die Grenze bringen. Und schon mal gar nicht die erwähnten Rohre, wobei SL fairerweise mit 531c (und Tange No. 1/Champion) verglichen werden sollte. Das war aber Standard-Rennmaterial und wenn es den Antritt eines 85 kg Sprinters ausgehalten hat, was bitte dann nicht? Sean Kelly ist geklebte Alurahmen gefahren!
Reynolds 753 war noch einiges leichter, aber entsprechend sorgfältig verarbeitet sollte auch das kein grundsätzliches Problem sein. Da darf dann aber kein Schraubenschlüssel drauffallen, sonst Beule...
zu b) gibts hauptsächlich 2 Themen: Flattern bergab und seitliche Flexibilität im Tretlagerbereich. Beides hat man heute mit Alu und Carbon im Griff, und auch aktuelle Stahl- und Titanrahmen sind idR völlig ok bis sehr gut, nutzen teilweise auch vergrößerte Rohrdurchmesser. Das war aber nicht immer so. Meist wurde es durch Fahrtechnik ausgeglichen (Beine auf der Abfahrt ans Oberrohr klemmen) bzw. führte zu anderen Bewegungsabläufen. Wenn man sich anschaut, wie weit seitlich ausladend die damals im Wiegetritt die Berge raufgefahren sind - heute würde man das Hinterrad aus der Spur treten mit dem Fahrstil, weil der Tretlagerbereich nicht nachgibt. Heute tritt man "straighter".
Mein Mercier-Alltagsrad mit tretubi SL-Rahmen ist so ein Fall, seitlich sehr weich, aber auch damals eher günstige "Massenware" und nicht supertoll verarbeitet. Das ging auch damals besser, und es gab viele Versuche in der Richtung. Ein Herkelmann mit querovalem Ober- und Unterrohr in Spezialmuffen und peinlichst genau verarbeitet ist z.B. vergleichbar steif wie aktuelles Material, nur eben etwas schwerer.
Kurzum, es gab keine generellen Beschränkungen (außer, meines Wissens, die der Rahmenhöhe bei SL/SLX, ab ca. 60 sollte SP/SPX verwandt werden), aber große Unterschiede in der Verarbeitung und damit in den Fahreigenschaften. Meist nahm man es aber hin, wie's halt kam. B. Hinault hat mal auf die Frage nach seinem bevorzugten Material angemerkt, das habe ihn nie besonders interessiert, aber es sei beruhigend gewesen zu wissen, dass sie gutes Material für die Rahmen gehabt hätten (531c und 753) und einen zuverlässigen Rahmenbauer.
Also: Wenig Regeln damals, und viel Spielraum.
Gruß, svenski.