Also wir sind uns einig darüber, dass man Lager fachgerecht über den Außenring einpressen sollte.
Teilweise ja. Vorausgesetzt das Wälzlager wird in die Bohrung eingepresst und die Welle durchgesteckt. wenn es umgekehrt ist (z.B. Campagnolo UT), also der Innenring auf die Welle gepresst wird, dann gilt natürlich Gegenteiliges.
Auch gelingt es durchaus mittels Schlägen mit dem Hammer in axialer Richtung die Laufbahnen vorzuschädigen, weil punktueller max. Impact auf wenige Kugeln auf die Laufbahn übertragen wird, allerdings eben in einem Bereich (des Laufbahnradius), der im Anwendungsfall keine Rolle spielt. Ok, ich schränke ein: wenn jemand auf dem Innenring rumschlägt wie hulle, dann gehen die Vorschädigungen auch in den Bereich über der als 'reguläre' Laufbahn zu bezeichnen ist.
Noch eine Frage zu deiner Beschreibung mit den Kräften durch Spindeln & Co: wenn eine solche verwendet wird, werden alle Kugeln gleich belastet und das statisch und ohne dynamische Spitzen (wie mit einem Hammer). Und in einem solchen Anwendungsfall müssen lediglich Kräfte aufgewendet werden, die lediglich den Widerstand des Lagersitzes (Passung) übersteigen – dass dabei ein Lager Schaden nimmt muss mir erst jemand zeigen.
Praktisch jede Einpressspindel baut problemlos Axialkräfte im Kilonewton-Bereich auf. Die axiale Belastung von Rillenkugellagern liegt bei max. 20% der dynamischen Traglastzahl, welche klarerweise von der Größe des Rillenkugellagers abhängt. Diese Werte holt man sich aus Tabellen von Wälzlager-Herstellern; sind aber bauartbedingt und nicht herstellerbedingt. Simples Rechenbsp.: habe ich 10kN dynamische Traglastzahl, dann darf ich max. 2kn axial das Wälzlager belasten im Betrieb. Klar, die Montage ist kein dynamischer Betrieb wird jetzt kommen, aber auch die stat. Traglastzahl liegt minimal über der dynamischen. Und, 2kN Kraft erzeugt jede x-beliebige Spindel schon bei wenig Newtonmeter Drehmoment.
Daher, grad bei ungeübten Schraubern geht das ganz, ganz schnell....
Spitzenbelastungen durch einen Hammer sind vermutlich noch schlimmer, denn der Hammer leitet diese Kräfte sehr punktuell ein, während eine Spindel eine gleichmäßige Umfangslast erzeugt. Damit kann es leicht passieren, dass die Kugeln dauerhafte plastische Schäden an den Laufring-Nuten des Kugellagers erzeugt, was das Wälzlager im schlimmsten Fall nach nur 1 Schlag vorschädigt.
Hinzu kommt, dass Wälzlager am Fahrrad für gewöhnlich immer auch einen gewissen Kraftanteil axial aufnahmen, Also die ganzen Tretlager oder Naben Wälzlager. Das ist betriebsbedingt.
ad Passung: nachdem Wälzlager am Fahrad für gewöhnlich ein weichere Werkstoffe (Aluminium, Kunsstoffe) eingebaut werden, als es die Materialien der Wälzlager selbst sind (diese sind üblicherwiese aus 100Cr6 gefertigt), gibt immer die jeweilige Passung des weicheren Werkstoffs nach und demensprechend sind auch die erforderlichen Einpresskräfte nicht so hoch. Dies wäre allerdings im Zweifelsfall nachzurechnen, wie hoch der "Reibwiderstand" durch die Press-Passung ist und ob diese die axial zulässige Maximalbelastung des Wälzlagers übersteigt. Das kann sein, muss es aber nicht, da von zahlreichen Faktoren (Presssitzpaarung, Materialpaarung) abhängig ist.