Ich muss sagen, ich rechne immer damit, das der andre nicht richtig fährt. Sonst hätt ich schon längst gemeine Unfälle gehabt. Auf die Rücksichtsnahme der anderen vertrauen ist naiv.
Genau so sehe ich es auch.
Und "beide nicht aufgepasst" oder "beide haben schuld" sind 2 völlig verschiedene Schuhe.
Die STVO ist nicht umsonst verschieden auszulegen. Der eine ist für "Auge um Auge", der andere hält lieber die Wange hin.
Auf den Vertrauensgrundsatz kann man sich nicht mehr erfolgreich berufen.. Wer hinten auffährt hat seit vielen Jahren nicht mehr automatisch recht.
Wer mit 20 km/h in einer 30iger Zone ein Kind anfährt muss schon sehr gute Zeugen haben und einen guten Anwalt.
Wer einen radfahrenden Fahrradfahrer auf einem Zebrastreifen anfährt oder überfährt bekommt meistens die ganze Schuld ohne Zeugen.
Die Vorfahrt durchzusetzen oder zu erzwingen kommt auch nicht gut.
Mal ein Beispiel für die Hamburger.
Hindenburgstrasse. Bereich Planetarium. 3 Zebrastreifen. Nacheinander. Ich nüchtern und nicht am telefonieren. Auch nicht übermüdet. Auch die Frisur sitzt.
Um so 23.00 Uhr läuft ein Jogger oder eher Läufer mit schwarzen Klamotten aus einem Gebüsch daneben auf kürzestem Weg über den Zebrastreifen. Ich hasse diese Idioten.
Vollbremsung.
Normalerweise passieren Vollbremsungen bei vorrausschauender Fahrweise äußerst selten.
Jeglicher Krimskrams lag plötzlich vorn.
Adrenalin pur.
Selten so erschreckt.
Würde ohne Zeugen wohl mindestens der Führersein sein. Mit Zeugen eventuell Freispruch. Ich gehe mal davon aus das der Jogger nicht für mich aussagen würde. Wer kann schon korrekt den Prozessausgang vorhersagen? Ein Anwalt? Ein Hobbyjurist?
Kurz gesagt möchte der Gesetzgeber erreichen, dass sich niemand mehr sicher sein kann im Falle eines Falles ohne eigene Verluste davon zu kommen.
Damit man noch mehr aufpasst. Immerhin begeht man genau genommen schon eine Straftat wenn man im Auto losfährt die nur dann zulässig ist mit einer Haftpflichtversicherung.
Immerhin kann es schon von entscheidender Bedeutung sein, ob der Richter ein begeisterter Rennradler ist oder ein fetter mit sich und seiner Unfittness unzufriedener Autofahrer.
Als ich mit einem Transporter mit Anhänger links auf einer Landstrasse einen fetten Motorrollerfahrer überholte dessen Specknacken keinen Schulterblick zuließ, tat ich das ganz vorsichtig und vorrauschauend. Und damit wirlich nicht passiert in 2,50 m Abstand. So war ich für Ihn nicht zu sehen ohne Schulterblick und plötzlich bog er links ab. Blinker hätte ich eh nicht erkenne können weil die Abenssonne drauf schien.
Er knallte erst in meinen Anhänger und dann auf den Asphalt. Paar Abschürfungen sonst nichts weiter. Natürlich mit Blaulicht ins Krankenhaus. usw.
Für mich war der Fall sonnenklar.
Aber: War halt mein Pech dass ich dann auf der ganz linken Seite überholte wo normalerweise Gegenverkehr herrscht. Und überfuhr dabei so 10 m Sperrlinie. Schon war ich der Böse!
Ich fuhr mit Hamburger Kennzeichen auf den Straßen MeckPomms. Weiterer grober Fehler.
Der Polist sagte wahrheitswidrig aus, dass ich gefährlich überholt habe da ich den Gegenverkehr nicht sehen konnte. Ich wollte diese Lüge erst nicht so richtig zur Kenntnis nehmen. Nachweislich 300-400 m freie Sicht. Bin später extra noch einmal hingefahren weil ich mir nicht vorstellen konnte das der Bulle mit Absicht log.
Mitarbeiter der Schadensabeilung meiner Versicherung:
"Tja, leider sind sie der stärkere Verkehrsteilnehmer mit einer automatischen Mitschuld von 50 - 75 %. Ich mach den Job schon 20 Jahre und kenne mich so ein bisschen damit aus."
Mein Fachanwalt sah das genauso. Und die beiden kannten sich nicht. Hätte ich im Leben nicht mal ansatzweise geglaubt.
5 Punkte und 1600 € wegen schwerer Körperverletzung fahrlässig glaube ich. Naja, Mitte 2017 darf ich wieder über rote Ampeln mit dem Bike wenn ich mag. Falls.
Kurz danach wegen einem 1 Tag abgelaufenen Überführungskennzeichen (hat mich auf der Baustelle vielleicht ein Mitbewerber oder Neider auf was auch immer angeschmiert). 6 Punkte und 300 €. Da waren jedoch leider schon 3 Punkte wegen über 8 Monate abgelaufenen Au + HU. Und dann bekam ich nach über 30 Jahren die kostenpflichtige Mitteilung ob ich nicht gerne ein Seminar zum Punkteabbau besuchen möchte.
Kostet nur 450 €.
Danach dachte ich schon so ein bisschen nach ob ich vielleicht doch der Einzige bin der sich für schuldlos hält.
Hätte ich mich korrekt an die STVO gehalten, wäre gar nichts passiert.
Ich bin sicher, dem einen oder anderen hier würde so kleiner Unfall mit Schmerzen und ein kleiner gelegentlicher Wortwechsel mit Anwälten und Richtern auch zu neuen Erkenntnissen verhelfen.
Denn was rechtliche Fragen betrifft sind hier bei vielen Beiträgen fast immer die anderen schuld. So wie der Knast voll von Unschuldigen ist.
Ciao