_Gerd_
Gerhard
Ich fahre in dem Bereich zwei Randonneurräder. Eins ist ein 650B conversion (Pate war das Specialized Crossroads) Projekt und das andere ist ein angefertigter Massrahmen.Fährst du überhaupt ein Gravelbike/CX? Falls ja, und mit Felgenbremsen (dual Pivot ist am Gravelbike/CX etwas irreführend), wie kommst du zu der Annahme, dass 160er Scheiben nicht ausreichen? Nässe ist nicht das Hauptargument für Scheibenbremsen, aber bei Schnee/Schlamm haben sie große Vorteile gegenüber Cantilever/Mini-V. Und da geht es in erster Linie nicht um die Bremsleistung, sondern um's Verstopfen und den Verschleiss von Bremse und Felge.
Das erstere fährt noch mit Cantis. Der Massrahmen hat Rene Herse Mittelzug Felgenbremsen (selbe Befestigungssockel wie moderne dual pivot Bremsenzangen) und dadurch enorm verwindungssteife Bremsarme und deshalb ausgezeichnetes haptisches feedback und Bremskraft.
Moderne Konsumenten würden so etwas als Allroad Bikes bezeichnen, Marketing Strategen drücken das wohl eher in die Gravelschublade.
Das erstere wird oft mit den Rene Herse Switchback Hills (650Bx48mm) als Gravelmaschine gefahren. Das zweite fahre ich mit 650Bx42.
Der Haupteinsatzzweck des zweiten sind Langstreckenfahrten wie Brevets, einschliesslich Gravel (aber weniger die sehr ruppigen trails). Typische Fahrten wären z.B. PBP, LEL, oder im Gravelbereich Assietta, französische Schotterpässe, etc. Oder oft local trails in der Fränkischen oder Hersbrucker Schweiz.
Daneben noch aktiv im MTB Bereich mit einem Faible für Transalps. Hier aber je nach Anforderungsprofil HT oder Fully, beide mit generösen Scheibenbremsen.
Wie weiter vorne geschrieben kommen meine Ausagen vor allem aus meinen MTB Erfahrungen dass bei hinreichend langen und intensiven Gebrauch Fading bis zum Bremsversagen auftreten kann. Bin also ein etwas gebranntes Kind und behandele dieses Thema deshalb mit einem großem Wunsch nach möglichst großer Sicherheit und großen Reserven. Ich bin auch kein sehr leichtgewichtiger Fahrer so dass das abzubremsende Systemgewicht groß ist.
Desweiteren spielt bei mir dann noch eine gewisse Rolle, wenn ein neueres System mich noch nicht ganz mit den potentiellen Vorteilen überzeugt, daß ich lieber bei der alten bewährten Lösung bleibe. Bin da etwas konservativ.
Da ich bei den heutigen 140er und 160er Scheibenbremsen noch etwas Bedenken habe dass ich sie an die Belastungsgrenze bringen kann, bleibe ich momentan konservativ und behalte meine Vorteile von Simplizität und geringerem Gewicht. Und den angenehmen Vorteil der intrinsischen Gabelfederung habe ich auch noch in meinem Massrahmen.
Was den Verschleiss angeht ist meine persönliche Erfahrung mit meinen Rädern dass je mehr Dreck, desto mehr Verschleiss bei Scheibenbremsen, und wesentlich stärker exponentiell als bei Felgenbremsen. Meine Felgenbremsen halten fast ewig, trotz intensivsten Gebrauch. Ich bin bei intensiven Gebrauch der Felgenbremse fast mehr um meine Bremsflanken der Felge besorgt.
Meine Scheibenbremsbeläge verschleissen beim Fully am schnellsten (bis zu 2 Belagssätze pro Transalp), bei meinem HT dass sehr oft als Commuter eingesetzt wird, nur 1-2 mal pro Jahr.
Im Winter baue ich da inzwischen sogar auf Magura HS33 Felgenbremsen um, da meine Erfahrung ist dass Bremssättel im Winter bei Salz sehr schnell fest gehen können. Auf dem HT habe ich deshalb inzwischen den 4. Bremssattel drauf. Da habe ich jetzt die Nase voll und steige im Winter auf die Magura um. Ich fahre halt auch sehr viel das ganze Jahr über. ich weiss gar nicht warum ich überhaupt noch ein Auto habe .
Für die Zukunft kann sich da meine Einstellung ändern je weiter sich das entwickelt. Bei meinen MTB habe ich einen vergleichbaren Läuterungsprozess durchgemacht. Und heute bin ich tief beeindruckt von der schieren Power der Scheibenbremsen und der trotzdem feinfühligen Bremskraftmodulation. Die systemimanenten Nachteile wie dass man die Federung und Führung des VRs trennen muss und es einfach schwerer ist, spielen bei MTB für mich weniger eine Rolle, da ich ja die langhubigere Federung haben will.