Die Diskussion driftet gerade wieder etwas ab... .
Ich möchte dennoch aus der Sicht des "Praktikers", der mit genau dieser Arbeit seine Brötchen verdient,
etwas dazu schreiben:
Natürlich wissen wir nichts über die
Fehlergrenzen der einfachen Tensiometer, wobei wenn dies problematisch wäre, ich von einer Fachwerkstatt selbstverständlich erwarten würde ein
kalibriertes Messgerät zu verwenden. ...
Wärest Du denn auch bereit, für den Einsatz eines kalibrierten Meßgerätes einen adäquaten Lohn zu bezahlen ? Die meisten meiner Kunden - auch die Rennfraktion - erwartet von mir, daß die Reparatur
des Laufrades am besten in wenigen Minuten erfolgt zu sein hat. Und weil die Instandsetzung ja so wenig zeitintensiv war, ist der Monteur mit 5 € für die Kaffeekasse ja bestens bedient.
...Aber die gleiche Problematik gilt natürlich für die Intuition des Meisters umso mehr. Wenn er eine Speiche anzapft, vergleicht er sie gedanklich mit dem Klang einer Speicher mit bekannter Speichenspannung. Das ist ist ein sehr fehleranfälliges Verfahren, zumal der Klang bei gleicher Spannung von der Bauart der Speiche abhängt. ...
Nein, ein "Meister", der ohne Tensiometer arbeitet, macht das nicht nur per Klang sondern auch "haptisch".
Ich kenne zwei dieser "Könner" hier in HH persönlich, die schon lange alle möglichen Laufräder bauen...die arbeiten so schnell und routiniert... .Wenn Du Dein Tensiometer ausgepackt und "kalibriert" hast, ist bei denen das fertige Laufrad schon montiert.
Wenn deren Arbeitsweise irgendwie fehleranfällig wäre,
könnten die sich wohl kaum ihre Kunden aussuchen.
Ich hatte das Glück, bei einem dieser Profis - er ist inzwischen Rentner - lernen zu dürfen. Die wissen einfach Dinge, die andere nicht wissen. Da hilft dann auch kein Meßinstrument, dessen Einsatz ohnehin nur sinnvoll ist, wenn die Felge möglichst keine Toleranzen aufweist !
...Das kann gut sein, das in der Praxis auch gar nciht nötig ist, nämlich dann nicht wenn die Toleranzen entsprechend groß sind. Ich ziehe meine Schrauben auch meist ohne
Drehmomentschlüssel an. Das geht deshalb relativ gut, weil die Besaltungsgenzen der Schrauben in der Regel nciht annähernd erreicht wird. Und eine 32 oder gar 36 Speichenrad toleriert eben einen breiten Speichenspannungbereich. ...
Nein, auch ein 32 oder 36-loch Laufrad verzeiht nicht die schlechte Verarbeitung oder die Überlastung
(z.B. durch Fahrweise oder Überschreitung von Gewichtsgrenzen). Ein guter Laufradbauer wird sich den Fahrer ansehen und ihn fragen, wozu das Laufrad verwendet werden soll... .
...Und da diese Arbeit zudem auch schlecht bezahlt wird, kann ich gut verstehen das man sich keine unnötige Arbeit machen will. Wo gegen ich mich verwehre ist dies als besonderen Nachweis von Sachkenntnis oder Könnens anzusehen.
Eine gute Werkstatt wird möglichst reklamationsfrei arbeiten. Systemlaufräder sind hier im
Defektfall immer heikel. Anhand bestimmter Parameter kann ich einschätzen, ob eine Reparatur
lohnend ist. Den Preis bestimme dabei ich. "Schlecht bezahlt" ist das nicht.
Allerdings ist eine gute Reparatur immer auch zeitintensiv und bedarf viel Erfahrung,
Sachkenntnis und "Können". Du kannst das anders bewerten. Ich kann Dir aber aus meiner
inzwischen langjährigen Praxis sagen, daß Du mit Deiner Einschätzung völlig falsch liegst.