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Grunellis Garage: Rahmenbau und andere Basteleien

Grunelli

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Weinheim
Seit Jahren habe ich den Wunsch und Drang mich mal im Rahmenbau zu versuchen. In den letzten Monaten wurde der Drang immer stärker und jetzt solls nun endlich ma losgehen. Ich habe keinerlei praktische Erfahrungen im Löten und all mein theoretisches Wissen basiert auf Foreneinträgen und Youtubevideos 😂. Vor allem die Beiträge von @Knobi haben mich ermutigt es einfach mal zu versuchen. Auch hat er mir bereits einige grundlegende Fragen beantwortet, wofür ich ihm äußerst dankbar bin!

Aber alles der Reihe nach!
Was will ich denn überhaupt bauen und warum? Ich habe zunächst mal mein Nutzungsverhalten betrachtet und gemerkt, dass ich im Vergleich meine Rennräder weniger benutze als gedacht. Die meiste Zeit bin ich auf meinem Veloheld Gravelbike oder meinem Bahnhofsrad, einem Wheeler 6000 Crossline, unterwegs.

IMG_20201114_115106.jpg


Auch meine Frau liebt zwar die Optik ihre Eddy Merckx aber hält es nie länger als 30km darauf aus. Deswegen habe ich für sie folgendes Geschoss besorgt: 91er HI Pacer, bis auf den Hinterreifen komplett original.

1620936904628.png


Das Hi Pacer braucht noch ein wenig Liebe, aber dann hat meine Frau was bequemes und hält auf jeden Fall länger durch. Somit brauche auch ich nun etwas für gemütliche Ausfahrten und einer hohen Alltagstauglichkeit.

Eigentlich wollte ich ja gleich mal Richtig in die Vollen gehen und mir noch einn muffenlosen Gravelrahmen mit Schreibenbremsen und Steckachsen bauen, aber dann hab ich mir mal selbst eine Realitätsohrfeige verpasst, bin wieder zur Besinnung gekommen und will nun erstmal mit etwas klassischem anfangen.

Nach kurzer Recherche bin ich auch sofort fündig geworden😁. Ich will das:

1620937151944.png

oder das:

1620937186931.png

oder das:

1620937213016.png

Ich könnte hier noch ewig so weitermachen, aber ich denke es ist klar in welche Richtung es gehen soll:

Klassische Rohrdimensionen, Muffen, Cantisockel, breite Reifen bis 35, Schutzbleche und vlt Gepäckträger!

Naiv wie ich bin, dachte ich ich tippe da bissel was in rattle CAD ein, das Programm sagt mir welche Winkel die Muffen brauchen und dann kann auch bereits bestellt werden.......tja Pustekuchen!
Die Sache mit der Geometrie ist nicht einfach und darf keinesfalls vernachlässig werden. Also noch mal ein Schritt zurück und erstmal die meistgenutzen Räder und das Kuwahara ausgemessen.

1620937598584.png



Sitzrohr cc​
Oberrohr ctUnterrohr ccSteuerrohr SitzstrebenKettenstrebenVorlaufBB DropVR Abstand
Kuwahara5355406201065204305565605
Eddy Merckx5555456201305104004565585
Veloheld5555506401505104404565605
Wheeler5305806301025204305065630
Basso5605506101405154105070585

Die Größe die mir zur Zeit am meisten Kopfschmerzen bereite ist der VR Abstand. Dieser bestimmt letztendlich den Toe Overlap und somit wie viel Platz ich zwischen Fuß und Schutzblech noch habe. Bei Rh 55 ct, 73° Steuerrohrwinkel und 55 mm Vorlauf ergibt einen VR Abstand von 585 und das ist zu wenig. Bei 72° und 65 mm Vorlauf käme ich auf die gewünschten 605 mm aber ein Vorlauf von 65 mm halte ich für sehr groß (sollte sich negativ auf das Fahrverhalten auswirken) und 72° Steuerrohmuffen für klassische Rohrgrößen (Oberrohr 25,4 und 28,6 Unterrohr) habe ich auch noch nicht gefunden.

Was nun? Wer hat eine Idee? und was meinen die Spezialisten wie @Knobi?
 

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Re: Grunellis Garage: Rahmenbau und andere Basteleien
Hilfreichster Beitrag geschrieben von GEBLA

Hilfreich
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An deiner Stelle solltest du dich erst mal mit Metallverarbeitung vertraut machen
Ebenso solltest du dir Lötkentnisse aneignen und die entsprechenden Werkzeuge besorgen um zu üben
 
Zuletzt bearbeitet:
Hilfreichster Beitrag geschrieben von GEBLA

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Seit Jahren habe ich den Wunsch und Drang mich mal im Rahmenbau zu versuchen. In den letzten Monaten wurde der Drang immer stärker und jetzt solls nun endlich ma losgehen. Ich habe keinerlei praktische Erfahrungen im Löten und all mein theoretisches Wissen basiert auf Foreneinträgen und Youtubevideos 😂. Vor allem die Beiträge von

oder das:

Anhang anzeigen 938866

oder das:

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Ich könnte hier noch ewig so weitermachen, aber ich denke es ist klar in welche Richtung es gehen soll:

Klassische Rohrdimensionen, Muffen, Cantisockel, breite Reifen bis 35, Schutzbleche und vlt Gepäckträger!




Sitzrohr cc​
Oberrohr ctUnterrohr ccSteuerrohrSitzstrebenKettenstrebenVorlaufBB DropVR Abstand
Kuwahara5355406201065204305565605
Eddy Merckx5555456201305104004565585
Veloheld5555506401505104404565605
Wheeler5305806301025204305065630
Basso5605506101405154105070585

Die Größe die mir zur Zeit am meisten Kopfschmerzen bereite ist der VR Abstand. Dieser bestimmt letztendlich den Toe Overlap und somit wie viel Platz ich zwischen Fuß und Schutzblech noch habe. Bei Rh 55 ct, 73° Steuerrohrwinkel und 55 mm Vorlauf ergibt einen VR Abstand von 585 und das ist zu wenig. Bei 72° und 65 mm Vorlauf käme ich auf die gewünschten 605 mm aber ein Vorlauf von 65 mm halte ich für sehr groß (sollte sich negativ auf das Fahrverhalten auswirken) und 72° Steuerrohmuffen für klassische Rohrgrößen (Oberrohr 25,4 und 28,6 Unterrohr) habe ich auch noch nicht gefunden.

Was nun? Wer hat eine Idee? und was meinen die Spezialisten wie @Knobi?

Oberrohr 20 mm länger, Vorbau 10 mm kürzer, 73° und Gabelvorbiegung 65 mm (es ist bei einer Lenkertasche eh besser weniger (!) Nachlauf zu haben). Fertig.
 
Ich habe keinerlei praktische Erfahrungen im Löten und all mein theoretisches Wissen basiert auf Foreneinträgen und Youtubevideos 😂.
...
Was nun? Wer hat eine Idee? und was meinen die Spezialisten wie @Knobi?
Ist das Dein Ernst? Da würde ich doch auch @Olddutsch zustimmen wollen. Macht man das hoizedaach so?

Wenn Du allerdinx zB Instrumentenbauer oder Spitzenklöppler bist, traue ich Dir das auf Dauer allemal zu.
 
Spannend! Nach meinen Erfahrungen mit n+1 und Testrädern würde ich sagen, den Toe Overlap nicht überbewerten. Die Situationen, in denen der zählt, sind doch sehr überschaubar. Da kann man besser sein Fahrverhalten anpassen als ein ganzes Rad, finde ich.

Und dann: Wenn es ein Randonneur werden soll, was ja wahrscheinlich überwiegend auf langen Strecken und mit wenig engen Kurven eingesetzt werden wird, würde ich klar auf Länge läuft setzen und den BB drop eher höher, vielleicht sogar einstellbar durch die Ausfallenden, wie es früher üblich war.
Überhaupt fand ich unter den vielleicht 100 Rennrädern, die ich schon gefahren bin, davon ein Drittel eigene und sicher 12 Klassiker, also mit längeren Fahrzeiten als bei Tests, die Rennräder aus den 60er und 70er (kann das leider spontan nicht genau eingrenzen) mit langen Ausfallenden und großer Gabelvorvbiegung sowie eher langen Oberrohren und kürzeren Vorbauten geradezu perfekt für solchen Einsatz.
Also, ich persönlich würde mir so eine Geometrie zuerst anschauen.

Außerdem gefällt mir dein Logo super!
 
An deiner Stelle solltest du dich erst mal mit Metallverarbeitung vertraut machen
Ebenso solltest du dir Lötkentnisse aneignen und die entsprechenden Werkzeuge besorgen um zu üben

Also so wie ich das sehe sollte man Bohren, Sägen und Feilen können und das kann ich. Löten wird natürlich geübt, aber Muffen und Silberlot machen die Sache ja handlebar.

Ist das Dein Ernst? Da würde ich doch auch @Olddutsch zustimmen wollen. Macht man das hoizedaach so?

Wenn Du allerdinx zB Instrumentenbauer oder Spitzenklöppler bist, traue ich Dir das auf Dauer allemal zu.

Warum sollte dies nicht mein Ernst sein?! Warum kann man nicht einfach mal was probieren und dabei lernen. Ich bin Bastler und sage mir immer, wenn es andere können packe ich das auch! 😁

Oberrohr 20 mm länger, Vorbau 10 mm kürzer, 73° und Gabelvorbiegung 65 mm (es ist bei einer Lenkertasche eh besser weniger (!) Nachlauf zu haben). Fertig.


Spannend! Nach meinen Erfahrungen mit n+1 und Testrädern würde ich sagen, den Toe Overlap nicht überbewerten. Die Situationen, in denen der zählt, sind doch sehr überschaubar. Da kann man besser sein Fahrverhalten anpassen als ein ganzes Rad, finde ich.

Und dann: Wenn es ein Randonneur werden soll, was ja wahrscheinlich überwiegend auf langen Strecken und mit wenig engen Kurven eingesetzt werden wird, würde ich klar auf Länge läuft setzen und den BB drop eher höher, vielleicht sogar einstellbar durch die Ausfallenden, wie es früher üblich war.
Überhaupt fand ich unter den vielleicht 100 Rennrädern, die ich schon gefahren bin, davon ein Drittel eigene und sicher 12 Klassiker, also mit längeren Fahrzeiten als bei Tests, die Rennräder aus den 60er und 70er (kann das leider spontan nicht genau eingrenzen) mit langen Ausfallenden und großer Gabelvorvbiegung sowie eher langen Oberrohren und kürzeren Vorbauten geradezu perfekt für solchen Einsatz.
Also, ich persönlich würde mir so eine Geometrie zuerst anschauen.

Außerdem gefällt mir dein Logo super!

Das sind beides super geile Beiträge, die ich auf jeden Fall beherzigen werde. Mir ist ist aber auch aufgefallen, dass Steuerrohrmuffen mit 71° angeboten werden. Damit ließe sich ein VR Abstand von 600 bei einem Vorlauf von 50 mm erreichen. Gibt es da Meinungen/Erfahrungen wie sich der niedrigere Winkel auf das Handling auswirkt?


Ich setzte mich auf jeden Fall auch nochmal an RattleCAD und die Länge des Oberrohrs variieren. Ich fahre generell nur kurze Vorbauten mir maximal 90 mm Länge, alles unter 80 mm sieht dann nur noch doof aus (meine Meinung).
 
Zum handwerklichen
Löten von dünnwandigen Röhren is nicht ohne,einen zweiten Versuch hast du nicht wenn was schief gegangen ist.dann is schnell ein Rohrsatz U Muffen
fur 300/400€ für die Tonne
Können & packen is aber ein Unterschied
Gut Lack bei deinem vorhaben
 
Mir ist ist aber auch aufgefallen, dass Steuerrohrmuffen mit 71° angeboten werden. Damit ließe sich ein VR Abstand von 600 bei einem Vorlauf von 50 mm erreichen. Gibt es da Meinungen/Erfahrungen wie sich der niedrigere Winkel auf das Handling auswirkt?


Ich setzte mich auf jeden Fall auch nochmal an RattleCAD und die Länge des Oberrohrs variieren. Ich fahre generell nur kurze Vorbauten mir maximal 90 mm Länge, alles unter 80 mm sieht dann nur noch doof aus (meine Meinung).

Also es ist nicht unmöglich mit Muffen für 73° auch einen Winkel von 72,x möglich zu machen. Aber ich würde das nicht machen, weil nicht nötig.
Ob nun 90 oder 80 Vorbau ist von der Optik nicht so entscheidend, v.a. wenn man auf dem Rad sitzt. Wenn man mehr Anschauen als Fahren will, dann ist auch der toe-overlap egal. ;-P
Und ein letztes Mal: Wenn man dauerhaft mit Lenkertasche und Gewicht bis ca. 4-5 kg fahren will, dann ist eine Rennradgeo nicht so angenehm wie die Geometrie einer klassischen Randonneuse, die mit einem Nachlauf (!) von ca. 40 mm ausgestattet ist. Schau dich einfach mal bei klassischen Randonneusen (Singer, Herse, Routens etc. ) um.
 
@Grunelli

Schönes Projekt, auch wenn es tatsächlich sehr ambitioniert daher kommt. Aber mach mal, mehr als Fehler machen kannst du ja nicht, und ohne lernt man nichts. Allerdings gibt es ein paar Stellen, an denen ein gesunder Dilettantismus gefährlich werden kann, und das sind beispielsweise die Bremssockel. Bevor du nicht absolut sicher bist, dass du eine dauerhaft feste Verbindung beim Hartlöten hinbekommst, würde ich mir spätestens dort Hilfe holen.

Und ansonsten muss ich, wenn hier schon über Geometrie geredet wird, dem Kollegen @faulpelz ein bisschen beim klugscheißen helfen: es heißt Nachlauf und kommt daher, dass die Achse des Vorderrads (bzw. der Punkt des Reifenkontakts am Boden senkrecht darunter) der verlängerten Lenkachse nachläuft. Gabelvorbiegung, Steuerrohrwinkel, Nachlauf. Vorlauf gibt's in dem Zusammenhang nicht bzw. wäre unfahrbar.
 
Warum sollte dies nicht mein Ernst sein?! Warum kann man nicht einfach mal was probieren und dabei lernen. Ich bin Bastler und sage mir immer, wenn es andere können packe ich das auch! 😁
Allet jut! Ich täte alleine vor der Anschaffung des ganzen nötigen Werkzeuchgeraffels zurückschrecken, da ist man ja sicher im vierstelligen Bereich? Und dann mit ungewissem Ausgang...

Als "Bastler" bezeichne ichmichauch (obwohl ich mich Tischlermeister nennen darf). Die Idee des Eigenbaus finde ich angesichts der Verfügbarkeit guter Rahmen mit massenhaft Individualisierungspotential unreizvoll. Ich wünsch Dir viel Erfolg!
 
Für gutes Gelingen bedarf es schon ein ordentlicher finanzieller Aufwand
Früher konnte man sowas am Arbeitsplatz nach Feierabend machen
Mal so zum Werkzeug
Ständerbohrmachine,HSS Lochsägen ( für die Rohrausschnitte) Rohrprismen
Handbandschleifer Schraubzwingen usw.Den großten Posten wird mit Sicherheit
Brennergeschirr mit Flaschen beanspruchen
 
Also so wie ich das sehe sollte man Bohren, Sägen und Feilen können und das kann ich. Löten wird natürlich geübt, aber Muffen und Silberlot machen die Sache ja handlebar.

Ich setzte mich auf jeden Fall auch nochmal an RattleCAD und die Länge des Oberrohrs variieren. Ich fahre generell nur kurze Vorbauten mir maximal 90 mm Länge, alles unter 80 mm sieht dann nur noch doof aus (meine Meinung).

Und noch ein kleiner Nachtrag, bevor ich dann das Klugscheißen (Danke @ djwkyoto ;-D ) wirklich einstelle:
Primo) Wenn du schon den Luxus hast, dass du mit einem blanken Blatt Papier anfängst, dann denke auch mal über die Reifengröße nach, denn bei 38-584 zu 38-622 gewinnst du 19 mm Fußfreiheit.
Secondo) Löten ist kein Hexenwerk und im Verbund der Rohre muss eine versagende Lötung im Rahmen nicht zwingend katastrophal enden. Aber der Bau einer (geraden*) Gabel ist eine andere Liga, weil hier das Risiko beim Versagen wirklich sehr hoch, also lebensgefährlich sein kann. Abgesehen davon müssen viele Gabeln nach dem Bau erst einmal gerichtet werden und das erfordert weiteres Spezialwerkzeug. Eine von den Standardmaßen abweichende Gabel zuzukaufen wird auch nicht ganz so einfach.

Nichts desto weniger wünsche ich dir viel Erfolg!

* Gemeint ist hier nicht eine Gabel mit geraden Gabelbeinen, sondern eine Gabel mit der das Fahrrad auch wirklich geradeaus fährt...
 
Seit Jahren habe ich den Wunsch und Drang mich mal im Rahmenbau zu versuchen. In den letzten Monaten wurde der Drang immer stärker und jetzt solls nun endlich ma losgehen. Ich habe keinerlei praktische Erfahrungen im Löten und all mein theoretisches Wissen basiert auf Foreneinträgen und Youtubevideos 😂. Vor allem die Beiträge von @Knobi haben mich ermutigt es einfach mal zu versuchen. Auch hat er mir bereits einige grundlegende Fragen beantwortet, wofür ich ihm äußerst dankbar bin!

Aber alles der Reihe nach!
Was will ich denn überhaupt bauen und warum? Ich habe zunächst mal mein Nutzungsverhalten betrachtet und gemerkt, dass ich im Vergleich meine Rennräder weniger benutze als gedacht. Die meiste Zeit bin ich auf meinem Veloheld Gravelbike oder meinem Bahnhofsrad, einem Wheeler 6000 Crossline, unterwegs.

Anhang anzeigen 938863

Auch meine Frau liebt zwar die Optik ihre Eddy Merckx aber hält es nie länger als 30km darauf aus. Deswegen habe ich für sie folgendes Geschoss besorgt: 91er HI Pacer, bis auf den Hinterreifen komplett original.

Anhang anzeigen 938864

Das Hi Pacer braucht noch ein wenig Liebe, aber dann hat meine Frau was bequemes und hält auf jeden Fall länger durch. Somit brauche auch ich nun etwas für gemütliche Ausfahrten und einer hohen Alltagstauglichkeit.

Eigentlich wollte ich ja gleich mal Richtig in die Vollen gehen und mir noch einn muffenlosen Gravelrahmen mit Schreibenbremsen und Steckachsen bauen, aber dann hab ich mir mal selbst eine Realitätsohrfeige verpasst, bin wieder zur Besinnung gekommen und will nun erstmal mit etwas klassischem anfangen.

Nach kurzer Recherche bin ich auch sofort fündig geworden😁. Ich will das:

Anhang anzeigen 938865

oder das:

Anhang anzeigen 938866

oder das:

Anhang anzeigen 938867

Ich könnte hier noch ewig so weitermachen, aber ich denke es ist klar in welche Richtung es gehen soll:

Klassische Rohrdimensionen, Muffen, Cantisockel, breite Reifen bis 35, Schutzbleche und vlt Gepäckträger!

Naiv wie ich bin, dachte ich ich tippe da bissel was in rattle CAD ein, das Programm sagt mir welche Winkel die Muffen brauchen und dann kann auch bereits bestellt werden.......tja Pustekuchen!
Die Sache mit der Geometrie ist nicht einfach und darf keinesfalls vernachlässig werden. Also noch mal ein Schritt zurück und erstmal die meistgenutzen Räder und das Kuwahara ausgemessen.

Anhang anzeigen 938870


Sitzrohr cc​
Oberrohr ctUnterrohr ccSteuerrohrSitzstrebenKettenstrebenVorlaufBB DropVR Abstand
Kuwahara5355406201065204305565605
Eddy Merckx5555456201305104004565585
Veloheld5555506401505104404565605
Wheeler5305806301025204305065630
Basso5605506101405154105070585

Die Größe die mir zur Zeit am meisten Kopfschmerzen bereite ist der VR Abstand. Dieser bestimmt letztendlich den Toe Overlap und somit wie viel Platz ich zwischen Fuß und Schutzblech noch habe. Bei Rh 55 ct, 73° Steuerrohrwinkel und 55 mm Vorlauf ergibt einen VR Abstand von 585 und das ist zu wenig. Bei 72° und 65 mm Vorlauf käme ich auf die gewünschten 605 mm aber ein Vorlauf von 65 mm halte ich für sehr groß (sollte sich negativ auf das Fahrverhalten auswirken) und 72° Steuerrohmuffen für klassische Rohrgrößen (Oberrohr 25,4 und 28,6 Unterrohr) habe ich auch noch nicht gefunden.

Was nun? Wer hat eine Idee? und was meinen die Spezialisten wie @Knobi?
Ich frage mich, ob man bei der Konstruktion eines Fahrradrahmens das Pferd nicht von hinten aufzäumen muss. Heißt: muss man sich nicht zuerst Gedanken machen über die Sitzposition in Bezug auf das Tretlager. Hierdurch wird der Winkel des Sitzrohrs bestimmt. Danach geht's dann weiter nach vorn, also Länge des Oberrohrs, Unterrohrs, Steuerrohrs, Steuerrohrwinkel...
Krautscheid Junior ist jedenfalls so vorgegangen, als er meinen Rahmen konstruiert hat (Krautscheid Senior nicht, der hatte keinen Plan sondern einen dicken Daumen, über den er alles gepeilt hat...)
 
Zuletzt bearbeitet:
Allet jut! Ich täte alleine vor der Anschaffung des ganzen nötigen Werkzeuchgeraffels zurückschrecken, da ist man ja sicher im vierstelligen Bereich? Und dann mit ungewissem Ausgang...

Als "Bastler" bezeichne ichmichauch (obwohl ich mich Tischlermeister nennen darf). Die Idee des Eigenbaus finde ich angesichts der Verfügbarkeit guter Rahmen mit massenhaft Individualisierungspotential unreizvoll. Ich wünsch Dir viel Erfolg!

Für gutes Gelingen bedarf es schon ein ordentlicher finanzieller Aufwand
Früher konnte man sowas am Arbeitsplatz nach Feierabend machen
Mal so zum Werkzeug
Ständerbohrmachine,HSS Lochsägen ( für die Rohrausschnitte) Rohrprismen
Handbandschleifer Schraubzwingen usw.Den großten Posten wird mit Sicherheit
Brennergeschirr mit Flaschen beanspruchen

Ganz billig ist die Sache natürlich nicht aber das ist es mir wert. Es ist mein großes Hobby und darf es halt auch mal was kosten, wobei die bisherigen kosten in etwa einem fertigen Renner mit guter Ausstattung entsprechen. Um hier mal für ein bisschen Transparenz zu sorgen, das sind die bisherigen Ausgaben:

Sauerstoffkonzentrator 200
Lötbesteck175
Propanflasche50
Druckminderer25
Lot120
Maske + Brille50
Flussmittel20
Richttisch130
Summe770

IMG_20210418_125937.jpg


Ich habe mich bewusst für dieses Setup entschieden, da es einfach günstig und sicher ist. Ansonsten braucht man halt noch Feilen, Säge und Bohrmaschine, aber das hat man in der Regel es bereits da.

Und noch ein kleiner Nachtrag, bevor ich dann das Klugscheißen (Danke @ djwkyoto ;-D ) wirklich einstelle:
Primo) Wenn du schon den Luxus hast, dass du mit einem blanken Blatt Papier anfängst, dann denke auch mal über die Reifengröße nach, denn bei 38-584 zu 38-622 gewinnst du 19 mm Fußfreiheit.
Secondo) Löten ist kein Hexenwerk und im Verbund der Rohre muss eine versagende Lötung im Rahmen nicht zwingend katastrophal enden. Aber der Bau einer (geraden*) Gabel ist eine andere Liga, weil hier das Risiko beim Versagen wirklich sehr hoch, also lebensgefährlich sein kann. Abgesehen davon müssen viele Gabeln nach dem Bau erst einmal gerichtet werden und das erfordert weiteres Spezialwerkzeug. Eine von den Standardmaßen abweichende Gabel zuzukaufen wird auch nicht ganz so einfach.

Nichts desto weniger wünsche ich dir viel Erfolg!

* Gemeint ist hier nicht eine Gabel mit geraden Gabelbeinen, sondern eine Gabel mit der das Fahrrad auch wirklich geradeaus fährt...

Es werden auf jeden Fall 700c Räder, das steht fest! 😁
Vlt habe ich mich am Anfang etwas flapsig ausgedrückt. Ich habe natürlich Respekt vor der ganzen Sache und mir sind die Gefahren auch bewusst. Gleichzeitig bin ich auch der Meinung, dass es kein Hexenwerk ist und wenn man mal genug getestet und geübt hat auch was brauchbares am Ende Rauskommt. Die erst Ladung Lot ist gekommen und ich werde erstmal üben, um ein wenig Gefühl für die Sache zu entwickeln.
 
Endlich mal wieder ein interessanter Faden.
Jeder fängt mal klein an.
:daumen:
Bin gespannt wie es weitergeht.
Hast du das Buch" Rahmenbau "von Smolik?
 
Pflichtlektüre sind die mittlerweile 10 Jahre alten Blogs von Suzy aus Australien, eine Radioteleskop-Elektroingenieurin, die nicht nur sich selbst das Rahmenbauen auf Profiniveau beigebracht hat, sondern auch selber lackiert, Decals im Siebdruck selber hergestellt hat bis hin zum selbstgeätzten Steuerkopfschild aus Messing:
http://www.suzyj.net/2011/
Ich habe damals einen Rahmenbaukurs gemacht und hätte ohne den ein mehrfaches an Materialkosten aus Unwissenheit verbraten, sehr viel mehr als der Kurs gekostet hat.
 
Also ich freu' mich schon riesig auf die weitere Dokumentation hier und habe es beim Rahmenbau auch selbst so gemacht, wie sonst überall:
  • Idee haben
  • lange, oft und an verschiedenen Stellen nachlesen
  • beobachten, messen, vergleichen
  • Idee verfeinern
  • und dann einfach erstmal mit billigsten Hilfsmitteln loslegen
  • nach und nach bessere Werkzeuge und Hilfsmittel anschaffen, wenn deren Sinn eindeutig nachvollziehbar ist
  • bei all dem immer wieder mal von echten Profis inspirieren lassen, ggf. Rat holen, aber auch dort nicht alles unhinterfragt hinnehmen
  • lieber nicht auf Nachbarn und Bekannte hören, die sich damit aufdrängen, etwas ganz besonders gut zu wissen oder zu können - meistens ist das Bullshit, und der kann echt teuer werden
Meistens funktioniert das bei mir, aber buchstäblich jeder einzelne Arbeitsschritt in den folgenden Jahren dient dem weiteren Lernen. Im Beruf ist das bis heute so und bleibt es immer, bei Fahrrädern eigentlich auch und auf Autos habe ich zur Zeit mal keinen Bock, aber ja, da wäre es genauso. Sogar bei einfachen handwerklichen Sachen wie Tapezieren, Verputzen, Regale bauen usw. gibt es eigentlich nie den universellen und endgültigen Stand von Wissen und Fähigkeiten, aber es schadet nur sehr selten, sich zu trauen und einfach mal damit anzufangen.
Was mich persönlich einige Male überrascht hat, war das Gefühl schon vor dem ersten Versuch, eine bestimmte Sache irgendwie hinzukriegen und zu verstehen oder eben auch nicht (Schweißen, Tanzen, Ballsportarten - ohgottohgott). Beides stimmte eigentlich immer.

Was ich bei Rahmengeometrien mittlerweile interessant finde und vor 30 Jahren selbst nicht geglaubt hätte: Verschiedene Wege führen unter Umständen zum gleichen Ziel, also unterschiedliche Kombinationen von Winkeln und Längen zu vergleichbarem Fahrverhalten. Dazu hatte ich an verschiedenen Stellen immer wieder mal was geschrieben und fasse es bei Gelegenheit gern mal zusammen.

Aber erstmal ganz, ganz kurz zum Thema hier:
Ich finde es prima, dass Du eine ganze Reihe persönliche bekannter (Lieblings)Räder genau vermessen hast und auf dieser Basis interpretierst. Sinnvoller geht es eigentlich nicht.

Welche Eckdaten der Geometrie nun die weitere Vorgehensweise bestimmen, hängt in erster Linie vom Verwendungszweck ab:
Soll das Rad z.B. sportlich bis ruppig in echtem Gelände bewegt werden, ist die Tretlagerhöhe über dem Boden ein zentrales Argument.
Soll es viel Gepäck an einer bestimmten Stelle tragen, werden dort die Längenverhältnisse wegen der Gewichtsverteilung besonders interessant.
Der Sitzrohrwinkel ist dagegen eher nebensächlich, solange keine ganz spezielle Sitzposition wie beim Zeitfahren gewünscht wird: Die horizontale Verstellmöglichkeit des Sattels auf der Stütze macht fast alles zwischen ca. 71 und 74 ° irgendwie passend. Das kann man ausnutzen, um z.B. mit einem etwas steileren Sitzwinkel ein besonders filigranes Oberrohr etwas kürzer zu machen.
Wichtig ist dabei nur, die persönlich "erfahrene" Sitzposition samt Sattellänge korrekt auf der Zeichnung einzutragen: Wie hoch ist die Satteloberkante überm Tretlager, wie weit ist die Sattelspitze dahinter? Dann sieht man gleich, ob das mit dem gewünschten Winkel umsetzbar ist.

Ganz kurzer Seitenhieb, Vorbiegung und Nachlauf:

Vorbiegung - Nachlauf.png


Die Vorbiegung der Gabel entscheidet zusammen mit dem Lenkwinkel über den Nachlauf.
Nachlauf ist der Hebelarm, der das Vorderrad geradeaus halten will: Je mehr Nachlauf, desto geradeauser. 😅
Je flacher der Lenkwinkel, desto größer wird der Nachlauf.
Je weiter die Gabelvorbiegung, desto kleiner wird er.
Größere Räder bzw. dickere Reifen ergeben bei gleicher Grundgeometrie mehr Nachlauf, kleinere Räder verringern ihn.
Irgendwo zwischen 40 und 70 mm an irgendwas zwischen 71 und 74 ° ist das meiste in der Regel fahrbar und eine Frage der persönlichen Vorlieben und des Einsatzzwecks.
Tendenziell gilt:
  • eher viel Nachlauf an steilen Lenkwinkeln
  • eher wenig Nachlauf an flachen Lenkwinkeln
  • eher weniger Nachlauf bei viel Gewicht auf der Vorderachse (Rennrad mit kurzem Vorderteil oder normales Rad mit Gepäck auf Frontträger)
  • eher mehr Nachlauf bei entlasteter Vorderachse (Gravelbike mit langem Vorderteil und entspannter Sitzposition oder Reiserad mit Gepäck auf Hecktäger)
  • besondere Verhältnisse bei schneller Bergabfahrt/Downhill-MTB durch die Gewichtsverlagerung nach vorn
 
Zuletzt bearbeitet:
Um die Fußfreiheit mache ich mir auch wenig Sorgen und finde Überschneidung höchstens im Stadtverkehr kritisch, aber das auch nur bei unerfahrenen Leuten.
Ich habe z.B. einen Gios im studentischen Stadtverkehr bewegt, der nur 565 mm zwischen Vorderachse und Tretlager lang war und hatte dabei mit 44er Füßen auch kein reales Problem, obwohl die im Ernstfall nicht mal annähernd am Vorderrad vorbei passten.

Auf der Zeichnung darf man sich da nicht von der Seitenansicht irritieren lassen!
Am besten trägt man erstmal den Kurbelkreis und die Schuhgröße in der realen Stellung auf dem Pedal ein.
Dann dreht man beides auf maximale Überschneidung mit dem Vorderrad und zeichnet die Draufsicht. Das am besten gleich mit dem nachgemessenen Q-Factor und der Pedalbreite an der echten Kurbel, die später an den Rahmen soll.
Irritierend ist dabei allerdings die Wirklinie des Raddurchmessers beim Lenken, weil sich die "breiteste Stelle" des Rades nicht auf einer waagerechten Linie bewegt; real bleibt also meistens noch etwas Platz, wenn die Fußspitze auch in der Draufsicht anliegt.



Füße.png
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich möchte da auch noch auf die Selberbruzzler im Bikeboard.at hinweisen. Vermutlich kennst du den Faden aber eh schon. Da gibt es viel Wissen und auch Tipps von professionellen Rahmenbauern.
 
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