Dr. M.Ferrari
Ehrenmann
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URL dieses Artikels: http://www.netzeitung.de/sport/688990.html
Klöden nennt Jaksche einen Heuchler
05. Jul 10:22, ergänzt 11:12
Radprofi Andreas Klöden beteuert, niemals gedopt zu haben. Der Freund von Jan Ullrich greift einen Ex-Kollegen schwer an und schließt einen Ausstieg bei der Tour de France nicht aus.
Trotz zahlreicher Doping-Beichten ehemaliger Kollegen und der jüngsten Enthüllungen von Radprofi Jörg Jaksche bestreitet Tour-Favorit Andreas Klöden, jemals mit Doping in Berührung gekommen zu sein. Drei Tage vor dem Start der Tour de France in London sagte der Astana-Profi der Zeitung «Die Welt»: «Sie müssen mir einfach glauben, wenn ich Ihnen versichere, dass ich nie etwas Verbotenes getan habe und von all dem, was ein Jaksche oder Dietz erzählt haben, während meiner Zeit beim Team Telekom nichts mitbekommen habe.» Die Aussage seiner ehemaligen Kollegen nannte Klöden «heuchlerisch».
«Nie Dopingmittel angeboten worden»
Er sprach sich gegen eine Amnestie für geständige Doper aus und forderte reuige Profis auf, ihre durch Doping verdienten Einkünfte «auf Heller und Pfennig» zurückzuzahlen.
Auf die Nachfrage, dass im Fahrerfeld angeblich immer offen über die Dopingpraktiken geredet worden sei, antwortete der Freund und Ex-Kollege des schwer dopingverdächtigen Jan Ullrich: «Ich bin neun Jahre bei Telekom gefahren und kann nur sagen: Mir sind von Walter Godefroot nie Dopingmittel angeboten worden. Er hat auch nie das Thema an mich herangetragen. Und ich wurde auch von keinem Arzt gedrängt zu dopen, damit mein Vertrag verlängert wird.»
Seine Karriere habe er stetig und ohne unerlaubte Substanzen aufgebaut, behauptete Klöden, der einmal Zweiter (2004) und im vergangenen Jahr Dritte bei der Frankreich-Rundfahrt geworden war: «Trotzdem wird man ständig an den Pranger gestellt und denen gleichgestellt, die erzählen, wie sie jahrelang betrogen haben. Das macht mich fertig.» An anderer Stelle des Gesprächs sagte der Radprofi, der vor der Saison von T-Mobile zum kasachischen Astana-Team seines Kollegen und Tour-Favoriten Alexander Winokurow gewechselt war: «Wenn 20 oder 30 Radsportler gedopt haben, kann das doch nicht heißen, dass alle das tun. Wenn in Deutschland Neonazis leben, ist doch nicht jeder Deutscher automatisch ein Nazi.»
«Bedingungslos und zielgerichtet»
Klöden beteuerte in dem Interview, dass Leistungen, wie die seine, auch ohne Dopingmittel realisierbar seien: «Ich fahre wöchentlich etwa 1000 Kilometer, pro Jahr kommen rund 40.000 Kilometer zusammen. Wenn ich einen Schnitt von 30 km/h fahre, habe ich teilweise einen Durchschnittspuls von 100 Schlägen, aber nur, weil ich so bedingungslos und zielgerichtet trainiert habe.»
Zum Fall Jan Ullrich sagte Klöden, der wie der Toursieger von 1997, in der Schweiz lebt: «Es gibt Indizien, die wirklich erdrückend sind und gegen ihn sprechen. Wenn er überführt wird, muss ich mit ihm ein ernstes Wort reden, dann hat er auch mich angelogen. Aber ich bin der Meinung, selbst wenn er Mist gebaut hat, ändert das nichts an unserer Freundschaft.»
«Jetzt geht der ganze Dreck wieder los»
Auch die aktuellen Dopingfälle bzw. Verdachtsmomente in seinem Astana-Team kommentierte der Cottbuser zurückhaltend: «Mazzoleni ist kein aktueller Astana-Dopingfall. Er wird befragt zu einer Sache, die 2004 angeblich bei seinem damaligen Rennstall Saeco passiert ist. Bei Kessler ist ein unnormal hoher Testosteronwert festgestellt worden. Er hätte 50 Tabletten nehmen müssen, um auf diesen Extremwert zu kommen.»
Auf die bevorstehende Tour freut sich der Radprofi nach eigenem Bekunden nicht: «Freuen, das war einmal. Jetzt empfinde ich es wie eine Strafversetzung, bei der Tour zu starten.» Er habe sich abgeschottet, «um den Kopf freizukriegen für die bevorstehende Aufgabe». In den zurückliegenden Jahren habe er sich stets auf die Frankreich-Runde gefreut, so Klöden: «Jetzt sitze ich hier und sage mir: 'Scheiße, jetzt geht der ganze Dreck wieder los.» Denn ich bin mir sicher, dass es bei der Tour weniger um Sport gehen wird.«
Sogar einen Ausstieg erwägt der 32-Jährige, der am gestrigen Mittwoch die geforderte Antidoping-Erklärung des internationalen Radsport-Verbands unterzeichnet hatte, offenbar, sollte zu kritisch nach Doping gefragt werden: »Ich habe keine Lust, während meiner Arbeit, die schon schwer genug ist, mich auch noch über irgendwelche Dopingfälle zu unterhalten. Das ist ein Horrorszenario.« Er werde seine Statements deshalb auf seiner Homepage verbreiten. (nz)
Alle Rechte © 2007 NZ Netzeitung GmbH
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Klöden nennt Jaksche einen Heuchler
05. Jul 10:22, ergänzt 11:12
Radprofi Andreas Klöden beteuert, niemals gedopt zu haben. Der Freund von Jan Ullrich greift einen Ex-Kollegen schwer an und schließt einen Ausstieg bei der Tour de France nicht aus.
Trotz zahlreicher Doping-Beichten ehemaliger Kollegen und der jüngsten Enthüllungen von Radprofi Jörg Jaksche bestreitet Tour-Favorit Andreas Klöden, jemals mit Doping in Berührung gekommen zu sein. Drei Tage vor dem Start der Tour de France in London sagte der Astana-Profi der Zeitung «Die Welt»: «Sie müssen mir einfach glauben, wenn ich Ihnen versichere, dass ich nie etwas Verbotenes getan habe und von all dem, was ein Jaksche oder Dietz erzählt haben, während meiner Zeit beim Team Telekom nichts mitbekommen habe.» Die Aussage seiner ehemaligen Kollegen nannte Klöden «heuchlerisch».
«Nie Dopingmittel angeboten worden»
Er sprach sich gegen eine Amnestie für geständige Doper aus und forderte reuige Profis auf, ihre durch Doping verdienten Einkünfte «auf Heller und Pfennig» zurückzuzahlen.
Auf die Nachfrage, dass im Fahrerfeld angeblich immer offen über die Dopingpraktiken geredet worden sei, antwortete der Freund und Ex-Kollege des schwer dopingverdächtigen Jan Ullrich: «Ich bin neun Jahre bei Telekom gefahren und kann nur sagen: Mir sind von Walter Godefroot nie Dopingmittel angeboten worden. Er hat auch nie das Thema an mich herangetragen. Und ich wurde auch von keinem Arzt gedrängt zu dopen, damit mein Vertrag verlängert wird.»
Seine Karriere habe er stetig und ohne unerlaubte Substanzen aufgebaut, behauptete Klöden, der einmal Zweiter (2004) und im vergangenen Jahr Dritte bei der Frankreich-Rundfahrt geworden war: «Trotzdem wird man ständig an den Pranger gestellt und denen gleichgestellt, die erzählen, wie sie jahrelang betrogen haben. Das macht mich fertig.» An anderer Stelle des Gesprächs sagte der Radprofi, der vor der Saison von T-Mobile zum kasachischen Astana-Team seines Kollegen und Tour-Favoriten Alexander Winokurow gewechselt war: «Wenn 20 oder 30 Radsportler gedopt haben, kann das doch nicht heißen, dass alle das tun. Wenn in Deutschland Neonazis leben, ist doch nicht jeder Deutscher automatisch ein Nazi.»
«Bedingungslos und zielgerichtet»
Klöden beteuerte in dem Interview, dass Leistungen, wie die seine, auch ohne Dopingmittel realisierbar seien: «Ich fahre wöchentlich etwa 1000 Kilometer, pro Jahr kommen rund 40.000 Kilometer zusammen. Wenn ich einen Schnitt von 30 km/h fahre, habe ich teilweise einen Durchschnittspuls von 100 Schlägen, aber nur, weil ich so bedingungslos und zielgerichtet trainiert habe.»
Zum Fall Jan Ullrich sagte Klöden, der wie der Toursieger von 1997, in der Schweiz lebt: «Es gibt Indizien, die wirklich erdrückend sind und gegen ihn sprechen. Wenn er überführt wird, muss ich mit ihm ein ernstes Wort reden, dann hat er auch mich angelogen. Aber ich bin der Meinung, selbst wenn er Mist gebaut hat, ändert das nichts an unserer Freundschaft.»
«Jetzt geht der ganze Dreck wieder los»
Auch die aktuellen Dopingfälle bzw. Verdachtsmomente in seinem Astana-Team kommentierte der Cottbuser zurückhaltend: «Mazzoleni ist kein aktueller Astana-Dopingfall. Er wird befragt zu einer Sache, die 2004 angeblich bei seinem damaligen Rennstall Saeco passiert ist. Bei Kessler ist ein unnormal hoher Testosteronwert festgestellt worden. Er hätte 50 Tabletten nehmen müssen, um auf diesen Extremwert zu kommen.»
Auf die bevorstehende Tour freut sich der Radprofi nach eigenem Bekunden nicht: «Freuen, das war einmal. Jetzt empfinde ich es wie eine Strafversetzung, bei der Tour zu starten.» Er habe sich abgeschottet, «um den Kopf freizukriegen für die bevorstehende Aufgabe». In den zurückliegenden Jahren habe er sich stets auf die Frankreich-Runde gefreut, so Klöden: «Jetzt sitze ich hier und sage mir: 'Scheiße, jetzt geht der ganze Dreck wieder los.» Denn ich bin mir sicher, dass es bei der Tour weniger um Sport gehen wird.«
Sogar einen Ausstieg erwägt der 32-Jährige, der am gestrigen Mittwoch die geforderte Antidoping-Erklärung des internationalen Radsport-Verbands unterzeichnet hatte, offenbar, sollte zu kritisch nach Doping gefragt werden: »Ich habe keine Lust, während meiner Arbeit, die schon schwer genug ist, mich auch noch über irgendwelche Dopingfälle zu unterhalten. Das ist ein Horrorszenario.« Er werde seine Statements deshalb auf seiner Homepage verbreiten. (nz)
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