AW: Grenzfahrer Viersen/Heinsberg/Mönchengladbach
Guten Morgen allerseits!
Wie versprochen meine Eindrücke aus Herne:
Nachdem ich zuhause noch ein wenig Müsli gefrühstückt hatte und schon viel getrunken hatte traf ich nach gut einstündiger Fahrt mit dem Auto um 7:25 Uhr in Herne ein. Der Parkplatz war noch relativ leer, füllte sich aber schnell. Zügig bereitete ich meine Sachen vor und entschied mich bei der Kleidung aufgrund der Wettervorhersage für die 3/4-Hose, Unterhemd, Trikot und Armlinge. Eine richtige Entscheidung wie sich auf der Tour herausstellte. Inzwischen war auch Raceman eingetroffen und nachdem die Vorbereitungen abgeschlossen waren ging es zur Anmeldung. Die geschah relativ zügig und Raceman stellte mir seinen Teamkollegen vor, den ich hier mal BigL nennen werde, auf Grund seiner guten windschattenspenden Statur

. Ich drängte die beiden zum Startpunkt, da ich aus dem Vorjahr wusste, dass es dort schnell voll werden würde. Kurze Zeit mussten wir noch warten und man merkte die Anspannung der Starter, es lag eine sehr aufgeregte Stimmung in der Luft. Grüppchenweise wurden die Starter weggelassen und ich schaffte es gerade noch dem Starter zuzurufen, dass Raceman auch noch durch muss, was der Starter dann auch netterweise zuließ. So fuhren wir die ersten Kilometer von Herne im lockern Verband, mit vielen Ampelstops ond teilweise sehr schlechter Wegstrecke. Ich kannte das schon vom Vorjahr und wusste, dass bald die langen Streckenabschnitte zum Rollen kommen würden. Nach kurzer Zeit kam von hinten eine schnellere Gruppe, die wir zunächst ziehen ließen, da diese aber an einer Ampel warten musste entschlossen wir uns dranzubleiben. So kammen dann auch die ersten schnellen Kilometer zustande, so dass der Schnitt schnell über die 30 sprang. Nach etwas mehr als 20 km kam die erste Kontrolle und wir hielten nur kurz um schnell eine Banane zu essen, Getränk aufzufüllen und Stempel abzuholen. Schnell im wahrsten Sinne des Wortes ging es weiter und der Schnitt pendelte sich nahe der 35er Marke ein. Zunehmend machte sich hier schon der Wind bemerkbar, der immer böig war und nie wirklich von hinten kam, sondern meistens von der Seite. Das machte das Fahren in der Gruppe schwierig, echter Windschatten bot sich selten. Trotzdem machten wir auch viel Führungsarbeit und der Schnitt hielt sich nahe der 35. Nach ca 70km kam die zweite Kontrolle, hier gab es leckere Marmeladenbrote, Schmalzbrote, Waffeln, Bananen und natürlich Getränke. Auf die schnelle wurde dann gegessen und wieder die Flaschen aufgefüllt. Weiter ging es auf die Strecke. Da sich aber in der Gruppe zunehmnde Unruhe breit machte, aus jeder Ecke ein Auscheidungsrennen wurde und es einfach etwas zu schnell wurde, entschlossen wir uns, die Vorteile der Gruppenfahrt raus zu nehmen und uns selber dem zunehmenden Wind zu stellen. Eine richtige Entscheidung, wie sich später herausstellte. Wir fuhren noch auf einen einzelnen Fahrer auf, der sich sofort an mich dranhängte. Ich nahm aber noch etwas raus, da Raceman und BigL das Tempo noch etwas moderater gestalten wollten. Ich ließ mich also zurückfallen, und wir wechselten uns in der Folge regelmäßig mit der Führungsarbeit ab. Der Einzelfahrer erwies sich als wahrer Lutscher, kein einziges Mal beteiligte er sich an der Führungsarbeit. Aber als mal wieder eine schnellere Gruppe an uns vorbeizog hängte er sich sofort da dran. Es gab mir zugegebenmaßen eine gewisse Genugtuung, als wir ihn 10 km später wieder einholten und überholten. Kurz vor der dritten Kontrolle machte sich mein Rücken zum ersten mal bemerkbar, trotzdem war es ein gutes Gefühl kurz vor dem Wendepunkt des Marathons zu stehen. Nach exakt 100 km war die dritte Kontrolle erreicht (Schnitt 33,5), es gab Nudelsuppe, Joghurt, Bananen usw. Nachdem wir uns gestärkt hatten und einhellig der Meinung waren, dass wir uns noch sehr gut fühlen konnte ich mir die Aussage nicht verkneifen, dass jetzt das Leiden beginnen würde. Warum kann ich nicht einfach mal meine Klappe halten? Los ging es, direkt gegen den Wind und mit leichten Steigungen, da wurden schon ordentlich Körner gelassen. Wir waren immer noch allein und wechselten uns weiter regelmäßig in der Führungsarbeit ab. Relativ schnell kamen wir zur nächsten Kontrolle und alles lief noch gut. Danach drehte sich der Wind allerdings vollends gegen uns, kam nur noch von vorne oder schgräg von vorne und frischte stark auf. Der Stecke zur fünften Kontrolle war mit knapp unter 40 km ausgewiesen und das kann im Kopf sehr lang werden. Wir wurden von einem etwas schnelleren Fahrer überholt, an dem wir uns dann anschlossen und nochmal gut Tempo machten. Allerdings stand der Wind so ungünstig, dass ich keinerlei Windschatten mehr hatte. Da ich vorher schon deutliche Müdigkeitserscheinungen bei mir merkte ließ ich mich zurückfallen und fuhr die nächsten 10 km solo. Ein merkwürdiges Gefühl, da man immer Angst hatte ein Schild zu verpassen und ich war an einem Punkt, dass das letzte was ich wollte wäre einen Umweg zu fahren. Mich holte dann eine Dreiergruppe ein, die ungefähr mein Tempo fuhr. Allerdings war da ein schwächerer Fahrer dabei, für den ich immer wieder die Lücken zufuhr. Jeder kleine Anstieg, jede Autobahnbrücke erwieß sich nun als Scharfrichter, man sieht das auf sich zukommen, sieht auf seinen Tacho und sieht wie die Geschwindigkeit ganz schnell unter 20 fällt. Der Rücken tut weh, die Beine tuen weh, man zwängt sich immer wieder Getränk ein, obwohl man gar nichts mehr trinken will. Endlich, nachdem man jeden Kilometer im Kopf schon einzeln abgehakt hat und jeden Kilomenter der noch zu fahren ist verflucht hat, ist die fünfte Kontrolle erreicht. Hier hilft es schon ungemein, dass jetzt nur noch zwei kürzere Abschnitte von 29 und 22 km folgen. Raceman und BigL gaben mir kurz Gelegenheit meine Flaschen aufzufüllen und etwas zu essen. Nachdem ich mir noch ein Gel reingedrückt habe ging es dann weiter, Führungsarbeit machte jetzt fast nur noch BigL. Raceman verriet mir, dass BigL früher Marathons gelaufen war. Bemerkenswert war, wie gut er seine Kraft eingeteilt hatte. Bei mir erfolgte diesmal nicht der Totalabsturz, es war eher ein Dahinsiechen auf Raten. Trotzdem zeigte das Gel Wirkung, ich fühlte mich zwar unwillig Führungsarbeit zu machten, schaffte es aber ordentlich mitzurollen. Wenn nur die Rückenschmerzen nicht gewesen wären. Raceman schien es, was die Kraft anging, an dieser Stelle ähnlich zu gehen wir mir. Irgendwann erreichten wir die letzte Kontrolle, machten nochmal kurz Pause um uns zu stärken und weiter ging es auf den letzten Abschnitt. Obwohl dieser nur kurz wahr, kämpft man sich nur noch von Kilometer zu Kilometer, verflucht jede Brücke, jeden Ampelstop, der den Rythmus unterbricht, ist dankbar für jede Stück abwärts, wo man einfach nochmal rollen lassen kann. Endlich rollten wir ins Ziel. Ich für meinen Teil war vollkommen platt, aber auch froh und mächtig stolz es wieder mal geschafft zu haben! 206km mit einem nahezu 30er Schnitt bei diesen Windverhältnissen ist eine Leistung, die mich durchaus zufrieden stellt. Im Ziel gab es dann zur Belohnung ein Weizenglas, welches wir sofort mit einem alkolfreinen Erdinger gefüllt haben. Nochmal meinen Glückwunsch und Dank an meine beiden Mitstreiter. Es war super angenehm mit euch zu fahren!
Gruß
Eddi (der mal wieder seine Grenzen kennenlernen durfte)