Das was Du da vorschlägst ist noch weniger ein messbarer Vergeich, das ist dann beliebig.
Nagut, dann hole ich mal ein wenig aus zum Thema Testdesign.
Das Wichtigste zuerst, was ist die Fragestellung:
Da fängt der Artikel natürlich direkt an, aus wissenschaftlicher Sicht ist das nicht geklärt. Sie schreiben "How much faster is an expensive road bike?"
Wenn ich das jetzt versuche zu kontextualisieren, komme ich dabei heraus, dass man wissen will, wie viel schneller man mit einem Rennrad bei seiner typischen Anwendung, also beim Fahren "typischer Strecken" ist. Wird schon schwer hier, das "typisch" genau zu definieren, aber lass uns das hier einfach mal als gegeben hinnehmen.
Nun haben wir es hier in der Summe mit einem sehr komplexen System zu tun. Sprich unglaublich viele, teilweise gekoppelte Parameter, vom Fahrer selbst mal ganz abgesehen.
An der Stelle hat man als Testdesigner drei Möglichkeiten:
1. Sagen, das kann man eh nicht wirklich aufdröseln und die Fragestellung verwerfen.
2. Alle Einflüsse isolieren, Kopplungen untersuchen und daraus Schlüsse ziehen, sowie Grenzwerte betrachten. Extrem aufwendig und teuer.
3. Zwei oder drei typische Sets an Parametern nehmen und innerhalb dieser vergleichen. Das ist zwar dann keine Möglichkeit, gesicherte Erkenntnis zu gewinnen. de facto aber häufig notwendig, um Hinweise zu finden.
Hier hat man erstmal keine der drei Varianten gewählt, sondern einen einzelnen atypischen Fall genommen und an diesem Untersucht.
Ein einfacher Test, der zwar keine Bestätigung aber frei nach dem Prinzip Beweis durch Gegenbeispiel funktioniert (Ein Gegenbeispiel widerlegt eine Behauptung definit, ein Beispiel belegt eine Behauptung nicht), ist, einen absurden Fall zu untersuchen.
Einfache Analogie: Man sucht den besten Fluchtwagen und untersucht Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit. Welches Auto gewinnt diesen Test garantiert? Ein Dragster.
Offensichtlich kommt man damit nur leider in der Stadt keine 10 m von der Bank weg, die man überfallen hat. Sprich, das Testdesign ist nicht geeignet.
Ganz ähnlich verhält es sich hier: Ein Bahnrad, mit dem man eine Ausfahrt nicht überstehen kann, gewinnt diesen Test mutmaßlich (warum das wohl so ist, werde ich noch erklären). Damit ist der Test ins Absurde geführt und offensichtlich nicht geeignet, die mutmaßliche Fragestellung zu beantworten.
Vergleichen kann man nur wenn man die Anzahl der abweichenden Parameter klein hält.
Das ist zwar alleine stehend nicht komplett falsch, wenn man aber ein System in einem atypischen Zustand untersucht, kompletter Humbug.
Gehen wir mal einen Schritt weiter und schauen, warum der Test so ein extrem atypisches Parameterset hat und zeigen beispielhaft, warum das so problematisch ist.
Ich skizziere eine typische Anwendung des Rennradfahrens jetzt einfach mal grob:
Ein Fahrt mit Wind aus unterschiedlichen Richtungen, Beschleunigungsphasen, Phasen unterschiedlicher gleichbleibender Geschwindigkeit, Phasen unterschiedlicher Sitzpositionen und mit Richtungswechseln sowie sich änderndem Untergrund innerhalb geeigneter Grenzen (Sprich, kein Singletrail).
Das ist noch viel zu grob natürlich, langt aber für die Diskussion hier.
Was hat man hier gemacht? Man hat - so meine Arbeitshypothese aufgrund des Verhältnisses von Leistung und Geschwindigkeit - einen kleinen Rundkurs konstant bei gleichförmiger Leistung und Windstill befahren.
Und natürlich ist die Relevanz der Aerodynamik auf einem kleinen Rundkurs nicht abwesend, wie denn auch.
Nicht abwesend, ich habe es mehrfach unterrepräsentiert genannt, und das aus gutem Grund. Aerodynamik ist erstmal leider unglaublich kompliziert, sprich wir sind darauf angewiesen, hier sehr strukturiert zu untersuchen. Nun hat man hier einen idiotischen Spezialfall untersucht. Mehr oder minder gleichbleibender Wind von genau vorne durch das Durchfahren stehender Luft bei konstanter, atypischer Geschwindigkeit.
Hier kann ich jetzt aus meiner Erfahrung folgendes zu sagen:
- Unterschiede von sowas wie der Geometrie eines Rades (Geometrie im allgemeineren topologischen Sinne) sind bei direkter Anströmung von vorne geringer, als bei kleinen Winkeln.
- Diese Geschwindigkeit ist ein Bereich, in dem viele Effekte zusammen fallen, sprich gerade in der Übergangsphase zwischen laminar und nicht laminar sind. Das ergibt semistationäre Zustände, die bei Fahren ohne konstanter Leistung instabil wären und damit werden aerodynamische Verluste reduziert, die sonst da sind
- Die Positionen der Fahrer sind absolut dominant. Man hat zu viel Leistung, um in typischen Geschwindigkeiten zu fahren (bei 30kph treten ganz andere Effekte auf, auch der neuerdings viel beschriehene "Segeleffekt"), sitzt aber zu schlecht auf dem Rad, um in Geschwindigkeiten zu kommen, wo das Rad wieder mehr Einfluss hat, da müsste man eher an den 50kph knabbern. Man hat also genau ein Szenario konstruiert, in dem die Unterschiede der Räder kaum auffallen, selbst wenn sie vorhanden wären.
- Schnelle Änderungen der Durchstromungsgeschwindigkeit, bei Wind eben auch Richtungswechsel, sorgen für deutliche Verluste, die hier überhaupt nicht existieren.
- Szenarien wie Steigungen und dem daraus resultierenden anderen Tretverhalten des Fahrers haben auch Einfluss auf die Aerodynamik.
- Moderne Aerobikes berücksichtigen Anströmung unter Winkeln und Stabilisierungsraten, das sind die Bereiche, in denen man die meiste Performance findet, die hat man hier aber eliminiert durch den atypischen Test
Dann kommen noch andere Faktoren hinzu, die man hier nicht untersucht: Was ist die maximale Kurvengeschwindigkeit, wie stabil ist das System in der Kurve (was dann wieder die Fahrbarkeit beeinflusst), wie verhält sich das System bei unterschiedlichen Untergründen, Temperaturen und Bodenfeuchtigkeit. Wie sind die Unterschiede in den unterschiedlichen Sitzpositionen, wie sind die Verluste bei kurzen Leistungspeaks und geringer Leistung. Nicht untersuchen ist nichtmal das Problem, aber man hat bei fast allen der Einflussfaktoren einen atypischen Wert gewählt. Vollkommener Blödsinn.
Was man hier untersucht hat, ist das Gleiche, was man mit einer Einzelmessung im Windkanal bei Frontalbeströmung untersuchen kann. Nur hat man leider alle Parameter viel schlechter noch definiert, als es im Windkanal der Fall wäre. All das, was im Windkanal schwer nachstellbar ist, ignoriert diese Art der Testung komplett.
Muss man den Leuten auch nicht vorwerfen, das sind Radfahrer und Journalisten, keine Wissenschaftler. Nur so sollte man das eben auch lesen. Es ist unterhaltsam, mit wenig Aussagekraft. Umkehrschlüsse, dass die Unterschiede eigentlich viel größer wären, gibt das übrigens auch nicht her, es ist einfach Aussagelos.