Ist ja nicht so, daß ich gar nichts mitbekomme.
In erster Linie meine ich damit, daß ich z.B. über aktuelle
Shimano- oder Campa-Gruppen o.ä. nicht auf dem Laufenden bin.
Produktvorstellungen gibt es hier und im Paralleluniversum ja oft genug, aber Hersteller und Modellbezeichnungen bleiben bei mir nicht haften.
Einige Dinge liegen einfach in der Natur der Materialien.
Allein durch das deutlich höhere Elastizitätsmodul von Carbon z.B. ist es nicht möglich, schmale und flache
Felgen daraus zu bauen, die die extremen Speichenspannungen moderner Hinterräder mit 10, 11 oder evtl. noch mehr Zahnkränzen verdauen.
Dazu müssen sie schon entsprechend hoch und großvolumig gebaut werden.
Und der Fahrkomfort wird über breite
Reifen erreicht.
Das sind physikalische Zusammenhänge, die nicht zuletzt auch P. Appeltauer in seinem Buch "Das Kleingedruckte beim Radfahren" beschreibt und die jeder beim Radfahren auch erleben und nachspüren kann.
Ich erinnere mich zu gut an einem Laufradtest in "tour" vor einigen Jahren, bei dem man superleichte Carbonlaufräder auf Abfahrten getestet hat. Das Ergebnis war vernichtend: einige Carbonfelgen wurden durch die entstehende Bremswärme delaminiert.
Die einzig richtige Bewertung wäre "lebensgefährlich, nicht zu empfehlen" gewesen.
Die tour-Bewertungen fielen leider realitätsfremd aus.
Und wie lange halten Carbonflanken bei häufigen Abfahrten eigentlich?
Soll ich glauben, daß sie an Alufelgen heranreichen?
Scheibenbremsen verhindern den Felgenverschleiß bei Felgenbremsen. Aber durch ihren geringen Durchmesser ist bei ihnen die Wärmeabgabe eingeschränkt. Zu hohe Temperaturen lassen die
Bremsbeläge "verglasen", die Bremswirkung bleibt dann schon mal aus.
Auch das sind keine neue Informationen, und auch das sind physikalische Zusammenhänge.
Als niederrheinischer Flachlandtiroler könnte mir das noch egal sein. Aber Scheibenbremsen gefallen mir einfach nicht.
Auch hinsichtlich moderner Zahnkränze: schmalere Kränze mit niedrigerem Profil sind verschleißintensiv; ich denke, darüber muß man nicht diskutieren. Auch wenn die Materialien heute höhere Festigkeitswerte erreichen.
Gleiches gilt für immer kleiner werdende Kränze und Blätter.
Die Schalträdchen hat man schon vor Jahren vergrößert - bei den Kränzen geht man den umgekehrten Weg.
Gewichtsersparnis heißt das - angebliche - Zauberwort. Höhere Verkaufszahlen und höherer Gewinn halte ich für wahrscheinlicher.
Das geringere Gewicht wird also sehr teuer erkauft.
Und wie hoch ist die Lebenserwartung moderner Teile?
Es kommt darauf an, wie man "besser" definiert.
Moderne Materialien und Produktionsverfahren bieten Möglichkeiten, an die früher noch keiner gedacht hat.
Moderne Laufräder sind z.B. deutlich aerodynamischer, Rahmen lassen sich aerodynamisch formen etc.pp.
Aber lassen wir den Profisport einmal außen vor:
sind Breitensportler heute damit schneller?
So, wie ich es erlebe, nicht. Da wird das Smartphone auf dem Lenker montiert. Zur besseren Sichtbarkeit so richtig schön schräg gegen den Wind gestellt.
Manche Lenker sehen aus wie ein Armaturenbrett.
Eine aerodynamische Katastrophe ist der
Helm: der macht jeden Vorteil eines Aerorades zunichte.
Und ich fahre generell ohne
Helm. Aber ich fahre auch generell alleine....
Letztlich fahre ich keine Rennen. Ich muß mein Geld nicht in stets aktuelle Technik versenken. Lange Nutzungsdauer steht bei mir weit oben. Das vermeidet auch Müll und spart Energie, mit der ständig neue Teile produziert werden müssen.
Radfahren ist für mich ein Er-Leben. Und ich möchte keine Natur, die immer weiter von den Folgen einer Konsum- und Wegwerfwirtschaft zerstört wird.
Vielleicht werde ich einfach nur alt. Viele Dinge sehe ich heute unter einem ganz anderen Blickwinkel.