Zur Navigation mit dem
Edge 1030+ wollte ich ein paar Worte schreiben. Das ist etwas ausgeartet, deshalb ein kurzes Fazit vorneweg:
Ich benutze die Navigation des
Edge 1030+, und sie ist besser als nichts. Wenn jemand ein Gerät vor allem für die Navigation sucht, dann würde ich mich mit einer Empfehlung schwer tun.
Und hier der lange Text mit meinen Erfahrungen aus den letzten Wochen:
Die Kartendarstellung begeistert mich wenig. Das System war ganz früher mal das beste was man mit den verfügbaren Displays machen konnte. Auf einer Uhr sehe ich ein, dass man mit dem wenigen Platz nicht viel mehr machen kann. Aber auf dem großen Display des 1030+ ginge mehr. Aber dieser Punkt ist völlig nebensächlich.
Kommt man an eine Abbiegung, dann wird automatisch auf die "Kreuzung" gezoomt. Der aktuelle Maßstab wird nicht angezeigt, man hat also keine Ahnung, wie klein der dargestellte Ausschnitt ist. Ganz offensichtlich kennt
Garmin nur linienförmige Wegelemente, z.B. ein Kreisverkehr ist als Element nicht bekannt. Kommt man also an einen Kreisverkehr mit umlaufendem Fahrradweg, wird einem das als kompliziertes Wegsystem mit ganz vielen Spuren und Knicken angezeigt. Bögen kann
Garmin nämlich auch nicht, deshalb ist ein Kreisverkehr z.B. ein Vieleck. Jede Spur rein ist eine Linie, jede Spur raus ist eine Linie. Der Fahrradweg wird mit geknickten Linien dargestellt, und natürlich neben den Fahrspuren der Straße dann auch noch die Fahrradwegspuren, die zum Kreisverkehr hinführen. Und wer jetzt glaubt, dass der Kartenstand vernünftig zwischen Bürgersteig und Fahrradweg unterscheiden kann, der irrt - das ist völlig zusammengewürfelt, mal stimmt es, mal nicht.
Also, man kommt zu einem schlichten, kleinen Kreisverkehr. Die Darstellung zoomt rein, so dass man etwas mehr als ein Viertel des Kreisverkehrs erkennt. Klar lernt man, was
Garmin einem damit sagen will. Aber wem es nicht bewusst ist: Jedes Navi im Auto kennt das Element Kreisverkehr, und gibt die entsprechenden Anweisungen, wie man da fahren soll.
Ok, kann man als lächerliches Beispiel abtun. Aber: Wenn es dann mal nicht so trivial ist, dann erkennt man zum Teil einfach nicht mehr, wo und wie man überhaupt fahren soll. Vor allem dann, wenn
Garmin beschließt, dass eine Kreuzung mehrfach überfahren werden soll, um nach ein paar hundert Metern zu wenden, und nochmal über die Kreuzung zu fahren, dann muss man schon mehrere Zoom-Stufen herausgehen, um überhaupt zu erkennen, wo man am Ende landen soll. In der Praxis dauert das alles so lange, da kann man auch fast das Handy rauskramen und auf Google Maps gucken.
Ähnlich schlecht ist die Darstellung, wenn man an einer Straße mit Fahrradweg auf einer Seite fährt. Das ist für
Garmin nämlich keine Straße mit Fahrradweg, sondern das sind drei unabhängige Wege. Und wenn
Garmin der Meinung ist, man sollte doch bitte auf den Fahrradweg wechseln, dann kommt wieder die reingezoomte Ansicht, die einem sagt: Ich bin hier auf dem völlig falschen Weg, ich muss links abbiegen, und dann später wieder rechts, um auf den richtigen Weg zu kommen. Dass man eigentlich nur sechs Meter weiter links fahren soll ist nicht erkennbar. Aber auch das kann man lernen.
Im Beispiel oben war der Fahrradweg auf der linken Seite. Aber ich hatte auch dem Fall, dass ich auf dem Fahrradweg rechts war, auf der linken Seite kein Fahrradweg. Und über einen Kilometer lang hat mich das
Edge aufgefordert, die Straße zu überqueren, um auf der Gegenfahrbahn zu fahren. Auf der Landstraße.
Aber natürlich kann ich auch das ignorieren, und dann ist es auch kein Problem.
Überhaupt Fahrradwege. Mal sind sie drin, mal nicht. Mal wird man aufgefordert, auf den Fahrradweg zu wechseln, mal soll man auf der Straße bleiben. Ein System war für mich bisher nicht zu erkennen. Mal schickt mich die Navigation durch ruhige Wohngebiete, und dann lässt sie mich einen großen Umweg fahren, um mich an eine stark befahrene Straße zu führen.
Das hatte ich am Montag. Hin ein riesiger Umweg. Auf dem Rückweg habe ich eines der Rad- und Wanderweg-Schilder mit meiner Richtung gesehen, und bin entgegen der
Garmin-Anweisung links abgebogen. Durch unbefahrene Straßen im Wohngebiet gekommen, und nach ein paar hundert Metern an einer Stelle rausgekommen, zu der ich sonst mindestens doppelt so weit gefahren wäre. Das war jetzt kein Geheimweg, der war von der Stadt ausgeschildert - und komplett asphaltiert.
Unterwegs kann man mit dem
Edge 1030+ einfach ein neues Ziel programmieren. Und manchmal funktioniert das auf der Karte ganz schön. Hinschieben, reinzoomen, Ziel wählen, "Los" - und die Navigation startet. Zweimal bin ich jetzt in Wetter gekommen, dass schlecht genug war um die Fahrt abkürzen zu wollen, aber nicht so schlimm, dass ich dafür den absolut kürzesten Weg hätte nehmen müssen. Also wähle ich die Erft-Mündung als Zwischenziel, und meistens funktioniert das ohne Probleme. Aber manchmal funktioniert die Kartendarstellung einfach nicht. Und wenn dann das suchen des neues Ziels so langsam auf die fünf Minuten zugeht, dann ist das einfach nicht mehr zeitgemäß. Und wenn auf dem Display nur am linken Rand ein Teil der Karte angezeigt wird, und drei viertel des Bildschirms leer sind, das ist das kein Bedienungsfehler.
Die Lösung für das Problem ist recht einfach: Favoriten programmieren. Denn unterwegs einen Favoriten wählen geht zuverlässig und schnell.
Für mich bisher nicht erkennbar ist, ob und was der
Edge 1030+ lernt. Es gibt Ecken in Düsseldorf, da ist das Gerät bei den ersten Fahrten praktisch zusammengebrochen wenn ich mich nicht an die Anweisungen gehalten habe. Bis zu nächsten Kreuzung war er mit der Neuberechnung nicht fertig, jede neue Kreuzung verwirrt ihn total, und so kann es sein, dass das Gerät Minutenlang vor sich hinpiept und immer wieder neue Routen rechnen will. Da könnte man auch einen Kaffee trinken und warten, bis er sich beruhigt hat. Ich hatte jetzt aber auch Fahrten in den gleichen Vierteln, wo er innerhalb von Sekunden auf meinen Ungehorsam beim Abbiegen mit einer neuen, passenden Navigationsanweisung reagiert hat.
Es gibt eine Kreuzung, an der ich fast täglich vorbei komme. Zweimal kam er auf die Idee, ich müsste statt geradeaus zu fahren, abbiegen, über die Kreuzung, wenden, und dann wieder auf den ursprünglichen Weg. Und das, obwohl er meine Position im Display an der richtigen Stelle anzeigt.
Das ist nicht furchtbar, und zweimal bin ich aus Neugierde den schwachsinnigen Anweisungen gefolgt. Aber mit jeweils zwei Rotphasen an den Ampeln sind das dann halt auch rund fünf Minuten.
Vielleicht kennt jemand die Leverkusener Autobahnbrücke? Da sind praktisch immer Radfahrer unterwegs.
Garmin ist aber der festen Überzeugung, dass man am Ostende nicht von der Brücke runter kommt. Damit die Routenplanung die Brücke akzeptiert, muss man einen Wegpunkt auf die Mitte der Brücke legen, und einen zweiten dann auf den Weg hinter der Brücke. Sonst werden einem halt 30-40km Umweg über eine der anderen Brücken vorgeschlagen.
Die Fleher Brücke (A46 über den Rhein) kann man offensichtlich nur auf der Südseite befahren, meint wenigstens
Garmin. Wenn ich von Ost nach West auf der Nordseite fahre, dann kommt ständiger Alarm, ich sollte doch bitte wenden, wieder von der Brücke runter fahren, um den Weg an der Südseite der Brücke zu nehmen. Hier lernt das System jedenfalls nicht dazu.
Das sind viel und stark befahrene Wege. Da kann man bei Regen am Dienstag Vormittag langfahren und ist nicht alleine unterwegs. Und da fällt
Garmin nicht auf, dass sie Fehler im Kartensystem haben?