Das ist tatsächlich eine sehr gewagte Aussage, würde ich so keinesfalls unterschreiben. Digitalisierung - oder "Digitalismus" - und den "Aufbau eines totalitären Systems" gleichzusetzen finde ich schon sehr obstrus.
Du musst auch Lesen und Schreiben können, um in der heutigen Gesellschaft zu funktionieren? War vor 200 Jahren ebenfalls anders. Ist mMn nicht anderes als eine fortschreitende Digitaliserung - letzten Endes wirds ohne das nicht mehr gehen.
Das mag schon sein, dass es ohne „das“ letzten Endes nicht mehr gehen wird. Wir sind ja suf dem besten Wege dorthin.
Um mal auf das Beispiel der Motorisierung zurückzukommen:
Ein Lehrer an meiner früheren Schule hatte in den Sechzigern entschieden, die Fahrschule abzubrechen und in seinem Leben auf ein Auto zu verzichten. Heute wäre er damit in der Großstadt wirklich hip und angesagt. Damals ein kompletter Außenseiter.
Damals wurde wie oben erwähnt an der autogerechten Stadt gearbeitet. Aber man war nicht so extrem, das man zu Fuß gehen oder radfahren komplett abschaffte. Man hat es nur sehr stark erschwert und das merken wir doch bis heute.
Hätte man das radfahren zum Beispiel nach dem Bau neuer Straßen zugunsten des motorisierten Verkehrs komplett abgeschafft,
dann hätten das viele als Freiheitsberaubung empfunden. Tatsächlich ist es auf Autobahnen und Kraftfahrstrassen natürlich verboten, aus Sicherheitsgründen und das macht ja auch Sinn. Aber ich kann diese Straßen immerhin noch umgehen, um meine Ziele zu erreichen.
Allerdings sind wir natürlich weit davon entfernt, dass das Fahrrad wieder als gleichwertiges Verkehrsmittel zum Kraftfahrzeug gesehen wird.
Bei der Digitalisierung sehe ich da Analogien.
Es ist eine neue Technik und der wird mit der Digitalisierung der Weg geebnet. Dagegen ist nichts einzuwenden. Ebensowenig wie gegen den Straßenbau, und seien es auch Autobahnen.
Mit „Digital-Only“ geht man aber einen Schritt weiter. Sobald die neuen „Straßen“ für die Digitalisierung fertig sind, werden die analogen Zugänge komplett abgeschafft.
Das wäre doch so, als wenn das radeln abgeschafft, also verboten worden wäre.
Warum misst die Gesellschaft hier mit zweierlei Maß.
Ich möchte doch nur, dass man nach Einführung der digitalen Zugänge offen lässt.
Das bedeutet dann ein echtes plus, ein mehr an Freiheit. Zudem hat man noch ein „Back-up“, was man bei jeder Technik mit einbeziehen sollte, bei der Digitalisierung ganz besonders. So aber schafft man ein einziges System und in der Konsequenz die totale Abhängigkeit davon. Warum sollte es denn abstrus sein, dass nicht mehr als Digitalisierung sondern als eine Art Digitalismus zu bezeichnen. Wenn man darüber nachdenkt, ist es doch so, oder nicht.
Weiteres Beispiel: Digitale Bezahlsysteme.
Ihre Einführung schafft ein höheres Maß an Möglichkeiten und damit an Freiheit.
Führt es aber eines Tages dazu, und einmal hatte ich den Fall bereits, dass ich nicht mehr bar bezahlen darf, dann war’s das, mit der neuen Freiheit.
Ich bleibe dabei:
Das ist Zwang und kann niemals gut sein.