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Das zweite Mal, oder: Nicht mehr ganz, aber doch noch boay ey

advent

Fliegende Weißwurst
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Bad Tölz
So, damit hätte ich jetzt meine ersten 100km hinter mich gebracht...

Den Abend habe ich einmal quer durch München verbracht (in der Stadt mit einem RR = zum Kotzen), bin beschimpft worden, ein Opa der kaum schneller war als ich hat auf einer zweispurigen Straße nichts anderes zu tun als mich fast vom Rad zu hupen und mir dann demonstrativ die riesige Baustelle auf dem Radweg zu zeigen. Naja, Sonntags ist es ja mit dem Auto schon schlimm. ..

Aber den frühen Vormittag habe ich meine erste Fahrt mit der neuen Felge gemacht, ob die Bolzen halten sozusagen :)

Waren nur etwa 30 Kilometer, aber die hatten es in sich. Auf den ersten Metern war es noch mehr ein "dran gewöhnen", ein bißchen unsicher auf dem RR war ich ja immer noch. Was aber schon auf den ersten Metern herrlich ist, die Leichtigkeit, das fluffige! Berge mit 20 hochzueiern ist kein Problem mehr, ich schwitze mich nicht mehr zu Tode weil schon nach 50 Metern der Fahrtwind gen Null geht. Auf den Rückweg hatte ich dann noch eine supertolle Strecke von etwa zwei Kilometern vor mir: Es geht per Brücke über eine Bundesstraße, danach etwa 750 Meter bergab, eine leichte Kurve, dann relativ gemäßigt kurvig durch den Ort und auf einem langgezogenen Gefälle wieder raus. Mit dem Auto kann ich oben auf der Brücke den Motor abschalten, rolle runter, auf einer kurzen Steigung vor der ersten Kurve komme ich bis auf 60 runter und halte das bis kurz vor dem Ortsschild, dann muss ich erst wieder anlassen. Mit dem Rad sah es so aus, daß ich zuerst einmal die laaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaange Ministeigung vor der Brücke dieses Mal richtig schön leicht raufkam, herrlich :) Weiter vorn dann ein kleiner Wermutstropfen: Ein kleiner Feldweg ging rechts ab und den kühlen Wald, da wäre mein MTB jetzt wirklich willkommen gewesen...

Stattdessen musste ich runter auf eine düstere kleine Fußgängerunterführung. Kein Problem, zumindestens nicht bis kurz dahinter dann der Weg aufführte und in eine Schotterstrecke mündete. Grummelnd ging es dann per pedes weiter, bis zur nächsten Straße. Da ging es dann auch schon los mit dem Gefälle, raus auf die Straße, höchster Gang und dann langsam beschleunigen. Meine Trittfrequenz nähert sich allmählich der eines LKW-Diesels, die Reifen sirren über den Asphalt, während mir der Wind immer mehr ins Gesicht bläst und es immer weiter geht...45...46...47...48...49...50,3km/h liegen an Herr Kaleun! Das muss das Rad abkönnen! Mit dem Schwung gehts dann auch leicht über die kleine Steigung vor dem Ort und mit flottem Schwung gehts dann durch an der gaffenden Versammlung von Dorfbauern vorbei :)

Das richtig schönste Erlebnis hatte ich aber schon davor! Tatort: Erding, eine Fußgänger/Radfahrer-Ampel. Vor mir Oma und Opa Humperdinger auf Sonntagsausflug, ich fahre daneben hin und warte auf das grüne Licht. Ich höre noch etwas hinter mir, da rauscht ein Mountainbiker mit voller Pulle an uns vorbei, nimmt Opa noch fast mit, springt gekonnt von der Bordsteinkante und donnert über das Rotlicht. Ich HASSE sowas! Warum? Zwei Gründe: Erstens weil das die Typen sind die ich schon immer nicht mochte. Schön das neueste und teuerste Rad Opa spendiert bekommen, dann oben ohne und mit coolen Shorts und Rucksack durch die Gegend hämmern wie wild und dabei alles umnieten was ihre erlauchte Beachtung nicht verdient. Und zweitens, weil wegen genau solchen Typen (schnelle) Radfahrer unbeliebt werden.

Und noch während ich an der Ampel stand keimte der Gedanke auf: Der muss jetzt büßen! Ich sehe ihn noch in der Weite weiterradeln wie ein Wilder... Ich kenne die Stärken und Schwächen meines Gegners. Im Gelände oder auf einer wirklichen bösen Steigung lässt er mich tausendmal stehen. Aber hier auf der Straße bin ich am Zug, das ist meine Straße. Hier bin ich der Mann, das Alphatier, mächtig großer Käse! Nun denn, möge die Übung gelingen. Mit fluffigem Tritt geht es hinterher, die Beute kommt immer näher... Bis auf ein paar Meter komme ich schon, er pedaliert wie Dracula vor Sonnenaufgang. Durch Altenerding gehts, vorbei am Volksfest mit Räucherfisch. Er auf dem Gehweg, ich daneben auf der Straße. Am Ortsausgang kommt eine Steigung, da könnte er mich glatt stehenlassen, Mist. Aber kurz vor dem Ortsausgang hört der Gehweg auf, er nimmt Anlauf, dreht sich um... und fällt fast von seinem 1000 Euro Vehikel, als er mich etwa zwei Meter neben ihm in aller Seelenruhe dahinradeln sieht.

Das Opfer hat den Wolf erblickt und versucht zu fliehen, na warte. Die Steigung ist doch nicht so schlimm, ich schaffe sie ohne viel Mühe. Er sammelt nochmal alles was er hat zusammen, hebt sich schon aus dem Sattel, das Schaltwerk kracht als ob es gleich auf der Straße bleiben würde. Ich bleibe immer noch dicht hinter ihm, bis auf zwei Meter komme ich an ihn heran und lege mir meine Beute zurecht... Ich sehe ihn vor mir radeln, sein Gesicht sehe ich nicht, nur den Hals der von der Färbung her jetzt dem Fruchtfleisch einer Blutorange gleicht. Jetzt ist es soweit, der Moment der Rache ist JETZT! Ich sehe ihn da vorne förmlich, RR 210 kurz vor dem Kollaps. Also jetzt oder nie, ich hole tief Luft und... beginne fröhlich hinter ihm her radelnd ein kleines Liedchen lauthals vor mich hin zu pfeifen. Ich überlege ich mir nicht eine Zigarette anzünden soll. Würde ich rauchen, hätte ich es gemacht.

Leider kann ich seinen Blick da vorne nicht sehen, aber allein das kurze Zögern in seinen Tritten als ich angefangen habe jagt mir schon wohlige Schauer über den Rücken. Leider gehts auch schon wieder bergab, ich lasse ihn jetzt wohl lieber in Ruhe...vorerst :) Mit gebührendem Abstand gehts mit schnurrendem Freilauf bergab, ich werde ihn wohl noch ein bißchen in Sicherheit wiegen. Dann auf in die Kurve, ATTACKE! Ich schalte rauf, beschleunige schön aus der Kurve raus, sehe ihn schon näherkommen wie er immer langsamer wird und die Blutorange langsam wieder zum Vorschein kommt... Jetzt der Todesstoß. Alles was drin ist, hinter ihm her, dann ganz entspannt mit einem Lächeln auf den Lippen vorbei und ich hätte ich einen Rückspiegel gehabt, er wäre wohl sehr schnell sehr klein geworden... Nach zwei Kilometern dann habe ich eine kleine Pause gemacht, ein Schlückchen getrunken und gewartet bis er prustend und schnaufend wie eine Dampflok wieder vorbeikam.

Ich denke, man hätte mir das Grinsen mit einer Flex aus dem Gesicht schneiden müssen :)
 
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radfahren macht wohl doch aggressiv:(

der spannungsbericht gleicht einem kimidrehbuch
 
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Jaja die Duelle auf der Straße:) Ich dachte acuh zuerst das ich einen knallharten Western lese..........;)

Gruß Gruni

PS: Ich empfehle Dir ein ein onlinetagebuch anzulegen so das wir weitere Duelle mitbekommen;)
 
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Stimmt, am Ende wird mir noch unterstellt ich wäre ein Radljagender Dobermann :)
 
AW: Das zweite Mal, oder: Nicht mehr ganz, aber doch noch boay ey

So böse scheinst Du ja doch nicht zu sein;
sonst hättest Du dem Biker ja ein Stöckchen in die Speichen geworfen:D

spannender Bericht Du Renn:devil:
 
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