AW: --- Bremen ---
1.343hm habe ich auf meinem Tacho stehen. Nicht umbedingt so richtig viel, aber verbunden
mit ca. 310Km nicht schlecht
Wow, absoluten Respekt

310 km, oh mein Gott! Ich hoffe, Ihr könnt noch sitzen???!!
So, hier mal ein kurzer Bericht über meinen gestrigen Tag:
14:15 Uhr, Ankunft am Auswandererhaus. Die Sonne brennt, 30 Grad im Schatten. Ich habe weiche Knie, mein Magen rebelliert. Wie soll ich mich heute bloß bewegen können? Es geht zur Startnummernausgabe, schön im Zelt, ca. 35 Grad. Die freundliche Dame greift hinter sich und reicht mir das obligatorische Finisher-Shirt. In Sponsorenfarbe. Sponsor ist die Volksbank und das Shirt dann in Straßenkehrerorange, die Badekappe auch. Und dafür hat man nun 35 Euro bezahlt. Das ganze steckt in einem Einkaufstäschchen, ebenfalls mit mit VoBa-Werbug. "Wir für Dich" steht drauf, "Du mich auch" denke ich.
Auf zur Wechselzone. Magen rebelliert immer mehr. Glück mit dem Stellplatz. Der ist schön am Rand, da finde ich ihn schnell wieder. Sachen werden deponiert. Dann zur Schwimmstrecke. Das Wasser ist dunkelbraun und brackig. Im Starbereich schimmen kleine Bröckchen, eine regenbogenfarbene Spur zieht sich durchs Wasser. Und dafür hat man nun 35 Euro bezahlt. Ich fühle das Wasser, es ist eigentlich ganz warm. Neo lieber weglassen? Spart Zeit beim Wechsel. Mein Blick wandert wieder zu den Bröckchen und ich entscheide mich für den Neo.
14.50 Uhr, ich zwänge mich in den Neo. Geht nur sehr, sehr mühsam, da man eigentlich schon beim Atmen schwitzt.
15.00 Uhr. Wettkampfbesprechung. Mir ist schlecht.
15.05 Uhr. Ich bin im Wasser. Neben mir, hinter mir, vor mir 202 weitere Menschen, die sich das antun. Das riecht noch schlimmer als es aussieht. Mir ist schlecht!!! Und dafür habe ich nun 35 Euro bezahlt.
15.15 Uhr. Startschuss. 202 Leiber setzen sich in Bewegung. Das Wasser kocht gewissermaßen. Um mich herum nur Beine, Arme, Körper. Ich bekomme Schläge auf den Kopf und auf die Beine. Ich schlage zurück. Mein Schwimmstil gleicht eher einer Kampfsportart. Bei jedem Atemversuch, schlucke ich etwas Wasser. Es ist salzig und ölig und ekelig. Ich versuche, nicht in Panik zu verfallen, was nur mühsam gelingt. Ich will hier raus! Und dafür habe ich nun 35 Euro bezahlt. Endlich die Wendeboje. Wieder Stau und viele Schläge. Ich bin inzwischen gottergeben und abgestumpft. Einfach irgendwie weitermachen. Dann endlich der Ausstieg. Eine Hand reckt sich entgegen. Raus aus dieser Hölle. An der Zeitmessung murmeln sie 11:49 Minuten. Scheiße, denke ich, totale Scheiße. Schwimmen ist sooo scheiße.
Ich erreiche mein Fahrrad und greife nach der Leine meines Neos und greife ins Leere. So geht das noch einige Male. Gefühlt vergeht eine Ewigkeit, bis ich mich rausgepuhlt habe. Vielleicht hätte ich doch meinen Ekel überwinden und auf den Neo verzichten sollen? Egal, weiter. Ich steige aufs Rad und fahre etwa 10 Meter. Die Beine fühlen sich gut an. Da stürtzen zwei Radfahrer direkt vor mir und ich schaffe es gerade noch so, mich vorbeizumogeln. Das fängt ja gut an! Der Puls ist auf ungeahnte Höhen. Mein Magen rebelliert wieder, das reichlich geschluckte Salzwasser macht sich bemerkbar und will retour. Schnell den Geschmack loswerden. Irgendwie beruhige ich mich wieder, der Tacho zeigt beruhigende 38 km/h an. Ich komme zum ersten Wendepunkt, der leider sehr eng gesteckt ist und weiß dann, warum ich gleich so schnell wurde. Es ist irgendwie total windig und selbiger kommt mir nun entgegen. Der Radkus verläuft am Hafen entlang und dann durch die Innenstadt. Er ist sehr kurvenreich und hat gleich zwei Wendepunkte, an denen man auf bis zu 10 km/h abbremsen muss. Eine neue Bestzeit wird das hier nicht. Aber es läuft gut und ich kann mich nach der verpatzten Schwimmpeformance wieder gut vorarbeiten. Am Ende waren es 25,7 km in 44:45 Minunten bei einem Schnitt von 34,7. Damit war ich ganz gut dabei.
Der zweite Wechsel geht schnell und ich begebe mich auf die Laufstrecke. Quer durch die Fußgängerzone von Bremerhaven und schön sonnig. Ich habe Durst!! Macht ja nix, denke ich. Da wird bestimmt gleich Wasser gereicht werden. Aber Fehlanzeige. Die sind doch nicht ganz dicht, denke ich. Es sind 30 Grad im Schatten und es gibt kein Wasser. Das ist unverantwortlich. Und dafür habe ich 35 Euro gezahlt. Ich passiere einen Brunnen, in dem Kinder sich einen Spaß daraus machen, die Läufer nass zu spritzen. Ich sorge dafür, dass sie reichlich Spaß haben und danach geht es besser. Die Beine fühlen sich eigentlich ganz gut an und dann ist es endlich überstanden. 24 Minuten habe ich für die 4,8 km gebraucht, für mich eine absolut gute Zeit.
Nach 1.22.53 bin ich im Ziel und sehr zufrieden: 14. Platz von 37 Starterinnen. Irgendwie waren die 35 Euro doch gut angelegt.