Natürlich kann man ein Rennrad ohne Probefahrt nur anhand der "Datenlage" auswählen. Dazu muss man aber die Geometriedaten des Rades und seine Bedürfnisse kennen und einschätzen können.
Irgendwer hat die beiden ja anscheinend vermessen, und der Händler hat immerhin darauf verzichtet, den beiden irgendwas anzudrehen, was er zufällig gerade am Lager hat, oder wo die "Passform" darin besteht, dass man sich am Oberrohr nicht wehtut. Insofern ist die Beratung in dem Laden schon mal überdurchschnittlich. Und in einer idealen Welt muss man sich mit Geometriedaten nicht selbst beschäftigen, weil der Händler sich damit auskennt und einem das richtige empfiehlt. Ob man zum Händler diesbezüglich Vertrauen hat, ist eine andere Frage. Aber ob man mit angelesenem Wissen so viel besser dasteht als mit einem Händler, der vielleicht selbst auf eine Radsportkarriere zurückblicken kann?
Leider haben Sie keine Räder in den genannten Größen zum testen da.
Habt Ihr denn mit dem Händler darüber gesprochen, sie zur Ansicht zu beschaffen? Wenn er das nicht will, könnte man ja woanders hingehen. Vermutlich ist das Beschaffen aber gar nicht so einfach, und dann bekommt Ihr die Räder sowieso im Moment nicht. Weder mit, noch ohne Probefahrt.
Wie ist denn Eure Rennraderfahrung? Wenn Ihr schon länger fahrt und nur neue Räder beschaffen wollt, solltet Ihr Eure Bedürfnisse einschätzen können und vielleicht kann man dann auch nach Geometrietabellen kaufen. Machen Tausende - man sieht ja die ganzen Canyon, Radon und
Rose da draußen rumfahren.
Wenn Ihr keine Erfahrung habt ist das Kaufen nach Tabelle vielleicht sogar besser als das Kaufen nach Gefühl. Weil sich das Gefühl, also die subjektive Wahrnehmung von "richtig sitzen" auf den ersten paar Hundert Kilometern massiv ändern wird. So ist meine Erfahrung. Habe jetzt ca. 400 km auf meinem Rad runter und nachdem ich es anfangs zu lang fand überlege ich inzwischen eher, einen längeren Vorbau zu montieren.
Besser als die Tabelle ist bestenfalls die Empfehlung des Verkäufers (so Ihr ihm vertraut). Der könnte Euch natürlich auf das Originalrad setzen, wenn er es hätte. Er kann aber auch seinen Dummy, wenn er einen hat, auf die Maße des Traumrads einstellen und Euch da raufsetzen und beurteilen. Das bringt m. E. mehr als die Probefahrt eines Unbedarften.
Ich weiß nicht, ob das mit dem "passen" nicht auch etwas dramatisiert wird. Beim Vorbau scheinen Anpassungen +/- 10mm völlig unproblematisch zu sein, +/- 20mm gehen auch noch. Beim Stack haben wir mit Spacern einen Spielraum von üblicherweise 40mm, mit Vorbauten von 0 ... 10 Grad kann man noch mal 10 ... 20mm Anpassung erreichen (und zwar ohne sie nach oben zu drehen und so die Optik zu ruinieren). Das sind Verstellmöglichkeiten, die sich weit mit den benachbarten Rahmengrößen überschneiden, die sich meist im Steuerrohr um weniger als 20mm und im Oberrohr um weniger als 10mm unterscheiden. Angesichts dieser Betrachtungen glaube ich, dass die Größenempfehlungen der Hersteller gerade für Einsteiger schon mal ein guter Ausgangspunkt sind.
Man sieht das auch daran, dass z. B. bei Giant ein Rahmen für einen Körpergrößenbereich von 10 cm empfohlen wird und sich die Rahmengrößen jeweils um 5cm bei der empfohlenen Körpergröße überlappen.