Ja, Aufwand ist es, weil SRimpagnolo es nicht anbieten. Selbst mit dem neuen Gravelkonzept, welches im Gegensatz zum cx nicht für die kurze Hatz auf dem Kurs, sondern gerne für lange Strecken und Steigungen im Grünen und im Dreck genutzt werden, eine kleine Kurbel also wirklich oft sinnvoll wäre, muss man entweder ne MTB Kurbel mit beschissenem Q-Faktor montieren (was man oft genug sieht) oder das uralte Vierkantsystem mit 110/74 oÄ. Kurbellängen außerhalb 170-175 kommen erschwerend hinzu.
Es ist einfach nur armselig, wenn Nutzer auf das uralte Vierkant gehen müssen, weil SRimagnolo es nicht hinbekommen.
Um es mal so zu formulieren: Die großen Systemhersteller verkaufen "Innovationen", Neuerungen, und möglichst untereinander inkompatible Systeme, damit man keine andere Möglichkeit hat, außer diesen Teilen irgendetwas anderes ans Rad zu schrauben. Der letzte große Innovationssprung bei
Shimano war ja, dass die RR- und MTB-Komponenten nicht mehr untereinander tauschbar / mischbar sind.
Die alten Vierkantsysteme leiden alle unter einem Problem: Sie passen ohne Bastellösungen (Adapter) in keinen modernen Rahmen mehr rein - dank fehlender Gewinde.
Ich als bekennender Rennradfahrer ohne Radrenn-Ambitionen mit ausschließlich Stahl-/Titanrahmen mit BSA-Gewinde und Schaltungen, die mechanisch max. 10 Ritzel bedienen (mit gefällt die einfache Technik), bin schon in den 1990-ern auf Kompaktkurbel umgestiegen (MTB-Kurbel missbraucht). Ich habe mir einen Vorrat an RR- und MTB-Schaltkomponenten zugelegt, der noch untereinander mischbar ist, und kann so mit Sicherheit auch in 10 Jahren, dann schon in Rente, Übersetzungen ans Rad schrauben, die eine große Flexibilität zulassen.
Ein paar gut erhaltene RR-Dreifachkurbeln werden bis dahin nicht schlecht - KB in allen Abstufungen gibt es dafür immer. Und auf den 74-er LK kann man eben dann auch KB-Abstufungen bis runter auf 24 Z montieren - in 2-fach oder 3-fach-Kombination - ganz nach Bedarf.
Mit Vierkantkurbeln sind Jahrzehnte-lang alle großen Landesrundfahrten, Frühjahrsklassiker, Weltmeisterschaften und Weltrekorde gefahren und gewonnen worden - und Reiseradler haben damit den Globus umrundet -, warum man damit heute nicht mehr Radfahren können soll, ist mir schleierhaft.
Da werden an den Gravel-Rennern heute lieber die KB nach hinten montiert (bis 50 Z am Ritzel), nur um vorne ganz innovativ eine Monokurbel anschrauben zu können - statt mit einer gut gestuften Kassette und vorne zwei KB in z. B. 28/44 die deutlich besser abstufbare Kombination zu fahren.
Letztlich ist es in der Rennrad-Industrie wie in der Automobilindustrie auch: Es wird den Kunden vom Hersteller was aufgezwungen, was in weiten Teilen an dessen Bedarf vorbei geht. Es wird aber als ganz toll und "must have" beworben, damit man sich dann trotzdem gut fühlt dabei.