Jein.
Ihr habt natürlich in soweit recht, dass Erinnerungskultur allein aus biologischen Gründen irgendwann ohne Zeitzeugen auskommen muss. Ja, da wird einiges getan, es gibt viel „gutes“ Material, Filme, Dokus.
Auch die eigene Pflicht, junge Menschen zu sensibilisieren, nicht nur als Eltern - richtig. (BTW - „Kollektivschuld“ oder „Schuldkult“ halte ich per se für Unsinn. Ist nicht angebracht, und damit erreicht man auch nichts.)
Aber es ist in meinen Augen trotzdem eine andere Qualität von Eindrücklichkeit, wenn da ein uralter Mensch sitzt und erzählt, der den Wahnsinn er- und überlebt hat. Wenn man mit eigenen Augen sehen kann, was das alles mit und aus Menschen gemacht hat.
Von daher glaube ich auch nicht, dass Zeitzeugen junge Menschen nicht erreichen - gar nicht. Auch wenn die Wirkung natürlich auch mit der Qualität der Aufbereitung und Behandlung des Themas im Gesamten, etwa in Schulen, zusammenhängt.
Und im konkreten Fall von Frau Friedländer: diese Art zu mahnen, ohne zu beschuldigen, einzuordnen ohne in Bitterkeit zu ersaufen - in meinen Augen unglaublich wertvoll. Da kann sich wahrscheinlich ein jeder menschlich eine gewisse Scheibe abschneiden. Ja, auch dazu gibt es nun Gottseidank mediales Material. Aber gerade in den aktuellen Zeiten halte ich die letzten verbleibenden Stimmen für sehr sehr wichtig.