Etwas selbstkritisch sei aber auch angemerkt, dass unsere wachsende Ablehnung der Asphaltstraße als Trainingsort ein Generationenproblem zu sein scheint. In einem anderen Thread unterstellte beim Thema Gravel ein junger RR-Heißsporn, dass alte Männer auf der Straße halt mit dem Gravelrenner in den Wald flüchten, wenn sie auf der Straße Angst bekommen. Und wenn ich mir angucke, seit wann Speichennippel, Sesselpupser und ich hier schon registriert sind, mag das sogar stimmen
Da gebe ich Dir in Teilen sogar Recht - eigentlich dürfte ich ja nur noch im Ü-50-Faden bei den Senioren posten.....
Es hat aber weniger mit Angst zu tun. Unsereins hat ja das Rennradeln zu Zeiten gelernt, als man noch ungerasterte 10-Gänge am Rad hatte (nicht am Ritzelpaket, sondern in Summe...

), sich zum Schalten noch ehrfürchtig nach unten verneigen musste und Rennrad-fahren echter Exotensport war. Statt Vollbart und Rapha-Klamotten haben damals noch weiße Socken und schwatte Büx zu einem echten MustHave gehört, sonst war man nicht Mitglied der Gemeinde. So gesehen ist man also unter ungünstigsten Bedingungen auf der Straße mit dem Rad groß geworden.
Mittlerweile ist aber mein Bedarf, mich in der Freizeit vermeidbarem Stress auszusetzen, deutlich geringer geworden. Wenn man in den 1970-ern durch den Schwäbischen Wald oder den Schwarzwald gerollt ist, kam da auf Nebenstraßen "alle Jubeljahre" mal ein Auto vorbei. Da kam nicht wirklich Stress auf.
Heute hat man auch auf Nebenstrecken gefühlt geschlossene Fahrzeugschlangen, die im Minutentakt an einem vorbeirauschen. Da bleibt der Erholungseffekt schnell auf der Strecke.
Was nach meiner Beobachtung weniger wurde, sind Massen an Wanderern (Karo-Hemd, Bundhose, Wanderstock) - diese Generation ist mittlerweile im Pflegeheim. Abgesehen von HotSpots, wohin sich auch die modernen, karrierebewussten, Job-sharenden Jungdynamiker mit Familie am WE "ins Grüne" aufmachen, sind z. B. weite Teile der Schwarzwaldwege doch sehr ruhig und man trifft auch mal eine Stunde keine Menschenseele. Einfach nur wandern ist ja heute nicht mehr in, man benötigt schon ein Ziel mit Event-Charakter. Abseits dieser Event-Ziele ist dann Ruhe.
Es ist also weniger die gestiegene Angst um die Knochen, als vielmehr der gesteigerte Bedarf an Entspannung ohne Stress. Verausgaben, bis schwarze Pünktchen vor den Augen flimmern, kann man sich auch gravelnd, da benötigt man keinen Asphalt für.
Die jungen Heißsporne werden das zu gegebener Zeit auch zu schätzen lernen - wenn bis dahin die Straßen - weil dann Auto-frei - ohnehin nur noch den Radfahrern gehören.....
