Ich muß bei sowas immer überlegen, was wäre mir in der Situation als der erwähnte MTB-Fahrer passiert. Ich habe mir schon lange angewöhnt, vor dem Abbiegen über die Schulter nach hinten zu schauen, ob nicht jemand kommt und sei es Auto oder anderer Radfahrer. Aber nehmen wir mal an, ich hätte mich so komisch verhalten und wäre erst nach rechts geschert und anschließend unvermittelt und ohne Handzeichen nach links. Ich wäre mir doch bewußt, daß das nicht in Ordnung war und fange nicht noch an, den durch mich gefährdeten anderen anzupöbeln. Ich hätte sicher ein deutlich erkennbares Handzeichen der Entschuldigung gemacht und das je nach Möglichkeit (ist der andere noch nah genug, um mich zu hören?) auch artikuliert.
Ist immer ein wenig schwierig zu beurteilen. Baustelle, Engstelle, ... da gehen bei mir ohnehin die Warnlichter an. Die ganze Situation wird dann schnell mal unübersichtlicher, als an der Stelle gewohnt.
Ich bin auch mal in so einen Bereich gefahren. - Mit gemäßigter Geschwindigkeit. Liegt da schräg vor mir so ein hübscher Druckluftschlauch. Ich also ordentlich abgebremst, ruft es hinter mir: "Eh du Arsch... " Weiter brachte der den Satz nicht zu Ende, weil er knapp neben mir vorbeipfiff, den blöden
Schlauch traf, sauber wegrutschte, ein wenig schlingerte und dann ordentlich eine Spur durch die tiefkiesige Baustelleinfahrt zog. Den Sturz fing dann ein Kieshaufen sanft ab.
Der Typ hatte ordentlich Glück, weil die Bauleute gerade den Bauzaun wieder dichtmachen wollten. Er hatte lediglich einen hochroten Kopf und bekam noch ein paar lockere Sprüche von den Bauleuten auf den Weg. Verletzt also, bestenfalls ein wenig sein Ego.
Ich schätze mal, den Spruch kneift er sich in ähnlichen Situationen lieber mal.
Also gerade in solchen Situationen fahre ich lieber ein wenig vorsichtiger und kündige notfalls meinen Überholwillen mittels
Klingel an.
Ansonsten sind querziehende Radfahrer ja eher die Regel. Die wähnen sich alleine, haben dort mal etwas gesehen und ziehen dann fix mal rüber. Wie Fußgänger ja häufig auch.
Ich bin da zunehmend skeptischer. Zumal sich ja immer mehr Leute auf Fahrräder setzen. Ab Herbst nimmt das aber wieder ab.
Und Arschlöcher gibt es überall. Völlig unabhängig vom verwendeten Verkehrsmittel.
Gestern hatte ich ein unangenehmes Erlebnis der anderen Art:
Fahrbahn mieses Kopfsteinpflaster. Kann man mit Rennrad fahren, muß man aber nicht unbedingt haben. Ich schließe gerade mein Rad an einem Radständer an, pfeift ein Rennradler recht fix an mir vorbei. Ich denke noch "Arschloch!", wimmert sein
Reifen und er legt einen filmreifen Stoppie hin. So ganz knapp vor'm über den Lenker gehend. Klar, da ist ein Kindergarten und da kam ein Trupp Kinder mit Begleitung hübsch in Doppelreihe gerade vom Hof.
Schimpft doch die Nulpe die Kindergärtnerinnen voll. Ich rief dann nur noch rüber, er möge doch bitte bei schneller Fahrweise die Fahrbahn nutzen. Der Typ schaute nun etwas blöd, weil ihn ein "älterer" Kerl in Radklamotten mit Randonneuse nicht unterstützt.
Aber irgendwie kam ich mir in der Situation auch blöd vor. Fährt ein Rennradler fast in einen Zwergenhaufen und motzt dann noch rum. Das färbt doch auch auf anständige Radler (mit "schnellen" Rädern) ab.
Wenn die Fahrbahn so mies und der Gehweg recht breit und ordentlich ist, stört es mich überhaupt nicht, wenn Radler auch mal den Gehweg benutzen. Aber dann kann man da nicht so rumheizen und muß eben auch mal anhalten oder aber gar absteigen. Das ist ja ähnlich, wie mit den "Hilfsradwegen", die mit "Radfahrer frei" ausgezeichnet sind. Fußgänger haben da absoluten Vorrang. Und wenn die noch so wild dort rumeiern.
Ich habe hier vor der Tür auch einige Straßen mit zum teil miesem Kopfsteinpflaster. Mal befahre ich das, bei wenig Fußgängern nehme ich aber an den übelsten Stellen auch mal den Gehweg. Das aber hübsch langsam und mit einem freundlichen "Danke", wenn ein Fußgänger (und das macht die Mehrzahl) ganz selbstverständlich ein wenig Platz macht. Macht er das doch mal nicht, auch in Ordnung. Ist ja "sein" Weg.
Irgendwie aber Mist, was ich in letzter Zeit in der Innenstadt so erleben darf. Gefühlt weit mehr Leute, als früher, benehmen sich zum Kotzen. Rücksichtslos und frech. Nicht einmal die Mehrheit, aber doch eben immer mehr. Und dabei ist ein Tag, an dem man gegenseitig ein wenig netter ist, doch gleich ein viel schönerer Tag.
