Das ganze hat eine Vorgeschichte. Es gibt ein paar wenige Trolle, die hier alle halbe Jahre aufschlagen und die Gemeinde mit der Frohen Botschaft vom alleinseligmachenden Liegerad nerven. Deshalb die teilweise etwas unwirschen Reaktionen.
Ausserdem behaupten diese Leute steif und fest, Liegeräder wären Rennräder. Das sind sie aber nicht. Sie sind auch nicht vergleichbar oder ähnlich. Deshalb sind sie in diesem Forum Off-Topic.
Um die Trolle mitbekommen zu haben, bin ich noch nicht lange genug lesend in diesem Forum aktiv
Der Trend bei den Liegern geht in letzter Zeit immer stärker Richtung Rennrad, was sich in Patricks (der aus Gera/Weida) Eigenkonstruktion wiederspiegelt.
Große Laufräder, hohe Sitzhöhe und wo es geht Rennradkomponenten (Schaltung,
Bremsen, Gabel, etc.) machen eine klare Abgrenzung nur noch im Rahmen und Lenker und der daraus resultierenden liegenden Position des Fahrers möglich.
Deine Liste aus der Sicht eines (Renn-)Liegeradfahrers und Ex-Rennradfahrers sieht so aus:
+Schneller in der Ebene, auf Abfahrten und bei Steigungen bis 5% (Aerodynamikvorteil)
+-Langsamer an Anstiegen >5% (Gewichtsnachteil)
+-Schwerer, aber immer noch gut tragbar
-Länger als ein Rennrad, dafür weniger hoch, etwas sperriger
-Wendekreis kaum größer bei richtiger Kettenführung, das Gleichgewicht ist bei scharfen Kurven der limitierende Faktor
+-Gesichtsfeld leicht eingeschränkt, >90% aller Lieger fahren mit Rückspiegel, dafür nur <5% aller Rennradler
-Durch die niedrigere Höhe wird man in gewissen Situationen schlecht gesehen, die man selbst durch niedrige Geschwindigkeit/Bremsbereitschaft entschärfen muss
+-Ganz so schlimm ist das Image auch wieder nicht, die meisten Liegeradler, die ich kenne, sind vielleicht etwas verrückt, aber weder superschräg noch Sonderlinge
-Durch die Kleinserienfertigung ist der Einstiegspreis teuer, neue Lieger unter 1300€ sind kaum zu haben. Für unter 2000€ bekommt man aber schon sehr ordentliche Lieger mit Alurahmen, wenn es nicht auf das letzte Gramm ankommt (<13kg). Gewichte unter 10kg in Verbindung mit steifen Carbonrahmen gehen dann aber ins Geld (3000€+). Der Wertverlust ist im Vergleich zu Rennrädern geringer
Was sonst noch angesprochen wurde:
+-Kette 3 mal so lang, hält aber auch 3 mal so viele Kilometer
-Eingeschränkte Auswahl an
Bremsen vorn, normale RR-
Bremsen kollidieren bei starkem Lenkeinschlag mit dem Rahmen, Rückgriff auf Triathlonbremsen nötig
-Die fast unvermeidliche Umlenkrolle kostet etwas Wirkungsgrad (wenige %), was sich vor allem am Berg auswirkt
-In kleinen Gängen wird der Antrieb weich durch Verwindung des Rahmens, ist aber auch eine Frage der Rahmensteifigkeit und des Preises
+Im Falle eines Unfalls anderes Verletzungsbild: Füße voran, kein Abstieg Kopf voran über den Lenker
+Im Fallen eines Sturzes auch bei 50cm Sitzhöhe und 30km/h nur leichte Abschürfungen an der Hüfte (aus eigener Erfahrung)
-Eine regelmäßige Trainingsgruppe zu finden ist schwer, meiner Erfahrung nach findet sich in München, Regensburg und Nürnberg für geplante Touren fast immer ein Mitfahrer
Vollverkleidete Liegedreiräder sind eine Klasse für sich und haben in einem Rennradforum nichts verloren. Bei angepasstem Streckenprofil sind sie allerdings konkurrenzlos schnell und die besten kommen auf Gewichte unter 20kg bei unglaublichen Rahmensteifigkeiten dank Carbon.
Hoffentlich geht der Post jetzt nicht im allgemeinen Gebashe unter, sondern hilft vielleicht dem ein oder anderen, "unsere" Welt etwas besser zu verstehen.
Wenn man nicht beide Seiten kennengelernt hat, lässt sich meiner Meinung nach schlecht urteilen.
Grüße