AW: Wintertreff - Darmstadt: Radsportgruppe CITYBIKE - Teil 2
Guten Morgen allerseits,
4 x Platin und 2 x Gold -- wow!
Seid ihr alle gesund?
Hattet ihr diesmal wirklich gutes Wetter?
Bin gespannt auf eure Berichte...
Viele Grüße
Peter
Ja, es war eindeutig so, daß der Wettergott beim ALPENBREVET Wiedergutmachung für letztes Jahr betrieben hat!!! Wir hatten also als Grundvorausetzung Wetter vom allerfeinsten den GANZEN (!!!) Tag (das gibt´s da fast nie

, mit perfekter Fernsicht auf die Berge

.
Es war ein in jeder Hinsicht GRANDIOSER Tag, ich versuche mal, meine tiefen Eindrücke einigermaßen geordnet wiederzugeben (auch wenn man manches - wie schmerzende Beine, die trotzdem einen tollen Job machen

- nicht beschreiben kann) :
Nach dem Start, wo wir leider im diesmal vorhandenen Getümmel (da hatten wohl noch mehr mitbekommen, daß es das beste Wetter der letzten 10 Jahre werden sollte) Arne und Florian "verloren" hatten, sind Martin, Torsten und ich (Carl fuhr gleich "sein" Tempo) nicht ganz so schnell, als gäb´s kein Morgen (ja, auch solche Sprinter gibt´s da) die ersten 50km mit 3000 Hm

zum Grimsel- und Nufenenpaß hinauf zusammen gefahren. Aber so ganz langsam waren wir wohl auch nicht, denn es gab irgendwann am Nufenen den bei Marathons schon öfter gehörten Zuruf: "Achtung, da kommt die Cucuma-Fraktion!" Da es am Nufenen recht frisch (7 °C) und auch ganz ordentlich steil war, war da aber schon Schluß mit lustig und es hat das erste Mal schon weh getan. Da bleibt man dann

und freut sich auf 30 °C in Airolo nach gigantischer Abfahrt über 1600 Hm mit stellenweise knapp 100 km/h.
In Airolo an der Verpflegung mit netten italienisch sprechenden Menschen und bei tollstem Sonnenschein mit tiefblauem Himmel haben Torsten und ich nicht viel überlegen müssen, ein kurzer Blick ausgetauscht, und es war klar - wir fahren "lang". Martin wollte als perfekte Vorbereitung für den Ötztaler lieber die "miitlere" Runde fahren, die hier zum Gotthard auf die kraftraubende Kopfsteinpflasterstrasse der Tremola abzweigt. Nach absolut hochalpin waren wir jetzt im Tessin mit Palmen in den Dörfern und Weinbergen statt Gletscherzungen...Wir haben eine gute Gruppe erwischt und uns deshalb nicht im tötenden Gegenwind auf den einzigen flacheren 40 km nach Biasca herunter im Gotthardtal nicht kaputtfahren müssen. Dabei konnte man in der Wärme schön die Beine locker fahren (sofern das bei 45 km/h überhaupt geht

), vor allem wurden die Beine aber durch die Wärme gut (man merkt schon - so langsam und spätestens bei der Auffahrt zum Lukmanierpaß richtet sich der eigene Fokus immer mehr auf diese beiden Extremitäten: bitte, verlasst mich jetzt hier nicht, es ist doch noch nicht mal Halbzeit...).
In Biasca war dann das oberste Gebot, Trinkflaschen randvoll machen, kurz gegenseitig gut zureden, wie gut es uns (noch) geht und dann in den Anstieg zum Lukmanier stürzen. Der ist fast nie steil und schwer, zieht sich aber unglaublich in die Länge und vor allem zieht er einem bei durchgängig 29-31 °C doch so manches Korn (spätestens jetzt merkt man, wie gut es war, am Start nicht so euphorisch loszuheizen). Wenigstens haben wir jetzt mal Rückenwind, aber die Passstraße bleibt trotzdem gleichlang

. Nach so 25 km hatte ich dann eine kleine Schwächephase, die wohl aber mehr kopfbedingt war, wenn man realisiert, daß es immer noch 15 km bergauf geht und dann noch zwei Pässe kommen... Aber da Torsten immer noch gut und gleichmäßig fahrt (Lokomotive halt

) und wir nur noch überholen, rede ich mir ein wie gut es mir doch gehen muss - und das hilft. Ich habe immer noch Lust und "Kraft", die phänomenale Landschaft zu geniessen und "aufzusaugen" (wir wollen ja auch was sehen als Touristen

), mal sehen, wie lange noch...Da es fast oben etwas flacher wird, ist die Auffahrt dann doch schneller geschafft, als eben noch "berechnet" . Nach einer guten Pause und der Realisation, daß es jetzt nur noch/immer noch

110 km mit nur noch zwei Pässen sind, fahren wir ins viel kühlere Oberrheintal ab. Irgendwie schafft man dann auch noch ganz anständig die 1000 Hm zum Oberalppaß, aber da hier die Landschaft nicht so spektakulär ist (oder hat man sich inzwischen dran gewöhnt?), schaue ich jetzt auch nicht mehr so viel. Leider, leider war Torsten kurz vor der Passhöhe etwas zurückgefallen, habe dort natürlich gewartet, aber da es dort oben so windig und kalt war, haben wir beschlossen, daß ich nur kurz die Vorräte auffülle und dann allein weiterfahre :heul: , und Torsten wegen beginnender leichter Krämpfe etwas länger anhält.
Der Rest ist jetzt schnell erzählt: Abfahrt nach Andermatt, dort wieder warm und dann mental vorbereiten auf den Hammer zum Abschluss: nach jetzt 220 km (da sieht man beim Ötzi dann den Zielstrich..., aber wir wussten ja schon vorher, Alpenbrevet ist nicht Ötzi und schon gar nicht Ponyhof) nochmal 18 km schwere Steigung mit 1300 Hm. Das Gute ist, die Beine sind seit dem Lukmanierpaß nicht schlechter geworden und ich komme mit Tricks und Wille oben an (bis zu der Galerie will ich - da bin ich 300 m höher, dann bis zu den Serpentinen am Schlussanstieg wieder 300 m, HA! und die Serpentinen im Schlussanstieg machen nochmal Kräfte frei - und auch die letzten 300 Hm sind vorbeeeiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii!!!) . Auf der Passhöhe nach dem Scheiteltunnel gibt´s bei der Verpflgung nur schnell eine Cola, Torsten fuhr leider nicht zu mir auf, aber alle Gesichter, die aus dem Scheiteltunnel kamen, hatten sowas von einem erlösten Blick im Gesicht (ich auch), das war beeindruckend! Ich realisiere, daß ich vielleicht die restlichen 35 km in 45 min schaffen kann, das würde dann bedeuten, daß...komisch, man fangt dann doch an zu rechnen.
Egal, aber jetzt bloß nochmal mit höchster Konzentration abfahren.
Das euphorisch losheizen habe ich dann doch noch praktiziert: erst eine der schönsten Abfahrten in den Alpen, dann auf den Flachstücken nochmal alles geben (und es geht erstaunlicherweise noch mehr, als ich dachte), den Gegenanstieg vor Meiringen hochknallen, das andere einen schmutzig auspfeifen..., und dann AANNKKOOMMEENN mit toller und lautstarker Begrüßung von Carl und Martin, die auch supertoll auf der mittleren Strecke (die Hm sind soviele wie beim Ötzi) gefahren sind.
Mein längster "Arbeitstag" mit 281 km und 7030 Hm auf dem Rennrad war dann also nach knapp 12 h beendet, Torsten kam auch nicht viel später rein (phantastisch gefahren!!!), und dann nur noch ein wenig auf Arne und Florian gewartet, die schon beim Start 15 min hinter uns losgefahren waren. Damit waren alle gesund und ohne Panne nach zusammen 1500km mit 39000 Hm wieder zusammen.
1000 Dank nochmal an alle in unserem 6er-Team für das grandiose Wochenende, nicht zu vergessen auch unser toll ausgesuchtes Hotel mit traumhaftem Ausblick und supernetter Bedienung.
Natürlich hat diese einmalig harte, aber genauso schöne und abwechslungsreiche Strecke auch einen (kleinen) Wermutstropfen: wegen des guten Wetters waren so ab mittags unglaublich viele Motorräder unterwegs, das hat abartig doll genervt!
So, das war dann ein kleiner (hihi) Bericht von dem wohl beeindruckendsten Marathon, den ich jemals fahren durfte...
Ach, und sorry für das längste posting meiner Karriere hier...
Hauke