Mmmmh.
Ich kann das nicht so stehen lassen. Es hört sich so an, als hätten beide das gleiche gemacht, nur mit leicht unterschiedlichen Ergebnissen.
So war das aber nicht.
Fraglos gebührt Heine das größte Lob für seine Arbeit als Journalist, Verleger und am Ende auch als Produktentwickler.
Aber die Anerkennung für die Neu- oder Wieder-Entwicklung des modernen breiten leichtlaufenden 650B Reifens gebührt Herrn Ikuo Tsuchia von I's Bicycle für seine Grand Bois Hetre. Natürlich gab es Barreau
Reifen in der Breite in den 50ern. Und natürlich gab es leichtlaufende Wolber
Reifen in 650B (wie lange eigentlich?), aber eben in 32B. Aber außer anderthalb Pfund schweren
Michelin Reifen für Oldtimer Gebrauchsräder keine mehr in den Maßen 650x42B!
Und dann geht Ikuo Tsuchia aus reinem Enthusiasmus zu Panaracer, und lässt sich den Hetre produzieren. Das war September 2007. Dass Tsuchia das damals gemacht hat, kann man ihm garnicht hoch genug anrechnen. Einen Markt für einen solchen
Reifen gab es damals nämlich nicht. Die Nordamerikaner waren noch nicht soweit, die Franzosen waren (immer noch) auf dem 32B Trip, allenfalls auf dem japanischen Markt gäbe es eine kleine Nische für solche
Reifen.
Unter den damaligen Umständen hätte das ebensogut ein Vollflop für Tsuchia werden können. Für ihn als kleinen Fahrradladenbesitzer sicher reichlich schmerzvoll.
Aber ab da kam Heine ins Spiel. Seine Vorliebe für eben genau diese
Reifen dürfte zumindest mit dafür gesorgt haben, dass Sie nicht wieder vom Markt verschwunden sind.
Das was mich und vermutlich auch
@Grautvornix etwas merkwürdig anmutet, ist, dass diese Episode von der Markteinführung der Hetres 2007 bis zu Vorstellung von Heines Reifenproduktlinie 2014 heutzutage vollkommen unter den Tisch fallen gelassen wird.
Der von
@DreiHaeschen angeführte Artikel „Developing the Original Supple Tires“ ist das beste Beispiel. 2007: Erkenntnis dass breite
Reifen leicht laufen könen, 2014: eigene Produktentwicklung.
Dazwischen: nichts, garnichts, nicht mal die 2012er Einführung der Hetre Extra leger, was besonders verwunderlich ist, weil Heine damals geschrieben hat, dass er die mitentwicklelt hätte.
Ohne die Hetres hätte es aber nicht all die schönen Randonneure amerikanischer Rahmenbauer gegeben, die um diesen
Reifen herumgebaut wurden, hätte Heine nicht die Erkenntnisse gewinnen können, dass weiße und rote Gummimischungen Quatsch sind oder eben auch, dass der 650x42B
Reifen jenseits des Hetres noch weiteres Entwicklungspotential hat (indem man nämlich die Seiten der Lauffläche dünner macht).
Und das alles ohne eigenes wirtschaftliches Risiko einzugehen! Das schlimmste, was ihm damals hätte passieren können, war auf einem Posten unverkäuflicher
Reifen sitzen zu bleiben.
Auch wenn Tsuchia heute nur noch ein Konkurrent von Rene Herse Cycles ist, würde es meiner Meinung nach Heine gut zu Gesicht stehen, in souveräner Gelassenheit die Verdienste von Ikuo Tsuchia in den Anfängen des modernen 650B Leichtlauf-Breitreifens gebührend darzustellen.