Zeitfahranzug - Windkanalergebnisse

[Turnradfreak]

Guten Abend euch allen,

vielleicht erinnert sich noch einer an mich. Für die die es nicht tun, ich hatte vor gut 4 Monate nach Zeitfahranzügen gefragt, welche wir im Windkanal testen konnten. Damalig versprach ich die Ergebnisse qualitativ darzustellen, quantitativ also Zahlen würden wohl den Rahmen sprengen.
Wie vielleicht einige damalig schon angedeutet haben, war dieses Projekt nicht einfach so machbar zumindest nicht im Universitären Zeitrahmen. Es zögerte sich alles etwas heraus und wir mussten umschichten zwecks der Arbeit die dazu zu schreiben war. Letztendlich hat sich das Ganze jetzt so entwickelt, dass wir weiterarbeiten dürfen und dies durch ECTS belohnt wird. Insofern sparen wir uns damit zwei Prüfungen. Nur benötigen wir nun wieder weitere mögliche Zeitfahranzüge in schmaler Größe, also wer Interesse hat sich mit uns in Kontakt zu setzen, darf dies tun.
Wer einfach nur unsere Ergebnisse hören will und ggf Fragen stellen will, der darf auch dies tun. Ich werde soweit versuchen alles zu beantworten.

Aber nun zu unseren ersten Ergebnissen mit den zu Verfügung stehenden Anzügen - ich habe aber sämtliche Markenangaben entfernt, falls dort jemand explizite Informationen will, dann nur per private Nachricht.

(Vorab: Ich beziehe mich bei sämtlichen Angaben rein auf meine Figur und des Sitzes des Anzuges ebenso auf meine Figur! Durch die Körperdaten gehe ich davon aus, dass der Zeitfahranzug der mir geschickt wurde, bestmöglichst bei mir gepasst hat - ich bin relativ schlank, also kaum ein Unterschied zu einem Radprofi, nur der Oberschenkelumfang fehlt mir. Der Windkanal pustete von vorne auf mich zu - rechter Winkel!)

Also zunächst mal zum Unterschied zwischen Langarm und Kurzarm. Es gibt definitiv einen Unterschied mit Kurzarm waren die Werte schlechter als mit Langarm zusätzlich ist davon auszugehen, dass es wichtig ist an den Armen alles möglichst eng zu haben, wahrscheinlich besser sogar zu eng, so dass man gerade noch reinkommt. (Dass dies im Sport selbst wohl eher nicht so positiv ist, ist uns bewusst).
Weiter wichtiger Punkt ist der Bereich an der Achsel. Wir haben festgestellt, dass viele Anzüge dort ein leichtes Segel bilden. Damit ist gemeint, dass der Stoff nicht richtig "in die Achsel" rutscht. Einzig eine Marke hatte dies durch ein eingenähtes Stück gelöst und in diesem Bereich Topwerte erreicht.

Kommen wir zum Kragenbereich, auch dort ist es wichtig kein Luftloch zu haben. wobei hier die Ergebnisse leicht schwankten, insofern kaum eine Angabe möglich.

Brustbereich war schwer zu messen, da wir mehrheitlich die gleichen Windströme sahen. Einzig ein Anzug der in diesem Bereich mit einem glatteren Stoff ausgestattet war, war dort klar besser. Aber auch hier kann man insgesamt sagen, dass dort auch der Anzug der am engsten sitzt bessere Ergebnisse lieferte.

Beim Bauchbereich haben wir erstaunliche Ergebnisse bekommen. Es faktisch so, dass man dort differenzieren muss. Menschen ohne Bauch und keinerlei Speckrollen benötigen dort einen DEUTLICH engeren Anzug. Am Bauch ist es entscheidend, dass sich kein zu großes "Loch" bildet was dann ein starkes Segel erzeugt. Bei Menschen mit Bauch, also deutlich nicht durchtrainiert sollte der Anzug lockerer sitzen, weil da eben der Bauch selbst als eine Art "Dach" zu betrachten ist, der die Luft "teilt".
Nach Forschen im Internet und Befragung eines deutschen Rennstalls, bekamen wir aber zu erfahren, dass ihre Sportler dort allesamt durchtrainiert sind (aber man geht bei Anzügen für die Masse nicht davon aus). Sie erzählten uns weiterhin, dass der ihre Anzüge dort extra um fast bis zu 30% enger sind als die die bei gleicher Größe für die normale Masse gemacht ist. Bei Jugendlichen bis gegen 23 Jahre sind es um die 40% vom Ausgangsanzug und bei älteren immerhin noch bis zu 15%! Dies haben wir im übrigen auch als Ergebnis erhalten in dem wir einzelne Anzüge hinten mit Klammern künstlich enger machten.
Wobei auch hier anzumerken ist, dass ein glattes Material natürlich die besten Ergebnisse lieferte.

Beim Übergang zur Taille zum Sitzkissen gab es bei allen Testanzügen ähnliche Ergebnisse. Insofern ist nichts festzustellen.

Bei den Füßen ist so, dass es hier von Vorteil ist, wenn der Anzug direkt über dem Knie endet und speziell seitlich glatte teils gummiartige Materialeinsätze hat. Dort scheint ein kritischer Bereich zu sein, wo die Luft zu einem beachtlichen Teil zum Widerstand der Luft beiträgt. Ebenso darf es keine Falten geben, also sollten Anzüge dort wirklich exakt sitzen und nicht hoch rutschen.

Wir haben einer Firma die Verbesserungsvorschläge geschickt und bei der Nachbesserung von dieser Firma bei den neuen Messungen dann deutlich bessere Werte bekommen. Insofern sollten die von uns geschriebenen allgemein gültigen Ergebnisse schon zu treffen sein. Es war bei der einen Firma sogar relativ zum Ausgangswerte bis zu 20% Verbesserung (was uns dann auch überraschte). Wobei ich auch hier wieder anmerken muss, dass dieser Anzug dann so eng saß (speziell über dem Knie, an den Achseln und Oberschenkel, dass man kaum normal dann laufen konnte.)

Vielen Dank nochmal an die Hilfe, und vielleicht haben wir dem ein oder anderen sein Interesse geweckt. Wir wären euch dankbar weitere Testmöglichkeiten zu erhalten oder auch Anregungen. Ebenso nehmen wir "passende" Zeitfahranzüge euch gerne ab ;-)

schönen Tag