Habe jetzt heute mal noch einen Ramp Test nach Cycle Coach gemacht. War vielleicht einen Tag nach FTP Test nicht unbedingt die beste Idee, aber wollte mal wissen, ob das, was mir WKO5 schon immer anzeigt, nämlich, dass meine FTP prozentual ziemlich hoch im Vergleich zur MAP liegt, auch mit dem TEst so rauskommt.
Der Ramp Test scheint es nahezulegen. Wenn ich mit der üblichen Formel meinen gestrigen FTP Test auswerte komme ich mit Kickr auf 359W, mit Quarq PM auf 361W. Im Ramp Test heute liegt meine MAP bei 449/451. Heißt also meine FTP wäre fast bei 80% der MAP. So hatte es mir auch WKO5 meist in der Vergangenheit angezeigt (WKO5 gibt sogar mFTP mit 88% an). Das würde bedeuten, dass ich hier vermutlich kaum noch mehr erreichen kann, wenn ich nicht die VO2Max steigere.
Hat hier jemand Erfahrungen/Empfehlungen, wie man auf Basis dieses VErhältnisses sein Training steuern sollte? Bei FTP nahe 80% der MAP eher VO2Max Trainings? Oder eher lange Endurance, die ja auch VO2Max steigern kann? Oder einfach ignorieren und so weiter trainieren, wie es sonst für einen funktioniert hat?
Kann natürlich auch sein, dass die WErte nicht ganz genau stimmen, da ich fast nie Ramp TEst gemacht habe in meinem Leben und der dafür im Vergleich zum FTP Test vielleicht eher suboptimal lief.
Gute Frage. Da du den Rampentest am Tag nach dem FTP-Test gemacht hast, dürfte die MAP etwas unterschätzt sein. D.h. MAP und FTP liegen wahrscheinlich etwas weiter auseinander. Eine Schwellenleistung von an die 80% der MAP ist soweit ich weiß am oberen Ende des "Normalbereichs". Ric Stern, der Macher hinter Cyclecoach.com hat den Bereich mal mit bis 78% angegeben, wenn ich mich recht erinnere.
Aus anderen Quellen ist bekannt, dass die FTP durchaus Werte von bis zu 90% der VO2max annehmen kann. Das ist z.B. in der Coyle Studie von 91 der Fall. Da wurde ein 1h-TT im Labor simuliert und gemessen, wieviel Prozent der vorher per Stufentest bestimmten Vo2max im simulierten 1h-TT erreicht wurden.
Zu beachten ist, dass diese 90% aus dieser Studie nicht ohne Weiteres auf das Verhältnis FTP/MAP übertragen werden kann, weil in der Studie eben keinen MAP-Test gemacht wurde, sondern direkt die VO2@MMP60 und VO2max gemessen haben. Zwar ist anzunehmen, dass am Ende des MAP-Tests die VO2max erreicht wird, wie viel Watt dabei getreten werden, ist aber u.a. abhängig vom Test-Protokoll, insbesondere Dauer und Steigerungsrate des Stufenprotokolls. Auch wissen wir, dass die Höhe der gemessenen FTP vom Protokoll des Tests abhängt. Bei einem 1h-TT fällt die daraus ermittelte FTP vermutlich in nicht wenigen Fällen niedriger aus, als bei einem 20min-Test oder der FTP aus dem WKO-PD-Modell.
All diese Faktoren machen es schwierig, aus dem isoliert betrachteten Verhältnis FTP/MAP eindeutige Schlussfolgerungen fürs Training abzuleiten. Ein häufig auch in Foren propagierter Weg, diese Probleme zu umgehen, ist, das Verhältnis über einen längeren Zeitraum zu beobachten und auf Veränderungen zu reagieren. Wenn man dabei feststellt, dass die sich der Abstand FTP zu MAP verkleinert und die FTP im Anschluss stagniert, wird dies als Zeichen interpretiert, den Fokus verstärkt auf die VO2max zu legen, z.B. durch 5*5 min, 4*8 min. etc. Dahinter steckt die Idee, dass die Vo2max der obere Limiter, quasi das "Dach" der Leistungsentwicklung darstellt und sich die FTP nur unterhalb dieses "Dachs" steigern lässt. Ist man in der Nähe dieses "Dachs" angekommen, kann man die FTP nicht weiter steigern, bevor man diesen Limiter gesteigert hat, also die VO2max durch entsprechend spezialisiertes Training steigert. Idealtypisch würden sich dann Phasen mit verstärktem FTP-Fokus mit solchen mit verstärktem VO2max-Fokus abwechseln.
Meine persönliche Erfahrung ist allerdings, dass das so wie dargestellt nicht funktioniert. Ich trainiere schon länger mit PM (dieses Jahr werden es 15 Jahre) und habe - u.a. auch aufgrund leistungsdiagnostischer Untersuchungen mit Trainingsbetreuung - Phasen gehabt, in den ich sehr stark mit VO2max-Fokus trainiert habe. Das hat bei mir allerdings nicht gut funktioniert. In dem Jahr in dem ich dreimal so viele L5/Vo2max-Intervalleinheiten gemacht hatte, wie normal, war weder MMP5 noch die FTP besser als in anderen Jahren, sondern tendenziell sogar eher schlechter. Dabei hatte der Leistungsdiagnostiker die Vo2max als Entwicklungsziel ausgeguckt. Das war aus Sicht seiner Analytik durchaus auch nachvollziehbar, der Haken war aber, dass die sich auf seine sonstigen Kunden als Referenz stütze und das sind überwiegend Lizenzfahrer, die 20 bis 30 Jahre jünger sind als ich. Leider ist es nun einmal so, dass die Vo2max mit dem Alter unweigerlich zurückgeht, allein schon, weil die HFmax abnimmt. Daher muss das, was für einen 30-jährigen noch richtig ist, nicht unbedingt für einen 50-jährigen der richtige Weg sein. Man muss mit Schlussfolgerungen aus persönlichen Erfahrungsberichten natürlich sehr vorsichtig sein, aber wenn ich meine Daten aus den letzten 15 Jahren ansehe, würde ich sagen, die besten Ergebnisse im Training habe ich erzielt, wenn ich parallel Grundlagentraining, Schwellentraining und VO2max-Training kombiniert habe. Vor dem Hintergrund würde dem Verhältnis FTP/MAP für die Trainingsgestaltung nicht allzu große Bedeutung beimessen, sondern in deinem Fall einfach so weitertrainieren, wie bisher - zumindest, wenn Du mit Deiner Formentwicklung ansonsten zufrieden bist.