Speedfreak schrieb:
Hä, wie jetzt: doch sehr wohl? Nichts anderes habe ich doch geschrieben.
Ich habe geschrieben, dass die Verformbarkeit des Hinterbaus bei gebogenen Streben wesentlich zunimmt, das ist per DEFINITION eine Abnahme der Steifigkeit. Ich habe auch geschrieben, dass sich dadurch das Fahrrad bei gleicher Last mehr durchbiegt, also weicher bzw. komfortabler ist. Betrachtet man das mit den Termini der Physik, so ist der Rahmen eine Feder mit einer Steifigkeit X, die bei gebogenen Streben abnimmt.
Also, kein "doch sehr wohl", denn: Du hast recht, ich habe recht.
Was ich aber dazugesagt habe, und was Du nicht verstanden hast, ist, dass ein Fahrrad eine Reihenschaltung von Federn ist. So sind auch der
Sattel, die
Reifen und die Speichen Federn. Und maßgebend, sprich am meisten "spürbar", ist in einer Reihenschaltung von Federn IMMER die weicheste von allen, sprich die mit der geringsten Steifigkeit. Und das ist je nach Wahl der
Reifen, oder auch die Speichen, zumindest bei einem klassischen LRS, und mein Prolink ist auch sehr weich. Also, und jetzt zitiere ich mich selber:
"Da sich bei dieser Last aber auch
Reifen, Speichen und
Sattel stark verformen, ist eine objektive Aussage bzgl. des Komforts nicht möglich."
Wer lesen kann ist klar im Vorteil.
Und nun noch was zum Knicken:
Speedfreak schrieb:
Das liegt daran, dass ein gerades Rohr eher in Richtung Knickproblem des idealen Eulerstabes tendiert und damit erst fast bei Erreichen der kritischen Last ausgelenkt werden würde.
Wenn ein gerader Stab die Knicklast erreicht, dann knickt er. Das ist die Natur eines Stabilitätsproblems. Das will niemand!
Speedfreak schrieb:
Während bei einer gebogenen Sitzstrebe diese Knicklast, die eine Verformung aus der Ursprungsposition hervorruft erheblich geringer ist.
Das ist sogar grob falsch!
Jede Last führt zu einer Verformung, die Knicklast zum Versagen!
Knicken (nach Euler) ist ein Stabilitätsproblem, das nur bei reiner Normalkraftbeanspruchung auftritt. Knicken ist das Ausweichen des Stabes quer zur Belastungsrichtung. Durch das Ausweichen werden Versatzmomente (das sind dann Momnete nach Theorie 2. Ordnung - resultierend aus der Normalkraft) erzeugt, die den Stab auf Biegung beanspruchen. Der Stab hat eine gewisse Biegesteifigkeit, er wird sich also um einen bestimmten Betrag verformen. Dieser Zuwachs an Verformung sorgt wiederum für einen Zuwachs der Momente, und diese sorgen wieder für einen Zuwachs an Verformungen usw. Liegt die Normalkraft unter der kritischen Knicklast, so wird sich ein Gleichgewicht einstellen. Liegt Sie drüber, wird die Strebe knicken!
Eine Normalkraft in einem vorverformten Stab resultiert soweiso schon in Momenten, die aufgenommen werden müssen - Dafür ist die Strebe ja bemessen worden. Die Strebe wird nicht knicken, was ein Versagen ohne Vorankündigung ist (Stabilitätsversagen), sondern sich kontinuierlich verformen, bis sie ihre Grenztragfähigkeit erreicht hat.
Selbst bei einer graden Strebe läßt sich jedoch das Stabilitätsproblem ohne Probleme in ein Spannungsproblem (Th.II.O) umwandeln, da die Schnittkräfte nach Theorie 2. Ordnung auf Grund der geometrischen und strukturellen Imperfektionen definitv um mehr als 10% gegenüber den Schnittkräften nach Theorie 1. Ordnung ansteigen.
Alles weitere zum Beispiel in: PETERSEN "STATIK UND STABILITÄT DER BAUKONSTRUKTIONEN" - der Bibel des Stahlbauers.
So long,
PSTAR