AW: Was erwarte ich eigentlich von der Leistungsmessung auf dem Rad?
Die Gleichung ist relativ schnell gefunden, nur lösen kann man sie nicht mehr so einfach mit Papier und Bleistift...
Die Gleichung aufzustellen, ist nun wirklich gar kein Problem und bis dahin gehts auch mit Papier und Bleistift. Und daß man sie möglicherweise mit Laplace-Transformation o.ä. lösen kann, ist auch klar. Ich bin aber mit solchen Dingen nicht so geübt und gehe daher wie Du den weg einer Iteration. Das hatte ich auch schon fast fertig - ist ja ne nette Spielerei und da investiert man schonmal ein Halbstündchen - da kam heraus, daß es nicht nötig ist. Und genau darauf zielt auch dieser Satz von dir:
Ob das ganze jetzt sinnvoll ist oder nicht, daran möchte ich mich hier nicht beteiligen.
Das ist es eben nunmal nicht, weil absolut überflüssig. Mit der Weg-Zeit-Funktion, die mit dem Ausgangsmaterial (File von Peso) gegeben ist - wenn es denn fehlerfrei wäre, was ja nicht der Fall ist - und der Kenntnis von Gewicht und Größe des Fahrers (aber bitte nicht von Google-Bildern) sowie evtl. Niveau-Unterschieden zwischen Start und Ziel sowie der ungefähren Endgeschwindigkeit bei Ziel-Passage ist das - übrigens ohne Zuschlagsätze, Willi, denen du ja so wortgewaltig den "Garaus" machen möchtest - in guter Näherung locker möglich.
Aber darum geht es ja überhaupt nicht.
Es geht vielmehr darum, daß das von mir in die Diskussion gebrachte Tool, der
Leistungsrechner 2.0, überhaupt nicht für die
Bewertung der Trainingsarbeit taugt, erst recht nicht für ein intensives Intervall-Training.
Und genau das hatte Mi67 zuletzt ins Gespräch gebracht, wobei es ihm dann offenbar immer wieder gefällt, mir zu unterstellen, ich würde die "Zuschlagsatzmethode" a. für tauglich zur Trainingsbewertung und b. für anwendbar auf Intervall-Training halten um das dann zu widerlegen. Eine hübsche rhetorische Übung, kommt sicher in fast jeder Bundestagsrede zwei, dreimal vor, ist aber nichts anderes als eine "Selbstvorlage", die man dann lässig aufnehmen und sich einbilden, man habe "verwandelt"...
Bei der Gestaltung des Start-Phase beim Zeitfahren und anderer Beschleunigungsphasen - u.a. im Training - sind völlig andere Gesichtspunkte und Kriterien maßgeblich. Ich habe das
hier ausgeführt, da brauche ich mich nicht zu wiederholen.
Für die Startphase des "Peso-Zeitfahrens" bedeutet dies - abgesehen davon, daß die für die Leistungsberechnung des gesamten Zeitfahrens irrelevant ist, s.o. - daß wir garnicht wissen können, wie der Fahrer die Startphase gestaltet hat und ob er dabei überhaupt die vollen 110 m, die ihm - offenbar, aber beruhend auf "plausibler Spekulation" zur Verfügung standen, voll ausgenutzt hat.
Wir beobachten nämlich in den letzten ca. 5 Jahren, daß das "Anknallen" auf den ersten 100 m nach der Rampe mehr und mehr der Vergangenheit angehört. Sogar bei 1000m-Zeitfahren auf der Bahn ist eine verhaltenere Startphase inzwischen anzutreffen. Ob das schlau ist - zu meiner Zeit ist man die ersten 150 m angeknallt wie ein Berseker, hat versucht, "sich zu finden" und hat dann die letzten 400m geknautscht und zugesehen, daß man "auf dem Rad" ankommt - kann man diskutieren. Bestimmt wird dies aber nicht von der Lösung von Differentialgleichungen, sondern von oft sehr individuellen Herangehensweisen an diese nicht einfache Phase eines Rennens. Die von der Energiebilanz optimale Lösung, nämlich mit Maximalleistung im Stile eines 1000-m-Mannes vom "Anknaller-Typ" anzufahren, um möglichst schnell auf die Zielgeschwindigkeit zu kommen und die bis ins Ziel zu halten, ist
nicht unter diesen möglichen Lösungen.
Das Problem der Diskussion - und dies gilt erstaunlicherweise nicht nur für Foren - ist, daß es hervorragende Rechenkünstler gibt bzw. Leute, die die entspr. Software sicher beherrschen wie du (Vorauss. A), daß es gute Physiker gibt, die solche Vorgänge sicher bis hervorragend zu analysieren verstehen (B), daß es gute Trainer und Trainingsmethodiker gibt (C) und erfahrene Radrennfahrer (D), aber nur wenige, die wenigstens über die Voraussetzungen A - C in mittelmäßiger, aber "alltagstauglicher" Qualität verfügen, noch weniger, die auf diesem Niveau A - D haben. Ich kenne einen, der in A und B sehr gut (Profi) ist und zu C gute angelesene Kenntnisse, aber keine Erfahrung hat, ganz zu schweigen von D - den Mann würde ich jedem empfehlen - und einen, der A - D mit einer kleinen Schwäche bei der Trainererfahrung hat. Den kenn ich gut, seh ich jeden Tag und kann ich ebenfalls empfehlen...
Man kann also wegen erwiesener Unmöglichkeit diese Diskussion beenden, aber andererseits ist auch ihr ein gewisser Unterhaltungswert nicht abzusprechen. Dies dürfte vor allem für mitlesende Physiker, Trainer und Radrennfahrer gelten, die sich wahrscheinlich teilweise vor Lachen gebogen haben dürften. Man sollte das Interesse von der Seite aber auch nicht überschätzen.
Für mich ist das hier so gut wie "durch".
k.