AW: Warum ist Dreifach so verpönt?
Moin zusammen,
das MUSS

man schon differenzierter sehen.
Beinrasur (mache ich nicht), weiße Socken (mache ich schon) Profi-Trikot (mache ich nicht) und so weiter sind ja eher stilistische Fragen der Rennrad-Subkultur. Jede Subkultur hat das Recht, Zugehörigkeit über bestimmte Regeln zu definieren. Das bedeutet: Zum absoluten harten Kern dieser Subkultur werde ich nicht gehören können (wegen Haaren an den Beinen). Bei den Dingen, die mir nix ausmachen, halte ich mich aus Sympathie zur Subkultur an die Regeln (also weiße Socken, Ventilkappen ab, kein ProfiTrikot). Ich mach es aber einfach deshalb, weil es sich so gehört (Rad-Knigge, sozusagen). Mit seinem Outfit und Verhalten sendet man ja Signale an die anderen Mitglieder der Subkultur...Wenn ich aber ein gut aussehendes Profitrikot im Schlussverkauf zu einem supergünstigen Preis finde...dann würd ich das auch mitnehmen.
Sehe ich alles ähnlich wie ein Punkkonzert: Natürlich darf ich im Anzug auf ein Punkkonzert gehen - brauch mich dann aber nicht zu wundern, wenn ich beim Pogen auf der Tanzfläche besonders viele Rempler abkriege oder sogar "dezent" an den Rand gedrängt werde - beim Radfahren also: Mit Profitrikot und schwarzen Socken, Haaren an den Beinen und einem schmutzigen Rad auf ne RTF und dann in einer Gruppe mitfahren wollen: kann schwierig werden bzw. gewisse Traditionalisten zu Reaktionen/Kommentaren veranlassen. Damit muss man dann leben...oder sich eben anpassen.
Wenn Mir aber einer kommt und sagt, mit schwarzen Socken dürfe man gar nicht aufs Rad steigen - dann ignoriere ich den Profilneurotiker einfach.
Und wir sind uns hier im Forum ja einig, dass wir alle tolerant sind und auch schwarzbesockten Profitrikotfahrern Windschatten geben (sofern die nett sind - und langsamer als ich

) -
an swatch-irony:
Aber dass mit der Dreifachkurbel ist ein bißchen was anderes (vor allem, wenn der Kommentar von Rentnern kommt): Im höheren Gang den Berg hochzufahren ist halt "schwerer" als in einem niedrigeren. Und als es noch keine Schaltungen gab (oder eben nur zwei Kurbeln vorne), kam man eben nur dann einen steilen Berg hoch, wenn man genug Kraft in den Beinen hatte. Der Kommentar der Rentner würde ich also sio verstehen: "Ha, Jüngelchen, wenn Du die leichten Gänge nicht hättest, würdest Du den Berg nicht so schnell / gar nicht hochkommen!" Insofern ist die dritte Kurbel was für "Mädchen". Und wenn mir jetzt jemand mit Trainingslehre, Herzfrequenzen oder sonst was kommt, mal prophylaktisch ne Provokation: Wenn es trainingstechnisch besser ist, nur mit 85% HF zu fahren, der Berg aber nu mal steiler ist, darf ich dann den elektrischen Hilfsmotor (gibt es bestimmt bald für Rennräder...) zuschalten??? Ich hoffe, mein Argument ist so verständlich. Ein echter harter Kerl der alten Schule (nur zwei Kurbeln!) fährt halt im Frühjahr erst mal seine 1000 km bis er sich an seinen steilen Hausberg rantraut - und Du weicheierst da schon hoch, bevor Du Dir diesen Erfolg "verdient" hast.
Deshalb differenziere ich zwischen Stylisten (also Rasurfetischsten etc. - die ich im Zweifel ignoriere) und Traditionalisten (also Dickegängefahrer - die ich generell respektiere).
ABER: Fahr, wie Du lustig bist - auch gerne vorne dreifach. Die Hauptsache ist, es macht Dir Spass!!! Aber mit diesen leichten Gängen wirst Du einfach nie solche unvergesslichen Momente haben, dass Du Dich ne lange Steigung hochquälst, absolut am Anschlag bist, die Beine schmerzen wie Hölle - und auf einmal bist Du am Berg umgefallen, weil Du zu langsam geworden bist.
Ist halt alles ne Frage zwischen "Rennradfahren muss wehtun - Tour der Leiden - Quäl Dich Du Sau" (= keinen dritten Zahnkranz) und "Rennradfahren ist HighTechSport - ohne Pulsuhr und Trainigsplan keine Ausfahrt - immer mit der richtigen Frequenz fahren". Vielleicht soviel zur Orientierung in der Szene, wie ich das sehe. Ich fahre übrigens ein alstes Stahrohr mit zweifach vorne und siebenfach hinten. Und gerade gestern habe ich mich wieder im zweiten Gang den Berg hochgequält, weil ich auf keinen Fall auf den 26er Rettungsring wollte. Manche werden das blöd finden, dass ich so "unergonomisch" gefahren bin - ich fands einfach geil, als ich oben war.
Gruß, sascha
p.s. und immer schln fahren - auch im Regen