Anhand deines Gedankenganges kann man aber auch bestens ersehen, dass sich jeder seine Welt so zusammenreimt, wie er es selbst für richtig erachtet. Womöglich unterscheidest Du Dich in der Beziehung gar nicht größer von Ullrich, und auch nicht von den achso unkritischen Ullrich-Sympathisanten.
Nur mal deinen Gedankensprung von wegen 'immer nur Zweiter geworden' aufgreifend:
Eintagesrennen
Sieger des Olympischen Straßenrennens 2000
Silber im Olympischen Einzelzeitfahren Straße 2000
Amateur-Straßenweltmeister 1993
Weltmeister im Einzelzeitfahren 1999 und 2001
Deutscher Meister im Einzelzeitfahren 1995
Deutscher Straßenmeister 1997 und 2001
Rundfahrten
Gesamtsieger der Tour de France 1997
Zweiter Platz Tour de France 1996, 1998, 2000, 2001 und 2003
Dritter Platz Tour de France 2005
Vierter Platz Tour de France 2004
Gewinner des Weißen Trikots (Bester Profi unter 25 Jahren) Tour de France 1996, 1997 und 1998
Gesamtsieger der Vuelta a España 1999
Gesamtsieger der Tour de Suisse 2004 und 2006
Zweiter Platz Deutschland Tour 2005
Mit einem Mal zählt das nicht mehr, einmal auf der 'Verliererseite' angelangt, werden die ersten Plätze unter den Teppich gekehrt und was bleibt, ist halt der Vermerk, 'er hat sich immer redlich bemüht, im Ergebnis aber nicht erfolgreich gearbeitet'.
Dass die vielen zweiten Plätze damit einhergehen, dass er zu seiner Zeit auf ein anderes 'Jahrhundertalent' gestoßen ist, das einfach besser war, das wird dann ebenfalls unter den Teppich gekehrt.
Völlig überzogenes Leistungsdenken. Wohin das führt, kann man bestens an der neuen Weltrekordflut ersehen und dann darf man sich auch nicht wundern, dass die Akteure alles Erdenkliche tun, eben doch ganz oben dem Treppchen zu stehen. Vielleicht ist das ja die Ursache, an dem das ganze System krankt.
P.S.: Natürlich ist Bobbeles Fernsehtalk völlig belangloser Fernsehtrash. Allerdings verwundert es doch etwas, dass die Sendung erst jetzt in die Kritik geraten ist (
http://www.sueddeutsche.de/kultur/234/307189/text/). Als Bobbele belanglos mit Tim Mälzer seinen Talk geführt hatte, war das der Süddeutschen keine einzige Zeile wert. Lediglich als Verona bei ihm als Talkgast zugegen war, war das der Süddeutschen ein paar Zeilen wert.
Was lernen wir darauf?: Ullrich ist scheinbar immer noch ein Thema, wenn es darum geht, die Auflage etwas zu pushen. Und dann wird er auch gerne immer noch als Thema hergenommen, auch wenn sich viele darüber einig zu sein scheinen, dass man diesem Mensch am besten gar keine Plattform mehr lassen sollte. Sind wir vielleicht alle nicht etwas paranoid?
Michael