Hallo Schumi2000,
viele wichtige Dinge kamen hier schon zur Sprache. Dennoch möchte ich meine Erfahrungen mit dem Radeln und dem Abnehmen weitergeben.
Am 1. April 2005 wog ich 137,5 Kilo bei zwei Meter Größe. Unzufrieden war ich, mit meinem körperlichen Zustand. Kaum zwei Stockwerke hoch konnte ich die Treppen steigen, ohne aus der Puste zu geraten. Das Aussehen - noch frustrierender. In Hosen der Größe 64 zwängte ich mich, unter mir brachen die Klodeckel reihenweise auseinander. Ich rechne es meiner Frau hoch an, dass sie mich in den fetten Jahren nicht verlassen hat.
Die Rennrad-Jahre brannten in meiner Erinnerung immer heißer. Damals, in der Schul- und Studienzeit war ich schlank und rank, es ging mir gut.
Also, auf zum Fahrradladen. "Rennrad? -Vergessen Sie das", gab mir der Händler unverblümt zu verstehen und nahm mir ein Merida aus der Hand. Er fürchtete offensichtlich, ich könnte meinen fetten Hintern in den
Sattel schwingen und es zerbrechen.
Er führte mich zu einem so genannten Crossrad für 599 Euro. Eine hässliche Kreuzung aus Mountainbike und Tourenrad. Die Verkaufsstrategen spielten Dr.Frankenstein und schufen eine Chimäre. Das sei stabil genug für mich, sagte der Händler mit voller Überzeugung.
Probefahrt. Es ging, ich konnte treten, das Vehikel brach nicht zusammen.
Ich kaufte. Aber richtige Freunde wurden wir nie, die Chimäre und ich.
Am 3. April begann ich das Training. Erst mal nur im Flachen. Im Tal durch den Wald bis zum Nachbarort und zurück. 11 Kilometer sind das. Und die waren anstrengend. Ich schwitzte und prustete. Das kleine Kettenblatt war öfter im Einsatz. Ich brauchte eine Stunde mit Pause. Gut, dass ich noch keine Pulsuhr besaß.
Die Strecke fuhr ich vier Wochen lang täglich. Es ging von mal zu mal besser. Im Mai erweiterte ich die Strecke auf 15 Kilometer, soagr ein kleiner Anstieg von etwa 300 Metern Länge und vier bis fünf Prozent war jetzt dabei.
Nach drei weiteren Wochen erweiterte ich die Runde auf 21,8 Kilometer mit einem zwei Kilometer langen Anstieg mit fünf bis sechs Prozent Steigung.
Dann vergrößerte ich die Strecke auf 39 Kilometer und weitere Anstiege.
Im Juni wog ich noch 129 Kilo.
Es begann die Zeit der Defekte, welche die Chimäre betrafen, aber auch mich. Eine Achillessehnenentzündung bespielsweise. Aber ich blieb standhaft und fuhr weiter.
Das Rad litt unter Belastungsbrüchen. Die Speichen des Hinterrades rissen dauernd. Mehrmals zerschossen sie den
Schlauch. Eine Achse verbog sich: Deore-Naben, 36L-Alex-
Felgen. Und das, obwohl ich Schlaglöcher mied wie der Teufel das Weihwasser. Heute weiß ich, dass die Räder schlecht eingespeicht waren.
Der Lenker begann zu knäckeln und verfärbte sich am Vorbau. Die Sattelstütze, es war so eine gefederte drin, bog sich in alle Himmelsrichtungen. Die Federgabel sank rechts immer mehr ein als links. Irgendwann hatte das Innenlager mehr als zwei Millimeter Vertikalspiel. Die Pedallager waren labberig, der
Sattel war durchgesessen.
Ich investierte zirka 300 Euro in neue Teile.
Mavic Trekking-Laufräder mussten her, alles andere wurde erneuert. Ich kaufte zwischendrin noch Schutzbleche, batteriebetriebende Lampen und Winterklamotten im Aldi.
Das Training ging weiter. Den ganzen Sommer, den kurzen Herbst 2005 hindurch bis Ende Oktober. Allerdings mit Pausentagen zur Regeneration, 3+1-Zyklen. Gezieltes Training für Trittfrequenz, Tempohärte, Kraft- und Grundausdauer. Mittlerweile war die Standardtour auf 45 Kilometer angewachsen. An den Wochenenden fuhr ich längere Strecken, bis zu 130 Kilometer. Ich wog anfang November noch 110 Kilo. Bis dahin hat das Crossrad gehalten.
Doch die Sehnsucht nach einem richtigen Rennrad wuchs, der dafür angelegte Sparstrumpf - das war wirklich eine alte Sportsocke -auch.
Dann kam der Winter, dieser elende Geselle. Wie ich ihn hasse! Dieser weiße Dreck überall. Was tun mit dem Training? Joggen? Ich versuchte es bis Weihnachten und bekam prompt massive Schmerzen in den Knien. Nix wars. Das konnte ich nicht erzwingen.
Also doch den Weg in die Muckibude antreten. Am Nachmittag des Silvester 2005 stand ich am Tresen und unterschrieb einen Zettel, auf dem stand geschrieben, dass ich 18 Monate fast 40 Euro monatlich bezahlen will.
Am 2. Januar wurde ich gewogen und getestet. 107 Kilo waren noch da.
Dann gings dreimal wöchentlich zum Spinning, zweimal auf den Ergometer und dreimal zu Krafttraining für die Haltemuskulatur.
Doch auch das Geld erweist sich, wie jeder einzelne in Fahrrad investierte Euro auch, als vollkommen richtig angelegt. Das alles ist immernoch preiswerter, als wegen des anhaltenden extremen Übergewichts und den Folgeerkrankungen tausende Euro zu Ärzten, Apotheken und Rehakliniken zu tragen und überdies noch wegen Krankheit den Arbeitsplatz zu verlieren.
Ende Dezember habe ich noch ein Tria-Rad des Typs Cannondale R700 mit 26er Rädern im Internet ersteigert. Es ist ein sehr schönes Rad, ich habe ihm im März einen neue Laufräder (CXP33) spendiert. Damit legte ich an Tagen ohne Schnee und Eis über den Winter bis Ostern 2500 Kilometer zurück. Allerdings werde ich dem Cannondale eine gründliche Wartung spendieren und es dann verkaufen.
Der Osterhase brachte mir das Poison Cyanit Xi in weiß, genau wie im Test.
Bis heute hat das Rad knapp 6000 km ohne nennenswerte Schäden zurückgelegt. Ich wiege heute noch 98 Kilo.
Wenn das Wetter es zulässt, möchte ich in der laufenden Saison 10.000 Km mit dem Poison erreichen.
Gruß,
Bodybuilder