AW: Rennradtreff Hannover - Teil 3
Die Marathonsaison geht weiter und erlebt nach Bimbach den zweiten Höhepunkt:
Der Marathon des RSV Adler Goslar wird in diesem Jahr zum ersten Mal ausgetragen. Und als Zuckerl' bieten Thorsten und seine tolle Crew gleich zwei Varianten an: die ca. 210 km lange "normale" Strecke und dazu die ca. 250 km lange "Club 4000"-Strecke.
Kurz vor 07:00 Uhr am Samstag, 23.07.11 versammeln sich ca. 80 Marathonis am Startpunkt.
Das Wetter: recht kühl, sehr windig, aber nur sehr locker bewölkt mit viel blauem Himmel.
Sogar das Fernsehen (NDR?) ist anwesend, Condal wird interviewt, ich sehe einige bekannte Gesichter, Stimmung ist prächtig.
Dummerweise plage ich mich seit einigen Tagen mit nervendem Muskelkater in beiden Oberschenkel, woher der Kater kommt ist mir schleierhaft, das Trainingsprogramm zuvor war eher lau, den Donnerstag hatte ich mir frei genommen und das HRC-Training sausen lassen.
Die ersten 30 Kilometer verläuft die Strecke durch das Harzer Vorland über Groß Döhren und Vienenburg, ziemlich flach und daher auch sehr schnell.
Die erste Gruppe macht dermaßen viel Dampf, als würde ein kleines Rennen gefahren und kein sehr langer Marathon. Die Gäule gehen auch mit mir durch und ich fahre fix ein Loch zu, um in der Gruppe zu bleiben. Mittendrin natürlich Tobi, der immer wieder dafür sorgt, dass das Tempo auch ja nicht zu bummelig wird...
An der ersten Kontrolle lasse ich sie fahren (sie sind eh durchgebraust) und hole mir brav meinen ersten Stempel, bzw. erstes Loch auf der Kontrollkarte.
Es liegen noch 220 km vor mir und bald geht's los in den Harz, sollen sie sich vorne mal austoben, ich warte auf Condal und Andre von den Eulen.
Gemeinsam mit einer größeren Gruppe fahren wir über Oker zur Talsperre hoch und dann weiter den ersten knackigen Anstieg zur Bundesstraße und zum Torfhaus.
Dieser Forstweg im Kalbetal ist der erste richtig giftige Abschnitt, zweistellige Prozentzahlen sind die Regel, er wird sogar bei quäldich.de erwähnt.
Auch nach Erreichen der Bundesstraße geht es noch einen Kilometer weiter zweistellig bis zum Torfhaus auf etwas über 800 Meter ü. NN.
Der Anstieg und das nun aufziehende schlechte Wetter (Regen, Kälte, weiter sehr starker Wind) sind selektiv, die Gruppe sammelt sich an der zweiten Kontrolle, fährt aber zersplittert weiter.
Condal, Andre und ich fahren als Dreierteam los, Regenjacken an, mit breitem Grinsen das Wetter verfluchend, wir sind schon harte Kerle...
Erst durch Altenau und dann hoch zum Sonnenberg führt jetzt die Route. Die Auffahrt zum Sonnenberg mag ich nicht, eine breite Straße, kaum Kurven, keine Abwechslung und immer gefühlte 8%. Aber man hat im Hinterkopf, dass es im Harz keine langen Anstiege gibt, also muss es auch bald ein Ende haben.
Oben klemme ich mich an eine rote Regenjacke und verliere Andre und Condal. Rückenwind und Vollgas, wir sammeln ein paar richtig fixe Jungs ein und rauschen nach Braunlage.
Hinter Braunlage in Richtung Wieda, Zorge zersplittert die Gruppe ob des enormen Tempos, ich lasse abreißen.
Mein Körper signalisiert, er befinde sich im unteren Bereich des "Form-Wellen-Tals", die Bimbach/Nauders-Peak ist längst überschritten.
Von hinten kommt ein netter Bekannte, Reiner, Tria aus Meckelfeld. Mit ihm bin ich Abschnitte der Osteroder RTF und in Bimbach gefahren. Zusammen fahren wir nch Wieda zur dritten Labestation im Feuerwehrhaus, wo auch heiße Nudelsuppe gereicht wird. Viele der fast unterkühlten Marathonis greifen gerne zu, ich selber mag keine großen Portionen während einer Tour und esse nur häppchenweise Kekse, Waffeln oder schlucke Gels.
Hier in Wieda erkenne ich auch das Gesicht zur roten Regenjacke, es ist Marian, ein Kumpel von Tobi. Wir kennen uns von einer Tour d'Energie-Vorbereitungsfahrt im Frühjahr, Typ Bergfloh.
Zu sechst fahren wir wieder los, Reiner und Marian dabei. Es gilt nach Hohegeiß hoch zu kurbeln, Marian übernimmt bald die Spitze, ich immerhin zweiter an der Bergwertung
Das Wetter bessert sich wieder, meine Stimmung auch. Die Regenjacke ist wieder hinten in der Trikottasche verstaut, der miese Gedanke im Kleinhirn, doch nur die kleine 200er-Strecke zu nehmen, ist verbannt.
Wir durchfahren das zweite Mal Braunlage und steigen hoch zum Oderberg. Marian schlägt ein tolles Tempo an und ist wieder oben der Erste, Reiner und ich finden unseren Tritt und fahren gemeinsam, der Rest fällt zurück.
Nächste Kontrolle zw. Oderberg und St. Andreasberg, großes Hallo! Ich treffe auf Stine und Thorsten aus Hamburg, beides neue Bekannte aus Nauders vom 3LG.
Die Regenjacke muss aber ab jetzt wieder raus und dem Reiner wird kalt, er will schon mal langsam vorfahren, um nicht auszukühlen.
Ich benötige 24 km und bis hinter Clausthal-Zellerfeld, um ihn wieder aufzufahren. Eine quälende Angelegenheit, St. Andreasberg und Sonnenberg, den miesen Wind immer auf der Nase, Reiners Jacke immer einige Hundert Meter vor mir, aber kaum aufzuholen.
Diese Abschnitt raubt mir sehr viel Energie, ich werde ihn später bereuen. Auch beraubt er mir meinen treuen Begleiter Marian; Gegenwind ist Gift für Bergflöhe, außerdem ist er wegen eines Praktikums nicht in richtiger Form.
Aber schön, mal wieder geschnackt zu haben!
Alleine will ich die noch bestimmt 100 Kilometer nicht angehen, ein Langstrecken-Tria als Begleiter erscheint mir eine gute Wahl, also Gas.
Endlich kann ich Reiner froh ins Gesicht grinsen: "Geschafft!" und berichte von meinem Ritt.
Nun durch Wildemann, diesem urigen Ferienort und hoch nach Bockswiese, Hahnenklee. Ganz gemählich geht's los, nach oben hin wieder etwas giftiger. Der Weg ist schlecht zu fahren, grob, zerbrochen, immerhin ruhig und im Wald (Windschutz).
Unten in Lautenthal Kontrolle und letze Feldertrennung, Reiner und ich biegen auf die letzte Schleife, uns begrüßt ein Schild, "15% Steigung", Sternplatz!
Ich zitiere mal aus "quäldich.de": "Der Anstieg ist trotz seiner Höhe von nur 213 Hm nicht zu unterschätzen, da er auch nur 2,66 km lang ist. Im Durchschnitt bedeutet das acht Prozent Steigung, die Spitze liegt aber bei recht beachtlichen 15 %".
Wir vertreiben uns die Zeit hoch mit Lagerfeuergeschichten von vergangenen Touren. Reiner weiß da viel zu erzählen, ich höre gespannt zu.
Ab Seesen über Münchehof bis Laubhütte folgt ein eher untypischer flacher Abschnitt, wir fahren schnell um Kilometer zu sammeln, ich merke, dass ich anfange die Passagen an der Spitze nicht mehr zu mögen.
Reiner nörgelt auch schon, er vermisst die Berge und bekommt zur Belohnung den 10 Kilometer langen Anstieg über Bad Grund wieder hoch auf die Harz Hochstraße, unten sanft ansteigen, nach oben hin etwas knackiger.
Bei der Förster RTF vor einigen Wochen sind wir andersrum gefahren, damals fand ich den noch, dieser Anstieg könnte auch ganz amüsant sein...
Wieder durch Wildemann und wieder hoch zur Bockswiese, diesmal beschränke ich mich mur noch auf's Kurbeln und halte die Klappe, Luft sparen, runden Tritt finden.
An der letzten Kontrolle fülle ich meine Flasche ein letztes Mal auf und vergesse sie prompt dort. Unkonzentriertheiten schleichen sich ein, tststs.
Aber der letze Abschnitt ist nur ca. 22 Kilometer lang, außer der sofort folgenden fiesen kleinen Rampe bietet er keine Herausforderungen mehr.
In einigen Passagen hilft uns auch der Wind, ich nehme das letzte Mal so richtig Fahrt auf und breche dann völlig ein. Will Reiner fahren lassen und nur noch ins Ziel. Er ist aber so nett und setzt sich als Lokomotive vor mich, zieht mich die letzten zehn Kilometer, setzt neben mich und spricht mit mir, Klasse!
Auf dem Tacho habe ich 246,4 km, 3.960 Höhenmeter, knapp 08:48 Std. Nettofahrzeit, 4.250 verbrauchte Kalorien.
Fazit:
Eine tolle, fordernde Strecke quer durch den Harz, super Crew am Start/Ziel und auch auf den Kontrollen. Für das Wetter können sie nichts, 30 Grad und Schwüle wären eh schlimmer auszuhalten gewesen.
Poki, du fragtest mich in Nauders an der Bar, ob ich nie leiden würde. Gestern auf den letzten 10, 15 Kilometer habe ich dir diese Frage beantwortet.
