AW: Rennradtreff Hannover - Teil 2
Appetithappen für 2011.. gestern hatten wir ein super Klassikerwetter
aus HH-B von gestern..
http://forum.helmuts-fahrrad-seiten.de/viewtopic.php?t=3368
Danke Jan
Appetithappen für 2011.. gestern hatten wir ein super Klassikerwetter
aus HH-B von gestern..
http://forum.helmuts-fahrrad-seiten.de/viewtopic.php?t=3368
Janibal schrieb:oder Äquatortaufe.
Schon Tage vorher habe ich immer wieder die Wetterkarten im Internett studiert und ich konnte das Wetter einfach nicht ändern. Eigentlich schönes Herbstwetter, aber am Freitag Übergang Richtung Winter. Hatte ich noch gesagt, das im Herbst es entweder trocken und Ostwind oder nass und Westwind herrscht, soll es den worst case geben, nass und Ostwind.
Der Wind ist schon entscheidend, da es sich beim Zeitfahren nach Berlin nicht um einen Rundkurs handelt, sondern um eine Strecke in eine Richtung, halt nach Osten von Hamburg aus. Die Regeln sind einfach. Start in Altengamme, die Elbbrücken Geesthacht und Dömnitz einmal überfahren und in Berlin-Spandau ankommen. Keine Bundesstraßen und keine Autobahnen benutzen.
Im Vorfeld hatte ich Johanna und Uwe eingeladen, was sie auch angenommen haben. Dazu kam noch der Meinhard aus Marburg. Einmal nur flach, kann auch ganz schön sein… und so konnte ich endlich mal in einen Team starten.
So haben wir uns auch alle am Start getroffen, und noch weitere 150 Fahrer. Beim „Langen“ im Altengammer Fährhaus ist ein reiches Frühstücksbuffet angerichtet. Nur fehlt mir leider dir nötige Zeit zum essen, noch Rucksack für Berlin mit Wechselsachen abgeben und hier und da ein kleiner Wortwechsel und schon werden wir zum Start gebeten. Da es auf einer Distanz von ca.275km nicht auf jede Sekunde ankommt, rollen wir uns durch die Nacht warm. Nach der Elbquerung Geesthacht fahren wir hinter dem Deich nach Osten. Wir sehen Ulrike und Konkursus am Wegesrand einen Platten beheben. Wir rollen auf Detlef auf, der uns bis Berlin begleiten und helfen wird, gegen den heftigen Nordwind.
Vor Bleckede ein kurzer Gruß an AndreaO, die in einem Liegeradteam unterwegs ist. So ein Liegerad ist doch was schönes, bei Wind von vorne. Als wir die Elbuferstrasse verlassen, um die Düne beim Freibad Alt Garge zu umgehen, treffen wir die Königin der Landstrecke Helle. Ihr Teampartner konnte nicht starten, irgendwie war das Rad im Keller eingeschlossen, so habe ich es gehört. Sie verlässt ihre Gruppe und kommt mit uns. Hier mache ich die einzigen Fotos.
Denn ich bekomme einen Schleicher und kann nur noch schwer folgen, es rollt nicht mehr für die nächsten 30km. Bis zur Versorgung nach der Dömnitzer Brücke versuche ich es ohne zu pumpen und komme auch an, dank der Rücksichtsnahmen der Gruppe. Es sind noch 2bar übrig, aber keine Körner. Neuer Schlauch (nach 5000km ohne Defekt etwas schwer zu wechseln) und etwas versorgt. Mit der Standpumpe wieder Druck im Reifen, aber kein Druck mehr auf dem Pedal. Wir sehen Nichtraucher noch abfahren.
Es sind 90km gefahren und es fehlen noch 180. Immer wieder muss ich die Gruppe bremsen, zu leer sind die Beine, falle auf der Windkante immer wieder aus dem Windschatten. Johanna baut mich auf, nur noch 10 bis Wittenberge, dann 30 bis Havelberg. Alles Kurzstrecke…. Versuche viel zu essen und zu trinken. Schwierig, das GPS zeigt immer über 30km/h und das bei Gegenwind. Meinhard und Detlef machen richtig Druck vorne.
Kurz vor Havelberg dann die Äquatortaufe für Johanna. Sie verlässt die RTF Halbkugel (<160km) und kommt in den Langstreckenbereich und lernt so die ganze Welt kennen, wie immer freudig strahlend. Uwe hat das schon hinter sich, er ist schon mal einen Marathon gefahren.
Auf der Allee der Depression (4km nur gerade aus), kommen nicht nur Motivationsverluste auf, sondern auch Regen. Das Thermometer war eh noch nicht zweistellig, jetzt fehlt auch noch die Tendenz dahin und das Wasser von Oben und Unten bringt zusätzliche Abkühlung. In Rihnow bei KM 200 fallen wir in einen Supermarkt ein. Auf den Champanger für Johanna verzichten wir und holen uns lieber Fruchtsäfte. Auf der Straße ziehen weitere Gruppen vorbei, was Teile unserer Gruppe beunruhigt. Die ist durch ein Dreierteam weiter angewachsen.
Jetzt wird es richtig kalt, der Körper arbeitet an der Verdauung und vernachlässig die Durchblutung der Extremitäten. Kaum einer bemerkt, das wir an der Geburtsstätte der Fliegerei (Otto Lilienthal) vorbeifahren. Hier fahren auch die zwei Radpiraten an uns vorbei, die ich schon auf der Transalp bewundern durfte. Dafür sammeln wir noch ein Pärchen auf, überholen Nichtraucher, der mit seiner Gruppe mal austritt. Berlin wird mit 72km angegeben. Spandau ist vorm Zentrum….und 100 gehen immer, also mal nicht weich werden. Wir fahren zweireihig und wechseln häufiger. Der Wind scheint nachgelassen zuhaben, dafür ist es am regnen. Es ist kalt, auch daran zu merken, das die Schokolade knackt beim brechen und im Mund nicht schmilzt….
Nach Nauen folgen wir der B5 auf Wegen, wovon der gebürtige Berliner nicht zu wissen scheint. Halt Wirtschaftswege die nicht nur nass sind, sondern auch braun. So sehen wir ein wenig wie Crosser aus. Als endlich der Berlin Bär am Wegesrand steht, kommen mir mal wieder fast die Tränen. Es ist klar, die Saison ist unverletzt überstanden und die 5km ins Ziel sollten zu schaffen sein. Auch für Johanna, die heute mit fast 280km richtig stolz auf sich sein kann. Und dabei auch noch richtig schnell.
Im Ziel am Wasser ist die Freude dann auch groß, bei vielen leider nur innerlich. Ich lasse dann mal die Disziplin ruhen und umarme alles, was in meiner Nähe ist. Das wird auch vom Fotografen der TOUR dokumentiert, der heute auch Bilder von der Strecke gemacht hat. Mal sehen was da kommt. Ich sehe mal, was nächste Saison kommt. Auf alle Fälle HH-B. Hier ist etwas gelungen, der www.audaxclub-sh.de hat viele Individualisten der Langstrecke vereint. Dank der hervorragenden Organisation, Reizenden Strecke und Einfachheit der Veranstaltung.
Die Rückfahrt haben wir noch am selben Tag mit der Bahn gemacht, wo wir die üblichen Verdächtigen gesprochen haben:
Da ist die Schaffnerin, die fragt, was wir abends mit dem Rad nach Hamburg fahren. -- Nach Hause halt. Hier versuche ich Johanna zu erklären, das Langstreckenfahren in einer TV-Sofa-Gesellschaft eher als Irrsinn denn als Spaß verstanden wird, wenn’s überhaupt verstanden wird.
Die junge Frau, die mit einem Bier schon mal für die Party vorglüht. So was würde ich nie schaffen, sagt sie. Auf die Frage, wie lange sie schon mal gefeiert habe, sagt sie stolz: von Freitag abend bis Montag morgen. Ohne illegale Drogen.
Und die Punks, die nicht mit dem Rad im Fahrradwagen weilen (mehr liegend als sitzend), sondern mit Einkaufswagen und Musik. Ich geben ihnen recht, das sie in diesem Zustand nicht HH-B fahren könnten. Aber wie der audaxclub-sh immer sagt, jeder kann ein Mensch werden, Rad fahren kann jeder.
Dankeschön
Danke Jan