Eine ganz spezielle Spezies sind die Kondukteure der SBB. Irgendwie mögen wir uns gegenseitig nicht wirklich ausstehen, wobei ich eigentlich Kunde bin und somit "König" wäre, dem ist aber nur so, wenn man KEIN Rad dabei hat.
Ich wartete heute in Arth-Goldau auf den Anschlusszug. Die Wagen mit Radhacken sind an der Tür speziell markiert. Der lange Zug fährt durch und ich beobachte alle Wagen die durchzischen wo ich mein Rad wohl unterbringen kann. Die Radwagen sind nicht immer an der gleichen Stelle in der Komposition!
Der Zug bleibt in der Mitte stehen, also denke ich, muss somit hinten sein. Da man mit den Radschuhen schlecht laufen kann, fahre ich mit 5km/h auf dem Perron nach hinten. Je nach Kondukteur ist das ok, einige sagen "langsam", einige "fahren sie ganz nach hinten", einige "absteigen und schieben". Ich hinten angekommen, kein Radwagen zu sehen. So fahre ich mit ca. 7km/h wieder nach vorne. Alle Leute schon eingestiegen, einige Ausgestigene stehen noch rum, viele auf dem Perron nebenan warten auf einen anderen Zug, da steht mir ein Kondukteur direkt vors Rad, und hier beginnt die "Freundschaft".
Er: Steigen sie auf dem Perron vom Rad ab!
Ich: Ich suche den Radwagen und finde diesen nicht!
Er: Dieser Zug hat keinen Radwagen!
Ich: Was ist den das für ein Zug? Wer hast diese Komposition zusammengestellt?
Ab diesem Zeitpunkt sind wir bereits dicke "Freunde" und somit per "Du".
Er (flippt aus und schreit): Immer diese Radfahrer, fahren auf dem Perron rum und jammern dann wenn ein Zug mal keinen Radwagen hat. Dann musst Du halt auf dem Fahrplan schauen wann ein Zug mit einem Radwagen fährt!
Hier beginnen sich die ersten Leute zu versammeln. Der Kondukteur hat eine mächtig rote Rübe und ist zudem ein Schrank von einem Mann. Mir schei..egal! Seine drei Kollegen von verschiedenen Zügen stehen 10m hinter ihm und schauen entgeistert zu. Zusätzlich muss ich noch sagen, das Räder nicht gratis reisen dürfen, dafür zahlt man was.
Ich: Soll ich eventuell noch ein Kursbuch mitschleppen wenn ich auf eine Radtour gehe, nur weil Deine Kompositionen nichts taugen?
Er: Ja, wieso kaufst Du Dir keines!
Ich: Damit Du einen Job hast!
Hier ging er in sich und war schlagartig ruhig. Ich stieg aufs Rad und fuhr um ihn herum mit dem letzten Satz in sein linkes Ohr "Heilandsack, das glaube ich ja nicht!".
Getuschel machte sich breit auf dem sehr leise gewordenen Perron. Ich sah mir den Fahrplan an und ging auf das andere Perron warten, wo der neue Zug kommen sollte.
Es geht also auch so.
Gruss, Bidonvergesser