AW: Probleme bei Laufrad zentrieren
Hallo
Aus meiner Erfahrung.
Für mich war es leichter (wenn ich in so einer Sackgasse war wie du), komplett alle Speichen zu lösen und dann von gleich weit aufgezogenen Nippeln (Nippeloberkante verdeckt gerade den letzten Gewindegang) mit dem zentrieren neu anzufangen.
Wie gesagt der Ausgangspunkt ist dann für mich, Nippelkante schließt mit letzten Gewindegang der Speiche ab. Da die Speichen dann noch nicht genug Spannung hatten gab ich erst für alle Nippel 2 Umdrehungen drauf und wenn es dann noch keine Spannung drauf war habe ich immer je Nippel 1 Umdrehung drauf gegeben und wenn dann noch nicht halt noch je eine Umdrehung 1 dazu.
So gehst du sicher dass die Nippel wirklich gleich weit drauf gedreht sind, was Grundlage für ein erfolgreiches Höhenschlag zentrieren ist.
Ich hatte übrigens zuvor versucht (in kleinen Schritten) mit meinem Tensiometer an den noch nicht vollständig gelösten Speichen eine gleichmäßige Speichenspannung, und damit annähernd gleich weit drauf gedrehte Nippel, und damit Rundlauf hin zu bekommen. Das blieb aber erfolglos.
Bei zuvor ungleichmäßig weit drauf gedrehten Nippeln, weiß ich nicht so recht, wo ich genau drehen muss. Dreht man an einer zu laschen Speiche, dann spannen sich automatisch weitere Speichen (z.B. gegenüber) mit. Dreht man dann zu feste Speichen etwas lockerer, dann entlasten sich auch andere Speichen (z.B. gegenüber) mit. Bei einem 36 Speichen Laufradrad sind die Kraftverhältnisse für mich aber so komplex, dass ich nicht ausmachen kann, welche Speichen sich damit automatisch mit spannen oder entlasten , wodurch ich das nicht genau steuern konnte.
Mit dem Ausgangspunkt der vollständig gelösten Speichen und von einem halbwegs gemeinsamen Anfang (gleich weit aufgedrehte Nippel) ausgehend, fiel es mir dann bedeutend leichter ein stimmigens Laufrad (Rundlauf wie Speichenspannung hinzu bekommen).
Hier gilt dann beim Zentrieren aber trotzdem noch der Spruch "mühsam ernährt sich das Eichhörnchen":
Gerade zum Ende sind minimale Zentrierschritte nötig (teils nur 1/8 Umdrehungen). Und dann zum Schluss nach dem drehen an nur 1 2 maximal 3 Nippeln immer gleich Abdrücken, um zu sehen, wie auch der Rest vom Laufrad auf diese Veränderung reagiert. Wie ich schon andeutetet, hat das drehen an den Nippeln nicht nur auf den Felgenbereich Auswirkungen der sich genau bei den Nippeln befindet sondern auch auf den Rest der Felge.
So kam es vor, dass ich ein Laufrad zum Ende bestimmt über 20 mal abgedrückt habe. Bei den ersten Abdrücken sind dann die Veränderungen noch frustrierend (vor allem in Bezug auf die Seitenschläge). Aber man merkt nach und nach die Erfolge (wenn man denn nicht zwischendurch zu wild herum zentriert hat).
Ich habe übrigens zwischendurch auf aufgehört wenn es zu anstrengend wurde und dann das Laufrad mal eine Nacht oder auch mal paar Tage stehen lassen und habe mich erst dann an das weiter zentrieren gemacht. Es braucht nämlich sehr viel Feingefühl und Konzentration, ansonsten macht man die zuvor erzielten Erfolge wieder kaputt.
Eine Sache ist übrigens noch ganz wichtig,
wenn du die Nippel eh schon lose hast, dann fette den Bereich wo der Nippel die Kontaktfläche mit der Felge hat und säubere schmiere auch die Gewindegänge der Speiche z.B. mit
WD 40. (
WD40 halte ich hierfür am besten, weil das Zeug anfänglich große Schmierwirkung hat, aber auch relativ kurzlebig ist. So kann man gut und feinfühlig zentrieren, ohne dass sich die Speichen stark verdrehen °1. Das Zeug verfliegt aber rechtzeitig, so dass sich die Speichen dann im Betrieb nicht selbsttätig lockern. Brunox ist auch bedingt geeignet. Hier ist aber zu beachten, dass die Schmierwirkung etwas länger andauern kann, so dass im Betrieb des Laufrades die erste Zeit eher Nachzentrieren fällig sein könnte, besonders auf der relativ schwach gespannten linken Seite des Hinterrades. )
°1
Das Verdrehen der Speichen, ohne dass sich der Nippel dreht ist eine lästige Sache.
Einerseit führt das Verdrehen zu einer Verkürzung der Speiche und damit Zentrierwirkung, die aber nicht von Dauer ist, da spätestens beim Abdrücken oder halt bei Belastung im Betrieb die Speiche sich ausdreht.
Anderseits kann man bei Verdrehenden Speichen auf nur schwer ausmachen, wann sich der Nippel nun wirklich auf der Speiche gedreht hat.
Gerade beim Feinzentrieren sollte man die geringste Bewegung des Nippels auf der Speiche sicher ausmachen können, ansonsten zentriert man sich tot.
Leider gibt es den oben beschriebenen Effekt auch mit dem Schmieren, er ist aber zum Glück deutlich herab gesetzt.
Als Hilfe kann man an Problemspeichen ein Stück Tesa Film dran kleben. Dreht dieser sich mit, dann dreht sich nur die Speiche. Hört er auf sich mit zu bewegen erzielt man echte Zentrierwirkung. Vergiss dann nicht den Tesawimpel auf Ausgangsstellung zurück zu drehen. Erst dann kannst du sehen, wie viel Zentrierwirkung du wirklich erzielt.
Ich hoffe ich konnte etwas weiter helfen und habe nicht all zu sehr verwirrt.
Ich betrachte mich selbst noch als blutigen Anfänger.
Ich habe mich so bisher an 5 Laufradsätzen zu schaffen gemacht (mehrmals, die beschriebene Variante war die mit Abstand erfolgreichste). Bisher stehen sie ganz gut (und ich schone sie gewiss nicht - kleines Kopfsteinpflaster und über 40 kmh kein Problem), und vor allem besser als von
Shimano und
Mavic und vom Händler eingespeicht.
Ob ich nun den Rundlauf besser hin bekommen habe als original kann ich nicht sagen. Nur soviel, an dem Rundlauf den ich nun habe ändert sich kaum noch etwas und das ist der Unterschied.
Ein weiterer Unterschied ist, dass ich die Laufräder viel härter eingespannt habe.
Es ist nämlich viel einfacher zu lasch eingespeichte Laufräder rund zu bekommen. Diese sind aber nicht so dauerhaltbar und schlaganfälliger.
Der Hintergrund ist folgendes. Bei geringer Spannung ist die Spannungszunahme und somit Zentrierwirkung bei einer sagen wir viertel Umdrehung am Nippel geringer als bei hoher Spannung und einer viertel Umdrehung am Nippel. Je höher die Spannung um so mehr Konzentration und Feinfühligkeit ist also gefragt, was angesichts des schwerer zu drehenden Nippel zusätzlich schwerer fällt.
Beste Grüße
Nordisch