Also, von Silkonöl würde ich eher abraten, da es nicht wirklich gut schmiert (der Theorie nach eigentlich überhaupt nicht - dafür hält es aber manche Dichtungsmaterialien und Kunststoffe geschmeidig, und greift solche Materialien nicht an). Meiner Erfahrung nach verkürzen Silikonöle das Kettenleben sogar, da sie dem Druck bei der (Gelenk-)Reibung nicht standhalten können. Allerdings stammt diese Erfahrung noch aus den frühen 90ern. Kann sein, dass sich da bis heute was geändert hat - ausprobieren möchte ich es aber nicht. Getriebe und Achsgelenke (z.B. bei ferngesteuerten Autos) lassen sich mit Silikonölen übrigens ebenfalls vortrefflich killen. Schmutzabweisend sind Silikonöle allerdings wirklich; nicht umsonst ist Silkon ein beliebtes Trennmittel.
Fett würde ich ebenfalls nicht nehmen, das ist was für Motorradketten. Es wird nämlich auch wieder fest (bzw. zäh) - und das kann durchaus Leistung kosten.
Da mir der ganze (Möchtegern?-)High-Tech-Kram schlicht zu teuer ist, nehme ich immer einfaches Motoröl (natürlich frisches). Damit wird auch die neue Kette erstmal vorsichtig bedacht (ein winziger Tropfen auf jedes Gelenk, ganz so, wie der Ragnar das auch macht), da neue (Sachs-)Ketten oftmals nur gewachst sind, was sie verdammt schnell umbringt. Da blockieren einzelne Glieder manchmal schon nach der dritten, vierten Ausfahrt. Was auch meine Meinung über Wachse als Schmiermittel deutlich macht.
Natürlich wird Motoröl irgendwann schwarz. Na und? Kann man abwischen, am besten mit einem ebenfalls öligen Lappen. Immerhin habe ich mein Fahrrad auch zum Fahren, nicht nur zum Ansehen.
Hat man halbwegs Glück, und muss nicht gerade bei Regen über Feldwege fahren, ist es eigentlich selten nötig, die Kette von Grund auf zu reinigen. Abwischen und neu ölen reicht. Meistens lebt eine Kette ohnehin nur ein bis zwei Jahre; da wäre mir der Aufwand viel zu hoch.
Wenn es aber doch mal sein muss: Kette demontieren (deswegen eine mit Schloss nehmen), und in einem alten Eimer mit Wasser und Spülmittel säubern. Das ist mild genug, um die Schmierung an den wichtigen Stellen nicht völlig aufzulösen. Wenn es ganz toll werden soll, Diesel oder Heizöl nehmen, aber lieber keine scharfen Lösemittel. Erleichtert das Nachschmieren.
Dass dünnflüssige(!) Öle nicht, etwas Wartezeit und korrekte Vorgehensweise vorausgesetzt, überall hinkommen, wo sie gebraucht werden, halte ich für ein Gerücht. Fahrradketten haben derart viel Spiel, dass sich die Sache ganz von selbst regelt. Dichtungen sind ebenfalls nicht drin. Das Öl zieht da schon rein, auf jeden Fall.
Sprays mit trocknenden Wirkstoffen haben nach einer echten Reinigung natürlich keine Chance mehr, das stimmt schon.
In diesem Sinne gute Fahrt, und bleibt sauber,
Sven