AW: Macht radeln aggressiv ?
Macht Radfahren aggressiv? Ja. Das tut es.
Und zwar ganz besonders dann, wenn die Runde zu kurz war. Im Winter, wenn wegen Wetter und früher Dunkelheit nur eine höchstens 60er Runde drin ist, komme ich oft genervt und mit einem gerüttelten Maß an Aggressivität zurück. Da ist vielleicht noch zuviel Testo übrig.
Aggressionsfördernd wirken bei mir auch lästige Geräusche am Rad, wenns bei jedem Tritt über Stunden knackt und knarzt.
Die motorisierten Gäste auf Bundes- und Landesstraßen wecken nur dann meine Gegenreaktion, wenn die mich tatsächlich gefährden. Pures Gehupe und Gefuchtel beeindruckt mich nicht. Mit Lkw-Fahrern habe ich bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht. Trotzdem die Ladung manchmal gefährlich ist. Wie gestern, als mich auf einer schmalen Straße ein großer Holzlaster mit frischen Eichenstämmen überholte und wohl ein Ast übrig geblieben war, der weit nach rechts raus stand. Zum Glück habe ich das gesehen und mich auf dem RR lang gemacht. Sonst hätte der mich in die Botanik befördert. Ich gab Zeichen, der Fahrer, ein Franzose, entschuldigte sich und schnitt den Ast ab.
So genannte Radwege sind in der Südwestpfalz meist das Ergebnis eifriger Kommunalpolitiker, die sich gerne mit touristischen Errungenschaften schmücken, aber keinen blassen Schimmer davon haben, dass sie mit diesen dilettantischen Planungen eben die heiß umworbenen Radtouristen gefährden. Kaum einer dieser Radwege erfüllt die gesetzlichen Anforderungen. Hauptsache, ein blaues Schild aufgestellt und den Landeszuschuss ausgenutzt. Daher benutze ich die grundsätzlich nicht. Konflikte deswegen hatte ich in meinem Trainingsrevier allerdings noch keine.
Etwas anders sieht es in Großstädten und drumherum aus. Ich fahre mit dem RR regelmäßig durchs Nordelsass nach Karlsruhe. Spätestes ab der Rheinbrücke beginnt der Stress. Auf den wenigen Kilometern bis zur Wohnung meines Bruders in der Innenstadt werde ich regelmäßig angehupt, angeschrieen, geschnitten und ausgebremst. Und das, obwohl dort tausende Radler aller Art unterwegs sind und die Autofahrer daran gewöhnt sein müssten. Das ärgert mich dann schon so sehr, dass ich so manchem gerne mal eine abräumen würde.
Um wenn wir dann am nächsten Tag in den Schwarzwald wollen, geht das Spektakel mindestens bis nach Ettlingen weiter. Auch Sonntags. Da fällt es mir sehr schwer, ruhig zu bleiben.
Ich glaube, wenn ich dort wohnen müsste, würde ich mir auf Dauer entweder einen anderen Sport suchen, oder ein Auto kaufen und das Rad in eine ruhigere Gegen karren.
Probleme mit Motorrädern erlebe ich regelmäßig zu Saisonbeginn. Da müssen die Kradler wieder neu fahren lernen, bis die merken, dass eine Maschine in der Kurve in die Breite geht.
Gruß Bodybuilder