AW: Linker Oberschenkel geht immer zu.
Dehnen ist ein anderes Thema und sollte bitte hier nicht diskutiert werden.
Zur Tritttechnik und als Überleitung aus meiner anderen Antwort. Tritttechnik in Form von einbeinigen Pedalieren und Spin-Ups war in JEDER Rolleneinheit der letzten Monate Bestandteil der Einheit.
Dort ist halt nur aufgefallen, dass das rechte Bein wirklich etwas schwächer als das linke Bein ist, aber nicht, dass sich die Tritttechnick qualitativ zwischen rechts und links groß unterscheidet (womit ich nicht sage, dass die Tritttechnik generell nicht verbesserungswürdig sein könnte).
Ich werde deinen Ansatz mit dem "aus der Hüfte treten" aber mal ausprobieren. Kannst du den Einsatzzeitpunkt, des aus der Hüfte tretens mal im gängigen Uhrzeitsystem für die Trittbewegung konkretisieren, damit ich das möglichst genau umsetzen kann?
Also Kurbelarm oben 12h, Kurbelarm näher zum Vorderrad 3h, Kurbelarm unten 6h.
Anhang:
Hier finde ich es eigentlich sehr gut erklärt:
http://www.2peak.com/archive/runder_tritt.php?newLanguage=de
Den Artikel von Petzke finde ich erstmal sehr gut, wobei ich allerdings genau in zwei Punkten, von denen einer für dein Problem relevant ist - der andere weniger - etwas anders an die Sache gehe, als Petzke. Außerdem macht er glaube ich einen grundlegenden Fehler, der auch für deine Problematik relevant ist. Fangen wir mal damit an:
Er sagt, es gehe um Ökonomisierung und darum, daß möglichst viele der geleisteten Arbeit vortriebswirksam sei, daß "Spitzen" in der Leistung vermieden werden usw.
Grundsätzlich stimme ich erstmal zu. Vor allem räumt er grundlegend mit diesem Mumpitz auf, daß die Kraftentfaltung im in Richtung der Tangente an den Pedalkreis erfolgen müsse und widerspricht damit dem nach wie vor in der "offiziellen" Biomechanik gültigen Begriff des "biomechanischen Wirkungsgrades".
Was er m.E. nicht berücksichtigt, ist die Erholung der Muskulatur. Es kann nämlich sein, daß die Bewegungen in der Summe zwar in Petzkes Sinne ineffizienter sind, aber dadurch die Anspannungsphase einzelner Muskelgruppen verkürzt und damit die Erholungszeit verlängert wird.
Machen wir es mal am Beispiel deines Problems und den betroffenen Muskeln. Die Abbildung bei Petzke zeigt sehr schön den bei allen Radrennfahrern einschließlich Weltklasse-Profis ruckartig einsetzenden Einsatz der vorderen Oberschenkelmuskulatur zur Abwärtsbewegung bei 1 Uhr bis 1h30. Im weiteren Verlauf kritisiert er dann die in Grafik 1 zu schnell zurückgehende Muskelaktivität der Kniestrecker im Verhältnis zu den Hüftstreckern.
Was ich eher für abträglich halte, ist das zu lange "Drücken".
Man muß hier allerdings sehr genau sein, um nicht scheinbare Gegensätze aufzubauen, will sagen: Möglicherweise kann man den Standpunkt von Petzke (nochmal: er widerspricht der "Schul-Sportmedizin"! Ich widerspreche ihr auch, trotzdem haben wir nicht notwendigerweise ein- und denselben Standpunkt in allen Fragen) und meinen auch vereinbaren.
Worauf es ankommt, kann man besser getrennt behandeln:
- Aspekt Ermüdung: Hier scheint es zunächst einen Gegensatz zu geben: Er empfiehlt sehr langen Einsatz der Kniestrecker, d.h. vordere Oberschenkelmuskulatur, ich sehe gerade dort das Problem. Lassen wir das erstmal so stehen.
- Aspekt Vermeidung unnötiger Spitzen: Da gebe ich ihm Recht.
Wie kriegt man das jetzt "auf einen Nenner". Sehr wichtig scheint mir ein Hinweis, der durch die Überbewertung dieser beiden Grafiken schnell übersieht. In der
nächsten Grafik (die mit den unterschiedlich dicken grünen Pfeilen) sieht man nämlich nochmal seine Grundaussage
ganz konkret: Während die "Schul-Sportmediziner" nämlich den dicken türkisgrünen Pfeil favorisieren würden, plädiert er hier für eine nach gültigem Begriff des "biomechanischen Wirkungsgrades" unökonomische Kraftrichtung, nämlich eine nach vorne zeigende Kraftkomponente von ca. 45-50 % im Verhältnis zur senkrechten (Resultierende ca. 25° - 27° zur Senkrechten).
Da würde ich ihm dann nämlich wieder zustimmen und damit gäbe es die Möglichkeit, beide Standpunkte zu vereinbaren.
Fragt man nämlich, was durch die nach Petzkes (und - i.a.Bescheidenheit - meiner) Meinung nach falschen Kraftrichtung entsteht, dann ist es genau das von ihm kritisierte "Gegeneinanderarbeiten" der Muskelgruppen und - das erwähnt er glaube ich nicht: mehr "Haltearbeit". Um nämlich die Kraftrichtung in die Richtung des dicken türkisgrünen Pfeils zu lenken ist folgendes erforderlich:
- Die Kraftentfaltung der Kniestrecker muß "gebremst" werden, ohne ganz beendet zu werden (!)
- Die Ferse kann nicht so stark durchgedrückt werden, dadurch wird die Kniestreckung tatsächlich verringert (es bleibt auch am unteren Totpunkt stärker gebeugt), die Bewegungsarbeit der Kniestrecker geht also in Haltearbeit über.
- Die Arbeit der Wadenmuskulatur (M. soleus, M. gastrocnemius) muß früher einsetzen.
Und jetzt passen die verschiedenen Aspekte sehr viel besser zusammen: Wenn nämlich die Muskelarbeit auf diese Art insgesamt zeitlich
verlängert wird, ohne einen Beitrag zur Gesamtarbeit- bzw. Leistungserhöhung zu bringen, ist diese Trettechnik sowohl unter dem Petzkeschen Aspekt als auch unter meinem Aspekt der Muskelerholung abzulehnen.
Wo bleibt jetzt der Unterschied?
Sorry, daß ich da erst zur direkten Beantwortung deiner Frage komme, aber ich denke, diese Vorüberlegungen waren wichtig.
Meine Empfehlung für die "rote Kurve" (also Kniebeuger) wäre im Vergleich zu Petzke:
- 12 - 1h30:Früheres Einsetzen als P., aber nicht so stark wie in Grafik 1
- 1 - 2h: fast identisch mit P.
- 2 - 4h: etwas schwächer als P. aber gleichmäßiger und länger.
Ich bezeichne diese Art des Tretens gerne als "geduldiges" Durchdrücken bzw. - ab 4h - "geduldiges" Nachführen.
Man versucht also nicht im unteren Teil der Abwärtsbewegung sehr viel Kraft einzusetzen, sondern läßt den Muskel einfach "weitermachen, so gut er kann".
Entsprechend unterscheidet sich auch der Einsatz der Hüftstrecker. Sie setzen kräftiger ein, Beginn und Ende des Einsatzes unterscheiden sich aber nicht gegenüber dem Petzkeschen Verlauf.
Das sind jetzt aber Unterschiede, die sich aus der prononcierten Darstellung des Aspektes "Ermüdungsvermeidung" ergibt. Es würde mich also nicht wundern, wenn ein Fahrer, der genau nach meiner Empfehlung tritt,
100% das gleiche Trittmuster aufweist wie das von Petzke. Vor allem die rote Linie ist sehr ähnlich (vom Verlauf, vielleicht nicht vom Betrag der Kraft) dem, was man an sich selbst fühlen kann, wenn man auf der Rolle fahrend die Hand auf die vordere Oberschenkelmuskulatur legt (vor allem M. vastus lateralis). Man spürt dann sehr deutlich das "Einknicken" der Kraftentfaltung bei ca. 2h und das "Nachdruckgeben" am Ende bei fast 6h.
Soweit.
k.