Hannes schrieb:
Ich misch' mich da einfach mal ein, auch auf die Gefahr hin, dass ich wieder mal einen auf den Sack kriege.
Es geht um
Werkzeug - ich bin grade dabei, bei einem Instrumentenbauer eine Gitarre zu bauen - ganz von vorne, nix Bausatz, hochwertige Hölzer, sehr zeitaufwändig.
Ich bin Lehrling, er ist Meister, seine Werkzeuge sind vom Feinsten. Die Stähle seiner Messer sind z. T. in Japan gefertigt, seine Beitel und Schnitzmesser, Sägen usw. usf. haben ein langes Leben hinter sich, werden gehegt und gepflegt. Qualität des Werkzeugs ist Trumpf.
Man muss mal hingucken, wie er das Material pflegt, schärft und aufs Sorgfältigste behandelt. Des Meisters Schnitzmesser hatte ich mal versehentlich in der Hand - ein strafender Blick war die Folge.
Schrott kommt bei dem nicht in die Werkstatt.
Anderer Aspekt: In meiner Verwandschaft gibt's eine Töpferin, der geradezu übermenschliche Fähigkeiten beim Drehen von Tongefäßen nachgesagt werden - aber die kann das auch auf einer uralten, eierigen Scheibe - die hat's einfach handwerklich drauf, kann sich auf sowas einstellen, improvisieren, braucht kein High-Tech-Teil, macht mit wenig ganz viel. Von daher ist das wohl von Handwerk zu Handwerk auch unterschiedlich....
Ich hab' mir schon oft gewünscht, ein ordentliches Handwerk gelernt zu haben, mal was richtig zu können...
Ja klar, dein Gitarrenbauer hat tolles
Werkzeug. Er hat Freude an seinem Beruf und er gönnt sich zum Arbeiten tolles
Werkzeug. Glaub mir, wenn es drauf ankommt und er wirklich ein Guter ist, kann er auch mit ganz einfachen
Werkzeug die tollsten Sachen machen. Das erklärt auch das Phänomen, was wir aus der Kunstgeschichte kennen. Dinge die 7000 Jahre alt sind und mit dem heutigen Stand der Technik locker mithalten können, sind mit den primitivsten
Werkzeug entstanden.
Deine Töpferin verzichtet auf High Tech. Sie hat schlicht kein Interesse daran. Sie kann es auch so. Ihr
Werkzeug sind ihre Finger. Töpfern ist da was Spezielles. Man braucht ein guten Ofen, Ton und die uminöse Scheibe.
Vor allem braucht man "gute Hände".
Ich will es mal so beschreiben. Wenn ich mir ein
Werkzeug anschaue, weiß ich in der Regel was ich von ihm erwarten kann. In den seltensten Fällen alles. Ich stelle mich auf die Qualität des Werkzeugs ein. Die Kraft die ich anwende sollte nich größer sein als das
Werkzeug verträgt, welches auf das Werkstück wirkt. Das ist eine einfache Weisheit, die aber sehr häufig missachtet wird. Das geht irgendwann in Fleisch und Blut über. Bei manchen aber nie. Außerdem gibt es viele Kniffe und Tricks, wie man jeweils mit einfachen Mitteln Probleme bewältigt.
Zu viel Hebel am
Werkzeug ist tödlich für das
Werkzeug. Auch für das aus dem Campa-Koffer. Manchmal ist es sogar besser wenn das
Werkzeug nicht so stabil ist wie das Werkstück. So bleibt das wenigstens relativ unbeschadet.
Handwerker haben gutes
Werkzeug vor allem deswegen, weil es lange hält und weil es präzise ist. Sie mögen sich nicht andauernd neues kaufen und sie mögen nicht ständig tricksen müssen, um mit dem einfachen Schlüssel die Schraube loszukriegen. Außerdem gewöhnt man sich gerne an sein täglich benutztes
Werkzeug. Es ist aber nicht so, dass sie mit den einfachen
Werkzeug nichts Zustande kriegen würden. Wahrscheinlich wird auch dem richtig guten Handwerker mal was zu Bruch gehen. Aber die Ergebnisse würden sich wohl kaum von denen mit dem teueren
Werkzeug unterscheiden. Ich rede hier von einfachen Handwerkszeug ( Schlüssel, Zangen,Sägen). Je einfacher die Anwendung desto einfacher kann das
Werkzeug sein.
Die angesprochene Hobbykiste,wird ja nicht acht Stunden täglich benutzt. Wer das will sollte sich garnicht mit Gedanken befassen, diese zu kaufen. Aber wer im Schnitt einmal in der Woche was an seinem Rad macht, vorausgestzt er hat das nötige Gechick, kann die Kiste noch in ein paar Jahren benutzen. Bei mir wird es jedenfalls so sein. Ich habe aber auch anderes
Werkzeug und das meiste aus der Kiste wird nur im Ersatzfall zum Einsatz kommen.
L.
an die allgemeinheit 
