Wo das riesige Problem an Bargeld sein soll, leuchtet mir zwar nicht ein, aber okay (klar würde das einige Wartezeiten erzeugen).
Nein, weshalb sollte es das? Es hindert einen doch niemand daran und bei normalen "richtigen" Brevets ist das doch normal, daß man sich unterwegs entlang der Strecke selber einen Laden (aus)sucht und zwar genau DANN wenn man es für nötig erachtet, sich dort etwas warmes oder was kaltes holt und entweder vor Ort kurz mampft und pausiert, oder direkt weiterfährt und unterwegs isst/trinkt. Da hat man dann lediglich die ganz normalen, alltäglichen Wartezeiten vor einer Kasse, oder bis man die Bestellung aufgeben kann. Mit einem zentralem Versorgungsangebot sammeln sich aber hingegen völlig klarerweise die Brevetfahrertrauben und dann kommt es zu den unangenehmen langen Wartezeiten.
Gut, bei solchen MenschenMASSEN ist solch ein rund-um-die-Uhr Angebot und durchaus hilfreich. Jedoch, bei LEL hat man a) noch nicht solche Massen und b) wird das Argument man müsse für Verpflegung sorgen, weil es in Schottland streckenweise extrem dünn mit den normalen Ladengeschäften zugehen, dafür genutzt um die Komplettversorgung auf der gesamten Strecke zu rechtfertigen. Wenn da Logik mit im Spiel sein sollte, erschließt sie sich mir nicht.
Es geht ebene auch anders. WENN man das will. Will man aber nicht. Die Briten rechtfertigen das mit Pragmatismus und anderen Sprüchen, die m.E. aber allesamt nicht wirklich griffig sind und daher keine gute Begründung darstellen. So heißt es, daß wäre so hygienischer, wenn eine Person für alle die Wasserflaschen auffüllt. Geniale Logik, v.a. wenn diese eine Person sich nach dem letzten Klogang nicht die Pfoten wäscht und sich mit den Handschuhen dann einmal kurz an bereits verseuchten Stellen kratzt.
Ich möchte Probleme vermeiden, deswegen vermeide ich gerne die Stellen wo häufig systematische Fehler geschehen.
Und wenn man weiß es kommt ein Abschnitt mit dünner Versorgung, dann ist es für einen Randonneur doch selbstredend klar, daß man vorher genug bunkert und v.a. auch immer Reserven mitführt.
Die Leute die solche Fahrten nur mit einem absolut auf Kante genähtem Konzept fahren, tun dies auf eigenes und zwar entsprechend größeres Risiko. Dafür ist nicht der Organisator verantwortlich. Mich nervt dieses Alles Inklusive Denken und die verborgene "Vollkaskomentalität". (Besonders in UK, aber auch in Schottland hat sich dieses "Safety first" massiv verselbstständigt, sehr viele Stöhnen darüber, aber niemand begehrt auf.)
Es mag zwar bequem sein und vordergründig ein paar Vorteile haben, aber es läuft dann eben auf das hinaus, was Andreas schon kritisiert hat und was auch in dem Text bei Christoph Moder sehr schön herausgearbeitet ist und sich eben auch in den Grundzügen des Selbstverständnisses für diesen Sport niedergeschrieben ist: Der Herausforderung soll sich jeder Teilnehmer selber stellen, die Aufgabe selber bewältigen.
Es gibt immer einen Weg, es gilt diesen zu finden. Es ist okay sich auch untereinander zu helfen, das ist sogar wünschenswert und stärkt unsere sozialen Kompetenzen.
Ich will aber nicht, daß mir ein Veranstalter wie eine große Mama alles vorsetzt und die gleichzeitig überall installierte Werkstatt mir meinen Zossen hier und da wieder hübsch herrichtet. Ich will das selber schaffen. Und ich möchte dies mit Anderen zusammen erleben können.
Die Zweiklassengesellschaft würde bestehen, ja. Aber anders als du meinst. Sie würde aus denen bestehen, die sich der Herausforderung komplett ehrlich stellen und denen die nur so tun.
Klar, das kann man auch komplett anders sehen und das ist auch in Ordnung so. So wird mir Ivo nachher bestimmt noch den Kopf hier waschen. Ändert aber nichts daran, wie ich solch eine Fahrt bestreiten möchte: Im ursprünglichen Sinne. Mit einem Minimum an finanziellem Aufwand, denn ich habe auch nicht so unbegrenzt viel Geld. Andere, besonders jene die sehr gerne so tun als wäre das nur eine Nebensächlichkeit, stecken m.E. schon viel zu tief drin in dieser Abhängigkeit, nur wird ihnen das nicht und vielleicht auch niemals klar werden.
Viele Manager und Menschen mit auch sonst zuviel Geld, buchen ja gerne die sauteuren Kurse bei Sport- und Naturgrößen, begeben sich ein Selbsterfahrungscamp in der Wüste, in den Bergen, oder sonstwo in der Wildnis von Schweden oder was weiß ich und dort stellen sie dann verwundert fest, was so alles auch mit ganz wenig geht und das Bescheidenheit ganz neue und bis dahin ungeahnte Kräfte freisetzen kann. Und dann wird wieder ein Selbsterfahrungsbuch vion einem VIP geschrieben und noch ein Vortrag gehalten usw. ...
Es reicht wenn man Brevets fährt und zwar ohne umfängliches Vollverpflegungsprogramm. Das stärkt das Bewußtsein für die eigenen Fähigkeiten und die v.a.auch die Selbstverantwortung für sorgsame und achtsame Vorbereitung ungemein.
Das aber selbst dann noch herausragende sportliche Spitzenleistungen möglich sind, hat Björn Lenhard nun vorbildhaft gezeigt. Danke dafür.